×

«Wir sind schon die schrägen Vögel bei uns im Glarnerland»

Die Näfelser Stahlchäfer Steelband ist einer der 20 Vereine, die fürs Glarnerland am Olmaumzug durch St. Gallen ziehen. Die bunte Truppe freut sich auf die neue Erfahrung.

Südostschweiz
04.09.12 - 02:00 Uhr

Von Viola Pfeiffer

Näfels.– Wenn man sich die riesigen Blechtonnen ansieht, die die Stahlchäfer Steelband für das heutige Konzert aus ihrem Laster lädt, kann man sich kaum vorstellen, wie daraus Musik, geschweige denn etwas Melodisches entstehen soll. Umso grösser ist dann die Überraschung, wenn die Band loslegt. Fröhlich klingt die Musik, und erstaunlich leicht, nach Ferien, Meer und Karibik. «Das ist es, was wir erreichen wollen», erklärt Eugen Schwitter, der Bandmanager.

«Karibik ist unser Motto»

Bea Glaus und Edith Hämmerli sind für Motto, Dekoration und Auftreten der Band zuständig. «Unsere Instrumente stammen aus der Karibik, da liegt das Motto nah», erklärt Hämmerli. Auch der Wagen am Olma- umzug wird getreu dem Motto dekoriert. «Vielleicht mit Palmen und sicher mit Blumenketten, ganz karibisch eben», erklärt Glaus.

Mehr als Ziger und Jodeln

«Das Glarnerland ist vielfältig – und das wollen wir repräsentieren», ergänzt Edith Hämmerle, «aber irgendwie sind wir hier schon die schrägen Vögel.» Auch Eugen Schwitter betont, wie wichtig es sei, dass es auch so etwas wie die Stahlchäfer an der Olma gebe. «Wir wollen allen zeigen, dass das Glarnerland aus mehr besteht als aus Ziger und Jodeln.»

Aber nicht nur deswegen freut sich die Band auf den Umzug. «Das ist etwas ganz Neues, was wir noch nie erlebt haben», so Schwitter, «sonst spielen wir mehr auf Geburtstagen und Firmenfeiern.»

Nicht ganz so neu ist es allerdings für Beni Landolt, der schon seit 20 Jahren und somit am längsten dabei ist. Er hat die Band noch in ihren Anfängen als Näfelser Chäfersüder erlebt. «Damals waren wir noch eine Guggenmusik, und da wurde natürlich auch an Umzügen gespielt.»

Im Dezember in den Charts

Seit sechs Jahren ist die Stahlchäfer Steelband nun aber offiziell ein Verein und keine Guggenmusik mehr.

Zwei CDs sind bisher von der Band erschienen: «EarDrops» und «Feel the Steel». Im September werden dann die Aufnahmen für das dritte Album gemacht. «Bis es in den Charts ist, dauert es aber sicher noch», witzelt Eugen Schwitter, und die anderen lachen. «Das ist das Wichtigste bei uns», meint er, «wir sind eine fröhliche Truppe und haben Freude an der Musik.»

Leider habe es momentan sehr wenig Junge in der Band. «Das liegt vermutlich auch daran, dass es lange dauert, bis man die Instrumente beherrscht.» Das ist auch die Meinung der anderen Bandmitglieder. «Ich musste wirklich sehr lange üben», erklärt Ursina Wyss, «wer da keinen Spass oder keine Zeit hat, der gibt zu schnell auf.»

Wo sind die kleinen Instrumente?

Steeldrums oder Steelpans nennt man die Instrumente, auf denen die Stahlchäfer spielen. Für Laien sehen sie einfach aus wie leere, eingebeulte Tonnen oder eben wie riesige Pfannen. Allerdings sehr teure Pfannen. «Die kleineren silbernen Steelpans kosten an die 3000 Franken pro Stück», erklärt Eugen Schwitter. Schuld daran sind die Einbeulungen, im Fachjargon Tonfelder genannt. Diese müssen sehr präzise ausgehämmert werden, denn sie bestimmen die Höhe und Art des Tones. Durch die vielen verschiedenen Tonfelder entsteht eine musikalische Vielfalt und Töne, die sich anhören wie von einem Xylophon.

So kommt es auch, dass man sich, wenn man die Stahlchäfer spielen sieht, die ganze Zeit fragt, wo denn die kleineren, feineren Instrumente stehen. Aber es hat eben keine.

Pretty Woman und ABBA

Karin Slongo spielt das grösste Instrument, die Six-Bass-Steelpan. Das heisst, sie steht in einem Kreis von um sie angeordneten Tonnen, denen sie Musik entlockt. «Im Prinzip funktionieren wir nicht anders als zum Beispiel ein Violinorchester», erklärt sie, «Wir haben Partituren und können so alles nach Noten spielen.»

Entsprechend breit ist auch das Repertoire der Band. Von lateinamerikanischen Songs über «Pretty Woman» und Abba bis zu Rock‘n’Roll bekommt man von ihnen alles zu hören.

Vor allem die bekannteren heizen auch dem Publikum ein. «Am tollsten ist es, wenn die Leute tanzen», meint Bea Glaus. Und wie auf Befehl füllt sich die Tanzfläche. Am Ende führt jemand sogar eine riesige Bolognese durch das Festzelt an.

Die Stahlchäfer Steelband hat ihr Ziel erreicht: Die fröhliche Stimmung, welche die Musik verbreitet hat, klingt noch den ganzen Abend nach.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR