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Wohin mit den alten Asphaltbelägen?

Ausrangierte Strassenbeläge werden zunehmend zu einem Problem für die Bündner Kies- und Betonindustrie. Denn die Berge aus altem Teer auf ihren Arealen wachsen und wachsen, weil das Material kaum wiederverwertet werden kann.

Südostschweiz
08.04.12 - 02:00 Uhr

Von Dario Morandi

Chur. – Das Problem wurde kürzlich an der Generalversammlung des Verbandes Beton- und Kiesindustrie (VBBK) thematisiert: Konkret geht es dabei um ausgediente Strassenbeläge, die von Tiefbauunternehmen auf den Arealen der Beton- und Kieswerke deponiert werden. Die Berge würden immer grösser. Man wisse bald nicht mehr wohin mit diesem Material, hiess es von verschiedener Seite. Der Grund dafür ist, dass die ausgebauten Asphaltbeläge nicht oder dann nur schwer wiederverwertet werden können.

Material ist kaum mehr absetzbar

«Es ist in der Tat ein grosses Problem», erklärt Jürg Wolf. Er weiss, wovon er spricht: Wolf ist Inhaber des Kies- und Betonwerks Vetsch in Pragg-Jenaz und Vorstandsmitglied des VBBK. «Wir bringen die alten Strassenbeläge kaum mehr weg.» Und gemäss seinen Worten trägt sich so mancher Unternehmer inzwischen mit dem Gedanken, einen Annahmestopp zu verhängen.

Die alten Teerbeläge seien wegen besonders hohen Qualitätsansprüchen im Bündner Strassenbau selbst als Zusatzmischung zum üblichen Koffermaterial im Strassenkörper kaum mehr absetzbar. «Die Nutzungsmöglichkeiten von Asphalt-Granulat sind massiv eingeschränkt», weiss Wolf. Bestenfalls sei dieses nur noch für die unterste Tragschicht wiederzuverwerten. Das Problem sei, dass die angelieferten Teerplatten oft aus mehreren Strassensanierungen stammten «und wir deren Zusammensetzung nicht immer exakt definieren können».

Aargau schreibt Wiederwertung vor

André Renggli stellt hinter die hohen Qualitätsansprüche im Bündner Strassenbau grosse Fragezeichen. Als Argument dient dem Präsidenten des Fachverbandes der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie die Situation im Kanton Aargau: «Dort gibt es sogar eine Anweisung der Baubehörden, wonach alte Strassenbeläge zwingend wiederzuverwerten sind», sagt er. Dass dies nicht auch in Graubünden möglich sein sollte, kann der Verwaltungsratsdelegierte des Untervazer Beton- und Kiesproduzenten Griston nicht nachvollziehen. Diese Ausgangslage führe für die Bündner Branche lägerfristig zu grossen Problemen, meint Renggli.

Rücklauf grösser als Verbrauch

Im kantonalen Tiefbauamt will man trotz der Asphalt-Berge in den Kieswerken allerdings nicht gleich von einem Notstand in der Baustoffbranche sprechen. «Der ausgebaute Asphalt stellt aber durchaus ein Problem dar, das angegangen werden muss», erklärt der stellvertretende Oberingenieur Roger Stäubli. Für die Wiederverwertung seien alte Strassenbeläge in der Regel bisher nicht in Frage gekommen, «weil das Material grösstenteils nicht unseren Qualitätsanforderungen entspricht». Und deshalb sei der Rücklauf an altem Asphalt gegenwärtig grösser als dessen Wiederverwertung, so Stäubli.

Es wird nach einer Lösung gesucht

Das Tiefbauamt sucht nun in Zusammenarbeit mit den Experten des kantonalen Amtes für Natur und Umwelt nach einer Lösung des sich stetig verschärfenden Deponieproblems. Geprüft wird dabei gemäss Stäubli unter anderem, inwieweit es möglich wäre, ausrangierte Strassenbeläge mit einem neuen Aufbereitungsverfahren in den Kieswerken dereinst dem Koffermaterial beimischen zu können. Erste Versuche mit Probemischungen seien vielversprechend verlaufen, erzählt Stäubli. Konkrete Resultate erwarten er und seine Kollegen vom Amt für Natur und Umwelt im Laufe dieses Sommers. Das Ziel sei, zunächst den Materialrücklauf aufzufangen und später die Asphalt-Berge ganz abzubauen, führt Stäubli weiter aus.

Zunehmend ein Problem: Die Reste von alten Strassenbelägen können nicht, oder dann nur schwer, der Wiederwertung zugeführt werden.

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