×

Vom Werklehrer zum Möbeldesigner

Scuol.- Seine Werkstatt könnte kaum idyllischer liegen: Hoch über Scuol, umgeben von Wiesen und Bäumen, steht eine Pfadihütte. Dahinter hat sich Alexander Curtius in einer zweiten Hütte eingemietet.

Südostschweiz
24.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Fadrina Hofmann

Hier arbeitet er zu jeder Jahreszeit grösstenteils im Freien. Nur für die Feinarbeit nutzt der Bildhauer und Möbeldesigner den beheizbaren Raum in der Hütte.

Kunst und Handwerk vereint

An diesem schönen Herbsttag umrundet Curtius ein Objekt und fotografiert es. Es handelt sich um ein edel wirkendes Waschbecken aus Holz, versiegelt mit Epoxyd-Harz. «Das ist mein neustes Experiment», sagt er zur Begrüssung. Das Experimentieren liegt ihm – und bringt Erfolg. Die «Fondation Jumelles» nämlich nominierte Curtius dieses Jahr als einen von 15 Künstlern für den «Prix Jumelles». Der Preis soll die Aufmerksamkeit auf diejenigen lenken, die klassische Werkstoffe materialgerecht bearbeiten und daraus «aussergewöhnliche» Dinge schaffen.Als aussergewöhnlich kann man Curtius' Skulpturen und Möbel tatsächlich bezeichnen. Er arbeitet ausschliesslich mit Holz, das in der Schweiz wächst; oft verarbeitet er Fund- und Schwemmholz, in den Wäldern findet er zudem Wurzeln, die er zu Skulpturen verarbeitet.

Die Form, die im Holz schlummert

«Ich beschäftige mich primär mit Formen, die in Bewegung sind, mit fliessenden, organischen Formen», erklärt er. Und eben diese sind auch bei seinen Liegen, die anmuten wie Skulpturen, zentral. Der Hintergrund seiner Arbeit liege in der Umwandlung von Innen- zu Aussenflächen. «Denn Holz hat eine starke Eigenstruktur und eine warme Farbe», erklärt Curtius.Dass Holz sein Material ist, kommt nicht von ungefähr: Der gebürtige Deutsche absolvierte zuerst eine Schreinerlehre bevor er in Wien Bildhauerei studierte. Die Erfahrungen, die er während 16 Jahren als Werklehrer sammeln konnte, dienen ihm heute als Kursleiter. In seinen Kursen vermittelt er sein Wissen rund um die Kunst und das Handwerk. Und diese Kurse sind es auch, die es dem zweifachen Vater ermöglichen, von seiner Leidenschaft zu leben.Bei Curtius' Arbeit geht es in erster Linie um die Wahrnehmung. «Auf meinen Entdeckungsreisen in den Wäldern erhalte ich eine Ahnung von der inneren Dimension des Holzes», erzählt er. In der Werkstatt aber greife er massiv in diese Struktur ein. So kann aus einer zwei Meter grossen Wurzel schlussendlich eine nur ein Meter grosse Skulptur werden. Er versuche nicht, seine Vorstellung in das Holz zu projizieren, sondern eine Form zu finden, «die bereits im Holz schlummert», erklärt er.Während der Arbeit nimmt Curtius immer wieder Abstand von seinem in Entstehung begriffenen Werk, betrachtet es von allen Seiten und entfernt alles, «was überflüssig ist. Am Schluss soll das Objekt eine Ganzheit werden», erläutert er. Seine kreativen Gedanken setzt Curtius mit Werkzeugen wie der Motorsäge, mit Bildhauer-Eisen, Holzhammer, Schleifmaschine und verschiedenen Hobeln um.

Der Traum vom eigenen Label

Zwei Mal im Jahr verlässt Curtius seine Idylle im Unterengadin und präsentiert seine Werke an Design-Messen. Hier findet ihn auch seine Kundschaft. Seine Liegen und Skulpturen zieren ausserdem auch Schaufenster und sind Teil von Ausstellungen. Momentan überlegt er, eine eigene Möbelmarke zu lancieren.«Ich möchte einen unverkennbaren Stil entwickeln und diesen dann beispielsweise auf Sitzmöbel und Tische übertragen», erzählt Curtius. Um das zu verwirklichen ist seiner Meinung nach allerdings Arbeitsteilung nötig. Jemand müsse das Marketing und die Produktion professionell übernehmen, damit er sich ganz dem Designen widmen könne, sagt er. Ideen habe er schliesslich genug. «Bis jetzt war ich ein 1-Mann-Betrieb, nun ist es Zeit für die nächste Stufe.» Den richtigen Ort für Inspirationen hätte Curtius mit seiner Werkstatt zwischen Wiesen und Bäumen jedenfalls bereits gefunden.

Weitere Infos: www.alexandercurtius.ch

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR