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Wenn aus Schülern Journalisten werden

Warum und wie soll ein Netbook in der Schule eingesetzt werden? Die Kleinklasse der Oberstufe Cazis zeigts: In einer Projektwoche im Calancatal haben die Schüler Bildung, Technik und Natur mitein- ander verbunden.

Südostschweiz
22.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Magdalena Petrovic

Cazis. – Dienstagvormittag im Klassenzimmer der Kleinklasse Oberstufe Cazis: Die sechs Knaben und vier Mädchen sitzen in der Deutschstunde und blicken mit ihrem Lehrer Reto Schaub auf ihre Projektwoche im Calancatal zurück. Passend zum Uno-Jahr der Biodiversität haben die Schüler vergangenen Juni im Bergdorf Cauco-Bodio die Arbeitswoche «Roden und Säubern im Calancatal» durchgeführt. So lernten die Schüler regionale Unternehmen kennen, arbeiteten und lebten während einer Woche auf einer Alp und halfen bei der Bewirtschaftung der Landschaft. Als ob die köperliche Arbeit nicht genug war, führten die Knaben und Mädchen noch Lerntagebücher und stellten eine Schülerzeitung auf die Beine.Gearbeitet wurde mit Netbooks – die bei Grösse, Preis und Rechenleistung kleiner als übliche Notebooks ausgelegt sind. Die kleinen Netbooks hat die Klasse vom Schweizerischen Netzwerk für Bildungsinnovation (SNBI) bekommen. «Ziel war es, die Netbooks sinnvoll in der Schule zu nutzen», sagt der Lehrer Reto Schaub. Deshalb sei ihm die Idee mit der Arbeitswoche im Calancatal und der Schülerzeitung «Speedy» gekommen. Die Schüler haben während der ganzen Woche fotografiert, gefilmt, Personen interviewt, recherchiert und Berichte für die Zeitung geschrieben.«Es war sehr interessant, aber viel zu stressig», sagt Schülerin Tamara Brunner. Ein zweites Mal wolle sie das nicht machen. Auch Mitschüler Sascha Niederdorfer stimmt ihr zu: «Früher wollte ich noch Journalist werden. Nach dieser Woche will ich es auf keinen Fall.» Nur die Schülerin Tatjana Brunner – welche die Rolle der Chefredaktorin übernommen hat – würde ein solches Projekt wiederholen. «Immerhin haben wir sehr viel gelernt», sagt Brunner überzeugt.

Disziplin und Selbstverantwortung

Neben dem Arbeitsalltag auf der Alp, im Wald und im gemeinsamen Lagerhaus führte die Klasse jeden Abend eine Redaktionssitzung durch. «Die Texte und Lerntagebücher mussten rechtzeitig fertig abgegeben werden», so Lehrer Schaub. Da kam es manchmal vor, dass die Schüler bis in die frühen Morgenstunden hinter ihren Netbooks sassen und schrieben, erzählt Schaub. «Durch dieses Projekt haben alle Schüler gelernt, Selbstverantwortung zu übernehmen und haben erfahren, was Disziplin bedeutet», sagt Edith Gugelmann, Schulleiterin des Schulverbandes Heinzenberg-Domleschg. Sie ist vom Projekt begeistert. Obwohl die Knaben und Mädchen unter der Aufsicht des Lehrers standen, konnten sie eigenständig arbeiten. «Sobald man den Schülern den nötigen Spielraum gibt und sie ernst nimmt, arbeiten sie automatisch seriöser», sagt Schaub.Während des Deutschunterrichts berichten die Schüler von ihren Erlebnissen im Calancatal. Schüler Ramon Hunger erzählt von seinem Interview mit Giovanni Ploti, Besitzer der Steinbruch Alfredo Ploti SA. Mitschüler Sascha Niederdorfer berichtet vom Gespräch mit dem Architekten des geplanten Sportzentrums im Calancatal. «An die ersten Interview- und Reportertermine habe ich die Schüler begleitet», so Schaub, später hätten die Knaben und Mädchen ihre Termine selbst koordiniert und ihre Tagesaufgaben ohne Anweisungen und Kontrolle selbstständig erledigt.

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