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«Wir wollen in der Badi wirklich nicht Polizei spielen»

In der Badi Schwanden gibt es Neuerungen. Manchen Gästen vergeht darob die Badelust. Die Bademeisterin und die zuständige Gemeinderätin verteidigen das neue Regime.

Südostschweiz
07.07.14 - 02:00 Uhr

Von Viola Pfeiffer

Schwanden. – Herumrennende, lachende Kinder, Eltern, die ihnen zusehen, Schwimmer, die ihre Bahnen ziehen und ein paar Jugendliche auf dem Sprungturm. Wenn man die Badi Schwanden besucht, hat man nicht den Eindruck, dass es um sie in den vergangenen Tagen ziemlich laut geworden ist.

In einem Leserbrief wurde etwa darüber geklagt, dass nicht Fussball gespielt werden dürfe. Und dass die Badi auch nicht verlassen werden dürfe, um auf dem Platz nebenan zu «tschutten». In einem anderen Leserbrief wurden verschiedene angeblich neu eingeführte Regeln kritisiert. Und der ehemalige Bademeister und frühere Gemeinderat Rudy Herrmann hat auf Facebook sogar den Rücktritt der zuständigen Gemeinderätin Simone Eisenbart gefordert.

Die falsche Bademeisterin?

Herrmann hat einiges zu beanstanden: «Die neuen Regeln sind nicht angemessen für eine kleine Dorfbadi, wie Schwanden eine ist», meint er. Und: «Solche Regeln, die abrupt eingeführt werden, wirken schnell diktatorisch.» Er kritisiert vor allem den Entscheid von Gemeinderätin Simone Eisenbart, Uschi Bürge als Bademeisterin einzustellen. Diese sei zwar durchaus bewandert in Reglementen, aber keine Lebensretterin, und sie sei nicht auf eine Badi wie Schwanden eingestellt. «Ein Bademeister ist doch kein Polizist», entrüstet er sich.

Er selbst habe sich ebenfalls erneut für den Posten beworben, ihn jedoch nicht bekommen. «Ich bin zwar enttäuscht, jedoch nicht frustriert», so Herrmann. Es gehe ihm einzig um die Badi Schwanden. Er wäre gerne auch bereit gewesen, mit der neuen Bademeisterin zusammenzusitzen und sie einzuführen. Denn: «Bei solchen Dingen ist die Erfahrung alles.»

Dies sei aber nicht passiert. Und das sei auch einer der Gründe, warum er auf Facebook den Rücktritt von Gemeinderätin Eisenbart gefordert habe. «Sie hat einfach nichts bewirkt», so Herrmann. Er habe den Eintrag aber wieder gelöscht. «Die Kommentare dazu wurden zu persönlich. So etwas wollte ich nicht.»

Alte Regeln werden durchgesetzt

Die neue Bademeisterin Uschi Bürge erklärt, dass es eigentlich nur zwei neue Regeln in der Badeordnung gebe: «Zum einen dürfen Kinder unter acht Jahren nicht mehr ohne Begleitung eines Erwachsenen in die Badi», so Bürge. «Und zum anderen ist es nicht mehr erlaubt, Unterhosen unter der Badehose zu tragen.» Das sei schlicht unhygienisch. «All die anderen Regeln gab es schon vorher. Nun werden sie einfach durchgesetzt», meint Bürge.

Dass es noch mehr neue Regelungen gebe, sei nicht korrekt, so Bürge. «Dass das Tauchen nur noch im Lernbecken erlaubt sei, stimmt zum Beispiel nicht. Ich habe einmal zwei Mädchen angewiesen, besser dort zu tauchen, weil es besonders viele Leute hatte und es gefährlich hätte werden können.» In Sachen Fussball spielen gelte dasselbe: «Wenn es nicht viele Leute hat, können die Kinder Fussball spielen so viel sie wollen», meint sie. «Aber wenn es viele Leute hat, geht das natürlich nicht.»

«Wir wollen nicht Polizei spielen»

Dass die Badi nicht verlassen werden dürfe, um auf dem Fussballplatz nebenan zu «tschutten», liege vor allem daran, dass man keine Präzedenzfälle schaffen möchte: «Sonst kommen plötzlich Leute, die morgens ein Billett gelöst haben und abends nach dem Arbeiten noch einmal herein wollen.»

Ausserdem seien die Kinder vom Fussballspielen immer dreckig, erklärt Uschi Bürge: «Wir sind verantwortlich dafür, dass das Wasser sauber bleibt und die Richtwerte eingehalten werden.» Das sei sie den Badegästen schuldig. Duschen würden leider lange nicht alle Gäste: «Wir wollen wirklich nicht Polizei spielen, aber manchmal geht es einfach nicht anders.»

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