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Von den dunklen Seiten des Engadins

Im Rahmen der Reihe «Kunst und Kultur» hat Stephan Pörtner am Dienstag im Hotel «Rosatsch» in Pontresina aus seinem Roman «Stirb, schöner Engel» gelesen. Er berichtete dabei von den neusten Erlebnissen seines Ermittlers Köbi.

Südostschweiz
07.04.11 - 02:00 Uhr

Von Marina U. Fuchs

Pontresina. – Seit bereits 25 Jahren besteht die Reihe «Kunst und Kultur», veranstaltet von der St. Moritzer Buchhandlung Wega. Zum Abschluss der Wintersaison kam am Dienstag der Autor Stephan Pörtner ins Hotel «Rosatsch» nach Pontresina.

Den 1965 in Zürich geborenen Pörtner führte ein wechselvoller Lebensweg zum Schriftstellerberuf. Er schuf 1998 die Person des Ermittlers Jakob «Köbi» Robert, der jetzt in seinen fünften Fall verwickelt ist. Pörtners Kriminalromane wurden mit der Ehrengabe des Kantons Zürich ausgezeichnet, und er war für den Glauser Kurzkrimipreis nominiert.

Grosser Wiedererkennungseffekt

Pörtners neuster Roman «Stirb, schöner Engel» spielt teilweise im Engadin, genauer gesagt in St. Moritz, auch wenn der Ort nie namentlich erwähnt wird. Im Rahmen der Lesung erklärte der Autor den Grund dafür. Pörtner will seine dichterische Freiheit nicht einschränken und Schauplätze nicht immer ganz den Gegebenheiten entsprechend beschreiben müssen. Ausserdem will er vermeiden, dass der Leser einen authentischen Hintergrund der Geschichte vermutet.

Pörtner kennt von zahlreichen Ferienaufenthalten in Celerina mit der Familie – seine Schwester ist die Schriftstellerin Milena Moser – das Engadin gut. So war der Wiedererkennungseffekt beim Zuhören gross, auch wenn der erste Teil der Geschichte in den Siebzigerjahren spielt. Er handelt von einem brutalen Frauenmord, der nicht aufgeklärt wird, weil sich der Mörder mithilfe von Geld, Macht und Politik der Gerechtigkeit entziehen kann.

Entwicklung des Tals beschrieben

Für Pörtner ist es nach eigener Aussage wichtig, die spezielle Konstellation von abgelegenem Gebirgstal und heutiger Entwicklung aufzuzeigen. So beschreibt er den Weg des Skifahrens vom exklusiven Sport für Auserwählte zum Massenvergnügen und das Ende des grossen Optimismus mit dem Beginn der Ölkrise. Er schildert die irreale Traumwelt mit ihrem Spannungsfeld zwischen Tradition und Glamour.

Pörtners Sprache ist erfreulich unkompliziert, bildhaft, zeugt von guter Beobachtung, der Krimi ist intelligent aufgebaut, dennoch leicht zu lesen und nicht zuletzt spannend und unterhaltsam. 30 Jahre nach dem ersten Mord geschieht ein zweiter, wieder verlaufen die Ermittlungen im Sande, aber dann wird Köbi plötzlich mit der Vergangenheit konfrontiert. Was das heisst, lohnt es, selbst zu lesen.

Stephan Pörtner: «Stirb, schöner Engel», Bilgerverlag, 400 Seiten, 36 Franken.

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