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«Wir wollen im Glarnerland natürlich keinen Polizeistaat»

Die Personalressourcen bei der Glarner Polizei werden schon länger diskutiert. Die Regierung beantragt dem Landrat nun eine Verstärkung um drei Stellen. Der Glarner Polizeidirektor findet, dies sei ausreichend.

Südostschweiz
07.04.11 - 02:00 Uhr

Mit Andrea Bettiga sprach Claudia Kock Marti

Herr Bettiga, sind Sie froh, dass die Regierung dem Landrat nun drei zusätzliche Polizeistellen beantragt?

Andrea Bettiga: Sicher, bin ich das. Die Gesellschaft hat sich verändert, das Sicherheitsbedürfnis ist grösser geworden. Stichwort Jugendkriminalität, mehr Delikte gegen Leib und Leben oder Internetkriminalität. Die kriminaltechnische Ermittlung wird immer aufwendiger. Oder nehmen Sie Sportveranstaltungen, bei denen Glarner Polizisten nicht wegen des Sports, sondern zur Verhinderung von Gewalt im Einsatz stehen. Dies auch in Rapperswil oder St. Gallen, wo wir über das Ostschweizer Polizeikonkordat eingebunden sind. Das wird zwar rückvergütet, bindet aber jedes Mal Ressourcen.

Sie listen die zunehmenden Aufgaben auf. Drei Leute mehr – das entspricht gerade einmal einer Aufstockung von 4,4 Prozent. Reicht das aus, um bei nächtlichen Schlägereien oder Einbrüchen schneller regieren zu können?

Es stimmt. Das ist nicht so viel. Gesamtschweizerisch macht die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren gerade eine Analyse, und es werden auch mehr Polizisten gefordert. Doch wollen wir hier im Glarnerland keine Stellen auf Vorrat schaffen. Stattdessen werden wir die vorhandenen Polizisten ganz gezielt einsetzen.

Was hat letztlich zur Einsicht geführt, das Polizeikorps wenigsten um drei Stellen aufzustocken? War es das Sicherheitsbedürfnis und der Ruf der Öffentlichkeit nach mehr Polizeipräsenz oder eher der Druck des Polizeikorps?

Weniger das Polizeikorps, sondern eher die Medien. Die «Südostschweiz» hat ausführlich und mehrmals über das Thema berichtet und eine Plattform für Exponenten geboten. Das war der Grund, dass erstmals in der Geschichte der Glarner Polizei eine Erhebung des Status quo, eine grosse Auslegeordnung, wie sie der Polizeibericht liefert, gemacht wurde. Der Bericht wurde auf Ende Jahr fertiggestellt. Die Gefahrensituation wurde darin analysiert, aber auch wo wir mit dem aktuellen Bestand stehen. Daraus resultiert, dass wir künftig mit drei neuen Stellen unseren Aufgaben und dem Sicherheitsbedürfnis nachkommen können.

«Wir versuchen, stets das Beste herauszuholen»

Können damit alle Aufgaben abgedeckt werden oder sind die drei neuen Stellen ein Kompromiss?

Die Version, die der Regierung vorgelegt wurde, verlangt drei Stellen.

Bei Velodiebstahl stelle die Polizei nicht viel mehr als eine Bescheinigung für die Versicherung aus, heisst es. Bleiben solche Delikte einfach liegen?

Wir wollen natürlich keinen Polizeistaat oder zu viele Polizisten haben. Für operative Fragen wie die Behandlung von Velodiebstählen ist aber der Polizeikommandant zuständig.

Die räumliche Enge im Mercierhaus stelle ein Problem dar, heisst es im Bericht an die Regierung. Bis die Abklärungen, aber auch die Finanzierung für ein Sicherheitszentrum im Zeughausareal stehen, dürfte einige Zeit ins Land gehen. Wie realistisch ist das Zentrum?

Dies wird politisch geprüft und entschieden werden. Die Federführung für die Umsetzung hat das Baudepartement. Da möchte ich heute keine Prognosen abgeben.

Der Bedarf nach mehr Raum ist aber klar ausgewiesen?

Das ist so. Gewisse Arbeitsprozesse können jetzt nur suboptimal ablaufen.

Gibt es Alternativen, wie die Probleme ohne neues Sicherheitszentrum im Zeughausareal gelöst werden können?

Wir probieren immer, das Beste aus den zur Verfügung gestellten Ressourcen herauszuholen. Das ist heute schon so, wo der Bestand nicht ganz top ist. Solange es kein Sicherheitszentrum gibt, werden wir auch bei den Räumen nach konstruktiven Lösungen suchen.

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