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Wie zwei Hausärzte plötzlich aus Andeer «verschwanden»

Plötzlich standen die Patienten vor verschlossenen Türen: Die Hausärzte Pineda und Abril haben ihre Praxis in Andeer über Nacht verlassen – und niemanden offiziell darüber informiert.

Südostschweiz
03.07.13 - 02:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Andeer/Zizers. – Der Vorfall hat einige Hektik und Krisensitzungen der regionalen Dienstärzte mit dem Spital Thusis, der Regio Viamala und dem Kantonsarzt ausgelöst: Ende Mai sind die seit über zehn Jahren gemeinsam in Andeer praktizierenden Ärzte Aycardo Pineda und Nicolas Abril still und leise aus ihren Praxisräumen verschwunden – so jedenfalls sah es für die Patienten aus. «Sie standen plötzlich vor verschlossenen Türen», weiss Magnasch Michael, Leiter der ÖKK-Agentur Andeer. Auch er selbst sei nicht über den Weggang informiert gewesen – dabei sind laut Michael allein bei der ÖKK etwa 400 Patienten der beiden Hausärzte versichert.

«Ganz schwierige Situation»

Nicht nur Patienten und Kasse waren vom Verschwinden Pinedas und Abrils überrascht. «Wir haben über Patienten und Partner davon erfahren», erklärt Reto Keller, Direktor des Spitals Thusis. «Und lange Zeit waren wir im Unklaren, was genau läuft, es hiess sogar, sie kämen wieder zurück.» Doch nach einer Intervention bei den beiden Ärzten sei eine Mitteilung eingetroffen, ihre Praxis befinde sich nun in Zizers, und nach Andeer zurückkehren würden sie nicht.

«Null Komma plötzlich waren sie weg – für die verbliebenen Hausärzte in der Region eine ganz schwierige Situation», meint Keller. Von einem Tag auf den anderen mussten beispielsweise die Dienstpläne für die Nächte und das Wochenende umorganisiert werden. «Es war alles andere als einfach, so kurzfristig zu reagieren.» Nur dank der Einsatzbereitschaft der anderen Ärzte, Pia Schnyder in Andeer und Christian Kriegbaum in Splügen, habe man eine Lösung finden können. Die beiden würden nun unter der Woche den ganzen hausärztlichen Dienst und Notfälle abdecken, an Wochenenden würden sie vom Spital sowie von den Dienstärzten der Region Heinzenberg-Domleschg unterstützt.

«Seit einem Jahr geplant»

Und Pineda und Abril? Von «plötzlichem Verschwinden» wollen die beiden nichts wissen. «Die neue Praxis in Zizers ist seit einem Jahr geplant, und wir haben viel mit den Patienten darüber geredet», erklärt Pineda. Die in Andeer genutzten Räume hätten sie vor elf Jahren übernommen, «und es war viel Gebastel. Jetzt hätten wir investieren müssen, wahrscheinlich zu viel, zumal wir finanzielle Probleme haben, denn die Praxis war überhaupt nicht rentabel. Es sind wirtschaftliche Gründe, die uns zum Wechsel nach Zizers bewogen haben. Viele Patienten hatten wir sowieso nicht im Schams, wieso also dort bleiben?»

In Zizers könnten sie nun eine gute Praxis günstig mieten, und für ihre oft portugiesischen Kunden sei sie erst noch besser gelegen, so Pineda. «Ein- bis zweimal pro Woche gehe ich auch noch zu älteren Patienten ins Schams. So verschwunden sind wir also wirklich nicht.» Und die Mehrbelastung für die anderen Ärzte dort? «Die werden dafür ja honoriert.»

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