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«Will dafür sorgen, dass man der Jugend besser zuhört»

Der neu gewählte Stadtrat Tom Leibundgut versteht sich als Vertreter aller Schichten. Er will aber insbesondere dazu beitragen, dass Chur auch für die Jugend wieder zu einer lebendigen Stadt wird.

Südostschweiz
09.07.12 - 02:00 Uhr

Mit Tom Leibundgut sprach Hansruedi Berger

Herr Leibundgut, Sie haben Ihren Kontrahenten Beath Nay mit weit über 1000 Stimmen hinter sich gelassen. Haben Sie ein solch deutliches Resultat erwartet?

Tom Leibundgut: Nein, keineswegs. Ich war an diesem Wochenende extrem nervös. Ich habe eigentlich eher erwartet, dass Nay das Rennen macht. Ich bin daher sehr überrascht, aber auch allen sehr dankbar, die mir ihre Stimme gegeben haben.

Bei der Stadtpräsidentenwahl hat offensichtlich der Bürgerblock funktioniert. Urs Marti hat sich gegen Doris Caviezel-Hidber durchgesetzt. Bei den Stadtratswahlen war das nicht der Fall. Weshalb?

Das ist schwierig zu sagen. Ich habe in den letzten Wochen immer mehr das Gefühl gehabt, dass die Bürgerlichen einen Wahlkampf gegen mich und nicht für Beath Nay geführt haben. Ich finde dies falsch, und das hat Nay auch nicht verdient. Offenbar haben sich die Bürgerlichen nach dem ersten Wahlgang aber total zerstritten. Daraus haben sich sicherlich für mich Vorteile ergeben.

«Finde dies eine gute Mischung»

Man darf wohl davon ausgehen, dass Sie Ihre Stimmen in einem eher unpolitischen Lager und vor allem bei der Jugend geholt haben. Das ist für Ihre künftige Arbeit sicherlich auch eine Verpflichtung.

Selbstverständlich. Wir haben den Wahlkampf auf diese Wählergruppen ausgerichtet. Es ist auch von allem Anfang an ausgezeichnet gelaufen. Ich denke da beispielsweise an die ganze Open-Air-Geschichte. Mir ist bewusst, woher die Stimmen kamen, und ich weiss auch, was diese Wählerinnen und Wähler wollen.

Konkret: Wofür wird sich Tom Leibundgut als Stadtrat einsetzen?

Für mich ist es wichtig, dass man Jung und Alt gleich behandelt. Dabei sollen die Anliegen aller Gruppen auch ernst genommen werden. Gerade die Jungen haben oft das Gefühl, dass sie nicht für voll genommen werden. Ich will hier speziell dafür sorgen, dass man in Zukunft den Jugendlichen nicht nur mehr, sondern auch besser zuhört und ihnen ihre Wünsche erfüllt, zumindest in dem Rahmen, der möglich ist.

Chur hat erstmals eine Regierung mit einer bürgerlichen Minderheit. Was wird das für Auswirkungen haben?

Das ist im Moment schwierig zu sagen. Ich denke, die Stimmbürger wollten jetzt einfach einmal etwas anderes. Allerdings bleibt das Präsidium in bürgerlicher Hand. Ich persönlich finde dies eine sehr gute Mischung. Ich habe mich auch im Gemeinderat immer gewissermassen als Klammer gesehen, weil ich mich mit meinen politischen Ansichten zwischen der Linken und der Rechten befinde. Ich werde versuchen, meine Haltung inskünftig auch bei der Churer Stadtbehörde so einzubringen, dass wir als ein Superteam auftreten können.

«Müssen die Stadt weiterbringen»

Der Stadtrat ist links-grün, im Gemeinderat herrscht eine bürgerliche Mehrheit. Das lässt vier Jahre Stillstand befürchten.

Wir müssen einfach die Stadt weiterentwickeln. Dies ist sicherlich auch dem Gemeinderat bewusst. Ich würde es schade finden, wenn dies durch politische Spiele verunmöglicht würde. Ich glaube allerdings nicht, dass dies der Fall sein wird. Als bisheriger Gemeinderat bin ich überzeugt, dass wir gemeinsam einen Weg finden werden, die Stadt Chur weiterzubringen.

Sie werden wohl das Baudepartement übernehmen. Viele Bewohner der Stadt haben sich in letzter Zeit über verschiedene Bauten nicht gerade begeistert geäussert. Ich denke dabei unter anderem an die Kontroverse um den Alexanderplatz. Haben Sie ein anderes Verständnis von schönen Bauten als Ihr Vorgänger?

Auch mein Vorgänger hat nicht nur unschöne Bauten gemacht. Aber wir werden uns das ansehen müssen. Ich habe vielleicht bei älteren Bauten ein anderes Verständnis als Roland Tremp. Ich finde es zum Teil schade, was in den letzten Jahren für Gebäude in der Stadt abgerissen wurden. Auch wenn diese nicht über 500 Jahre alt waren, waren sie meiner Meinung nach trotzdem für das Stadtbild wichtig. In diesem Bereich werde ich sicherlich meine Impulse einbringen.

Und ein wenig sparen könnte man beim städtischen Bauamt wohl auch?

Man wird bei allen Ämtern schauen müssen, wo Potenzial für Einsparungen liegt. Es ist äusserst wichtig für die Zukunft unserer Stadt, dass wir die Finanzen wieder in den Griff bekommen. Aber die Stadt darf sich auch nicht zu Tode sparen.

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