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«Zweitwohnungsbesitzer besser integrieren»

Aus dem Abstimmungskampf habe ich mich herausgehalten. Möglicherweise hätten ein breiter abgestütztes Austragungskonzept, ein höherer Einbezug von Bündner Dienstleistungen in der Konzeption und vielleicht auch andere Frontfiguren zum Erfolg geführt.

Südostschweiz
03.04.13 - 02:00 Uhr

Ihr Heimatkanton Graubünden steht immer noch unter dem Eindruck der verlorenen Olympia-Abstimmung. Wie deuten Sie dieses Zeichen der Bündner Bevölkerung?

Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Wenn aber selbst die vorgesehenen Austragungsorte St. Moritz und Davos Ablehnungsraten von 40 Prozent aufweisen, so sind das doch sehr deutliche Zeichen. Mit mehr Zustimmung im Rheintal und in der Surselva hätte es aber reichen können, und die Chance wäre zu packen gewesen. Dem Projekt nicht förderlich war sicher auch das Hickhack um die Finanzierung.

Zuvor wurde bereits das Tourismusabgabengesetz an der Urne verworfen. Haben die Bündnerinnen und Bündner genug vom Tourismus?

Nein, entschieden nicht! Aber in einer Zeit, in der alle Zahlen nach unten zeigen, sagen die Bündnerinnen und Bündner nicht Ja zu einer neuen, kantonal verordneten Abgabe. Das kommt in Graubünden nicht gut an.

Hätte man auch da ein individuelleres Vorgehen wählen müssen?

Wir haben nun einmal einen Kanton mit 150 Tälern und fünf grossen, eigenständigen Destinationen. Diese Autonomie gilt es zu respektieren und möglichst Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich diese entfalten können.

Graubünden wird auch die Folgen der Zweitwohnungsinitiative zu spüren bekommen Was erwartret die Bündner Ferienorte mit mehr als 20 Prozent Zweitwohnungsanteil?

Da ist in den nächsten drei bis fünf Jahren vor allem ein deutlicher Rückgang in der Bautätigkeit zu erwarten, damit verbunden sinkende Steuereinnahmen und Handänderungssteuern und weniger Beschäftigung. Dem Tourismus im engeren Sinn schadet das nicht, vielleicht nützt es ihm sogar.

Sie haben kürzlich eine Studie zu den Zweitwohnungen in Davos veröffentlicht. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

Ein Drittel der Gesamtwertschöpfung in Davos wird direkt oder indirekt durch Ferien- und Zweitwohnungen generiert, 80 Prozent der Betten und 60 Prozent der Logiernächte. Wenn wir dieses riesige Potenzial besser nutzen wollen, kommen wir nicht um eine engere Zusammenarbeit mit den Zweitwohnungsbesitzern und deren bessere Integration herum.

Und wie verbringt Roland Zegg seine Ferien?

Die Winterferien mit den Kindern in den Skigebieten in Samnaun, Lenzerheide und Flumserberg, die Sommerferien mit meiner Frau mit Wandern, E-Biken und Baden auf Sylt, wo wir unmittelbar neben einem Naturschutzgebiet ein Haus besitzen. (nw)

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