×

Wieder fünf Gegentore: Chur 97 in Bedrängnis

Fussball total verrückt an der Ringstrasse: Chur 97 hat gestern gegen Seuzach einen 1:3-Rückstand in einen 4:3-Vorsprung verwandelt und die Partie trotzdem noch 4:5 verloren. Jetzt droht Ungemach.

Südostschweiz
26.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Johannes Kaufmann

Fussball. – Wo beginnen mit der Analyse dieses turbulenten Fussballspiels? Beim herrlichen Fallrückzieher von Hannes Gumpoltsberger und der ebenso sehenswerten Parade von Chur-97-Schlussmann Marko Zuvic? Vielleicht beim frühen Platzverweis gegen Chur-97-Spielertrainer Marius Zarn? Beim verrückten Spielverlauf, der der Heimelf ein 1:3-Rückstand, ein 4:3-Vorsprung und ein 4:5-Endergebnis bescherte? Oder doch beim Tor des Tages durch Patrick Widmer, der Zuvic mit einem Seitfallrückzieher von der Strafraumgrenze bezwang?Selten zuvor hatten die Zuschauer auf dem Sportplatz an der Ringstrasse derart kurzweilige 95 Spielminuten erlebt. Doch am Ende produzierte auch dieses Fussballspiel bloss einen strahlenden Sieger und in diesem Fall einen erst recht total frustrierten Verlierer. Sandro Burkhardt, Assistenztrainer von Chur 97, sprach folgerichtig von einer «ärgerlichen Niederlage». Er verschwieg zwar beileibe nicht die pomadige, ungenügende und zu recht abgestrafte Startphase. «Nach dem Treffer zum 4:3 hatten wir das Geschehen jedoch im Griff und durften auf den Sieg hoffen», so Burkhardt. Es sollte anders kommen. Ein später Doppelschlag der Gäste aus Seuzach in der 82. und 84. Spielminute entschied die Partie.

Defensiv total überfordert

Ein immerhin kämpferisch überzeugendes Chur 97 war zu diesem Zeitpunkt längst bloss noch mit zehn Mann auf dem Feld. Ausgerechnet Zarn, der nach der 1:5-Klatsche am Mittwoch beim SV Schaffhausen mit seiner Rückversetzung vom Mittelfeld ins Abwehrzentrum dem Defensivverbund vermehrt Stabilität verleihen sollte, musste bereits nach 15 Spielminuten nach einem Notbremsefoul mit einer gelb-roten Karte vom Platz. Dies geschah mitten in einer Phase der totalen defensiven Unordnung der 97er. Seuzach produzierte im ersten Durchgang beste Torchanden noch und noch. Der Sieg der spielerisch überlegenen Gäste war deshalb nicht bloss glücklich, auch wenn er erst sehr spät zustande kam.Das Zwischenzeugnis des 1.-Liga-Absteigers Chur 97 nach sieben Runden in der 2. Liga interregional fällt negativ aus. Beispiel Heimbilanz: trotz dreier Gastspiele von Aufsteigern an der Ringstrasse resultierten bei zwei Niederlagen bloss zwei Vollerfolge. Anders ausgedrückt: Chur 97 hat die Steilvorlage eines relativ leichten Startprogramms nicht in ein beruhigendes Punktepolster auf die Abstiegszone verwandeln können. Besorgniserregend ist insbesondere die Defensivleistung. 20 Gegentreffer in sieben Partien sind ein erschreckender Wert. Und eine schnelle Besserung scheint nicht in Sicht. Vor allem in der Innenabwehr mangelt es an Klasse und personellen Alternativen. «Hier müssen wir schleunigst etwas ändern», sagte Burkhardt.Fazit: Ohne stabile Hintermannschaft droht trotz hinzugewonnener offensiver Feuerkraft (Alessandro Giacomelli, Yusuf Akyer) auch eine Liga tiefer Ungemach. Ein neuerlicher Abstiegskampf ist nicht mehr auszuschliessen.

Chur 97 – Seuzach 4:5 (3:3)

Ringstrasse. – 200 Zuschauer. – SR Mendez.Tore: 11. Christian Widmer (Foulelfmeter) 0:1. 13. Derungs 1:1. 15. Christian Widmer 1:2. 28. Patrick Widmer 1:3. 41. Derungs 2:3. 46. (1. Halbzeit) Giacomelli 3:3. 49. Akyer 4:3. 82. Gumpoltsberger 4:4. 84. Schalcher 4:5.Chur 97: Zuvic; Waser, Zarn, Masri, Banduliev; Derungs (83. Piperno), Bürkli, Sutter, Maffiew; Giacomelli (73. Kameri), Akyer.Seuzach: Popp; Wieser, Stucki (68. Fischer), Ehrismann, Vollenweider; Patrick Widmer, Fabian Stahel (87. Uhlmann), Reto Stahel, Schalcher (93. Lauber); Gumpoltsberger, Christian Widmer.Bemerkungen: Chur 97 ohne Joos, Mani und Meier (alle verletzt). – 15. Platzverweis (gelb-rote Karte) Zarn (Notbremsefoul). – Verwarnungen: 10. Zarn, 15. Fabian Stahel, 52. Banduliev, 56. Bürkli, 56. Patrick Widmer, 89. Fischer, 92. Waser (alle wegen Foulspiels). – Chur 97 nach Zarns Platzverweis mit Banduliev in der Innenabwehr und mit Maffiew links in der Viererabwehrkette.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR