×

«Warum bezahlen wir für die Krise der Banken?»

In aller Welt haben gestern zahlreiche Menschen gegen die Auswüchse des Kapitalismus demonstriert. Die Beteiligung an der Aktion in 1000 Städten war sehr unterschiedlich.

Südostschweiz
16.10.11 - 02:00 Uhr

Rom/London. – In Rom folgten laut Medien über 150 000 Menschen dem weltweiten Aufruf zum Protest der «Empörten» gegen die Folgen der Globalisierung und der Finanzkrise. In London waren es mehrere Tausend Demonstranten, in Oslo nur ein paar Hundert. In der Schweiz beteiligten sich insgesamt 1500 Personen in mehreren Städten.

Unter dem Motto «People of Europe, rise up!» (Völker Europas, steht auf) verlief der Demonstrationszug durch Rom. Am Rande der Grosskundgebung kam es zu Ausschreitungen. Eine Gruppe Vermummter zündete mehrere Autos an, deren Benzintanks explodierten. Mehrere Räume des Verteidigungsministeriums wurden laut Medien durch Sprengsätze und Rauchbomben beschädigt. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die Autonomen vor. Nach dem Sieg des umstrittenen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bei einer Vertrauensabstimmung am Freitag hatte die Polizei mit Zwischenfällen gerechnet.

Vorbilder USA und Spanien

Der von der spanischen Protestbewegung der «Empörten» und der US- Bewegung «Occupy Wall Street» inspirierte Aktionstag richtete sich gegen die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Bevölkerung sowie gegen die Macht der Banken. In London versammelten sich Tausende Finanzmarktkritiker an der Saint-Paul’s-Kathedrale und der Börse. Die Demonstranten skandierten «Die Strassen gehören uns!» und «Wir sind die 99 Prozent» – als Ausdruck, dass ein Prozent der Bevölkerung zu Lasten der 99 restlichen Prozent reich geworden sei. Die Aktion «Occupy London Stock Exchange» (Besetzt die Londoner Börse) wurde von einem Zusammenschluss von Organisationen veranstaltet wie UK Uncut oder OccupyLSX. «Warum zahlen wir für eine Krise, die die Banken verursacht haben? Banker fahren weiterhin Milliardengewinne ein und genehmigen sich enorme Boni, nachdem wir sie mit 850 Milliarden Pfund gerettet haben», kritisierte die OccupyLSX-Unterstützerin Laura Taylor. Die Polizei riegelte den Platz vor der Börse ab.

40 000 Aktivisten in Deutschland

Ein Hauch «Occupy Wall Street» wehte auch durch Deutschland: In Berlin beteiligten sich bis zu 10 000 Menschen an den Protesten. In der Bankenmetropole Frankfurt am Main kamen laut Polizei 5000 Menschen zu einer Protestkundgebung bei der Europäischen Zentralbank. Sie machten ihrem Unmut mit Plakat-Parolen wie «Ihr verzockt unsere Zukunft» und «Schranken für Banken» Luft. Insgesamt folgten in Deutschland nach Angaben der Mitorganisatoren von Attac mehr als 40 000 Kapitalismuskritiker in etwa 50 Städten dem Aufruf zum Protest. In Schwedens Hauptstadt Stockholm beteiligten sich etwa 1000 Demonstranten an den Protestaktionen. In Brüssel protestierten 6000 Kapitalismuskritiker. Darunter waren auch Aktivisten der spanischen Bewegung der «Indignados» (Deutsch: Empörten), die zu Fuss von Madrid gekommen waren. In Paris folgten nur 200 Menschen dem Aufruf zum Protest. Auch in Slowenien, Bulgarien und weiteren EU-Staaten versammelten sich Globalisierungskritiker. Ähnliche Proteste gab es in Manila, Hongkong und anderen Städten. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR