×

Varlin – ein gern gesehener Gast im Hause Wazzau

Iris Wazzau zeigt in ihrer Galerie in Davos derzeit Bilder von Willy Guggenheim alias Varlin. Es ist die vierte Ausstellung, welche die Galeristin dem Maler widmet.

Südostschweiz
22.12.10 - 01:00 Uhr

Von Valerio Gerstlauer

Davos. – Es sei ihr grosses Privileg als Galeristin, sich einzig und allein damit zu beschäftigen, was ihr gefalle, sagt Iris Wazzau. Und was Wazzau bewegt, dem hält sie die Treue. Auf diese Weise avancierte die Galerie der Davoserin in den vergangenen vier Jahrzehnten zu einer Institution, wenn es um den Handel mit Werken von Philipp Bauknecht und anderen mit Davos verbundenen Expressionisten geht.Ein weiterer Künstler mit Bezug zu Graubünden ist Wazzau ans Herz gewachsen. Und wer Werke dieses Malers sucht, ist gut beraten, sich in Davos umzusehen: Varlin (1900-1977). Wazzau veranstaltete in ihrer Galerie erstmals 1984 eine Ausstellung mit dessen Werken. Vergangenen Samstag eröffnete sie ihre vierte Varlin-Schau, die einen Querschnitt durch das œuvre des Künstlers zeigt. «Seine Werke sind Malerei pur», erklärt Wazzau ihre anhaltende Bewunderung für Varlin. Sie fasziniere, was er sehe, was er voraussehe, und sie geniesse den Witz in seinen Arbeiten. Manche Menschen würden Varlins Bilder als zynisch empfinden – sie könne diese Meinung nicht teilen.

Von St. Gallen nach Paris

Varlin wurde als Willy Guggenheim in Zürich geboren. Die Lust, künstlerisch aktiv zu werden, erwachte in ihm in St. Gallen, wohin seine Familie nach dem Tod des Vaters gezogen war. Guggenheim besuchte dort die Kantonsschule und absolvierte danach eine Lehre in einer Lithografenanstalt. Weitere Stationen seiner künstlerischen Ausbildung waren Kunstschulen in Berlin und Paris. In der Stadt an der Seine schlug er für längere Zeit seine Zelte auf: Insgesamt elf Jahre verbrachte er in Frankreichs Hauptstadt.Über Wasser hielt sich Guggenheim, indem er Zeichnungen für humoristische Zeitungen anfertigte. Aufwärts ging es, als ihn im Jahr 1930 der Pariser Kunsthändler Leopold Zborowski unter Vertrag nahm und ihn nach Kräften förderte. Zborowski war es auch, der ihm riet, sich einen Künstlernamen zuzulegen – der Name Varlin gefiel. 1932 endete die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Tod Zborowskis.

Eine legendäre Freundschaft

1935 kehrte Varlin nach Zürich zurück, wo er fast 30 Jahre wirkte. Der Erfolg blieb dem Maler nicht verwehrt. Seine Heimatstadt zollte ihm schliesslich 1960 Respekt, als das Zürcher Kunsthaus seine Bilder zeigte. Ab 1962 entwickelte sich die legendäre Freundschaft zwischen Varlin und dem Autor Friedrich Dürrenmatt. Laut Überlieferung sollen sie sich in der Toilette des Zürcher Restaurants «Kronenhalle» erstmals über den Weg gelaufen sein.Im Alter von 63 Jahren heiratete Varlin die 28 Jahre jüngere Bergellerin Franca Giovanoli und zog mit ihr von Zürich nach Bondo, wo er ein Atelier einrichtete. Und obwohl die meisten seiner Freunde daran zweifelten, dass es der Stadtmensch Varlin in der Abgeschiedenheit des Bergells lange aushalten würde, verbrachte er dort den Rest seines Lebens.

«Varlin». Bis 2. April 2011. Galerie Iris Wazzau, Davos. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 14.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr und von 14.30 bis 17 Uhr.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR