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Wenn Lennon in Zürich stirbt, sind drei Bündner beteiligt

Morgen feiert die Produktion «Heros» im Zürcher Theater der Künste Premiere. Mit von der Partie sind drei Bündner: der bildende Künstler Joachim Dierauer, Komponist Siegfried Friedrich und Experimental- filmer Curdin Schneider.

Südostschweiz
02.03.11 - 01:00 Uhr

Von Carsten Michels

Zürich. – Der Mörder von John Lennon … wie hiess er doch gleich? Ja, genau, jener geistig Verwirrte, der am späten Abend des 8. Dezember 1980 vor dem New Yorker Dakota-Gebäude auf den Ex-Beatle schoss und ihn tödlich verletzte. Lennons Mörder hat es auf die Bühne geschafft: mit Björn Steierts Theatermonolog «Heros», für den der deutsche Autor 2008 mit dem Paula-Rombach-Preis im baden-württembergischen Freiburg ausgezeichnet wurde.

Autor Steiert verschweigt den Namen des Mörders in seinem Monolog, er lässt ihn als «Niemand» agieren. Auch im Theaterprojekt «Heros», das auf Steierts Text basiert und morgen sowie Freitag im Zürcher Theater der Künste aufgeführt wird, fällt der Name des Täters kein einziges Mal. Und dies ganz bewusst. «Heros» zeigt die Innenwelt des Lennon-Attentäters, eines Niemands, der durch die ungeheuerliche Tat ein Jemand werden will, wie Schauspieler Michael Buseke im Vorfeld der Premiere mitteilt. «Die Perspektive des Mörders öffnet den Blick für die Abgründe einer ‘Leidenschaft’ zwischen Zerstörung und Verehrung, Grössenwahn und Selbstzerfleischung», erklärt Buseke. Die Inszenierung von Dominique Lüdi demaskiere die Geltungssucht des Attentäters und bringe die «gesellschaftliche politische Relevanz der Tat ans Licht».

Holzkuben, Video- und Klangcollage

Das Bühnenbild stammt vom Churer Künstler Joachim Dierauer. Er ist einer von drei an der Produktion beteiligten Bündner Kulturschaffenden. Für «Heros» hat Dierauer die Distanz zwischen Zuschauerraum und Bühne aufgehoben. Bewegliche Holzkuben bilden das Zentrum des Bühnenbilds. Die Zuschauer wechseln mehrmals ihren Platz und erhalten so immer neue Perspektiven auf das Geschehen. Ziel ist, dass das Publikum mal in intime Beziehung zur Innenwelt des «Niemand» tritt, mal dass es sich von ihm distanzieren kann.

Das Innenleben des Lennon-Mörders sollen auch die Videoeinspielungen von Curdin Schneider ausloten. Arbeiten des Bündner Experimentalfilmers prägten unter anderem die Inszenierungen der Shakespeare-Stücke «Hamlet» und «König Lear», welche die Künstlergruppe In Situ in Chur zeigte. Schneiders Film «Camkiller» gewann 2003 den ersten Preis bei den Kurzfilmtagen Winterthur und wurde an den Solothurner Filmtagen gezeigt.

Der dritte Bündner Beteiligte am Zürcher «Heros»-Projekt ist Siegfried Friedrich. Der Komponist hat Toneinspielungen geschaffen, für die er auf Lennon-Songs zurückgreift. Allerdings sind diese nur bruchstückhaft zu hören, sie vermischen sich mit den inneren Stimmen und Klängen, die den Lennon-Mörder umtreiben.

Ein Plädoyer für das Leben

Die Motive ihres Lonnon-Projekts liegen für Schauspieler Buseke und Regisseurin Lüdi auf der Hand. Der Mord habe die Träume einer ganzen Generation in Frage gestellt, sagt Buseke. «Der Niemand fordert uns alle dazu auf, Gründe zu finden, die Identifikationsfigur Lennon am Leben zu lassen.»

«Heros»: Donnerstag, 3. März, 19.30 Uhr, sowie Freitag, 4. März, 20 Uhr, jeweils Theater der Künste, Gessnerallee, 9, Zürich. Der Eintritt ist frei.

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