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Träume und Realitäten

Ferrari, Maserati, Ducati – die norditalische Region Emilia-Romagna ist unzertrennlich mit seinen edlen Fahrzeugschmieden verbunden. Dies zeigt sich nun auch in der schwierigen Zeit nach den verheerenden Erdbeben von vergangenem Monat.

Südostschweiz
10.06.12 - 02:00 Uhr

Von Andreas Trabesinger

In Italien hat Schönheit sehr konkrete Formen. Italien steht für Design, getrieben von einer schier unheimlichen Stilsicherheit, gepaart mit ungefilterten Gefühlen und einem Gespür für das zeitlos Schöne. Eines der prächtigsten Beispiel für der Zusammenwachsen von Formgefühl, Emotionen und Innovationsvermögen ist die Automobilindustrie in der Emilia-Romagna, einer Region, die in den vergangenen Wochen vor allem im Zusammenhang mit den schweren Erdbeben in Norditalien in den Schlagzeilen stand.

Faszination «Motor Valley»

Das Epizentum der beiden schweren Beben vom 20. und 29. Mai lag nur ein paar Kilometer von Modena entfernt. Die Stadt ist berühmt für ihren Aceto Balsamico, markiert aber auch das Zentrum der italienischen Motorsportwelt. Im Einzugsgebiet von Modena finden sich Namen, die das Herz eines jeden Automobilliebhabers höher schlagen lassen: Ferrari, Maserati, Lamborghini, De Tomaso, Dallara. Auch die Motorradschmiede von Ducati findet sich hier im sogenannten «Motor Valley» der Emilia-Romagna. Das reiche Erbe wird bedachtsam gepflegt und die Geschichte kontinuierlich gelebt: 188 Sportteams sind in der Gegend ansässig und 13 Museen, 13 private Sammlungen und vier Rennstrecken finden sich hier ebenso wie elf Go-Kart-Anlagen.

Das neue Prunkstück des Angebots für Besucher ist das Museo Casa Enzo Ferrari, welches gerade erst Anfang März dieses Jahres seine Pforten geöffnet hat. Bereits architektonisch ist es ein Juwel und symbolisiert augenscheinlich das Ineinanderfliessen von Alt und Neu. Herz der Anlage ist das Geburtshaus von Enzo Ferrari, in welchem er 1898 das Licht der Welt erblickt hat. Dem von Grund auf renovierten Gebäude wurde eine moderne Ausstellungshalle zur Seite gestellt, gekrönt mit einem geschwungenen Aluminiumdach mit zehn Luftein- lässen – Materialien und Designelemente, die im Automobilbau Verwendung finden.

Die Beben und ihre Folgen

Von den Erdbeben von vergangenem Monat, die so massiven Schaden in der Gegend rund um Modena angerichtet haben, blieb das Museum unberührt. «Das Museo Casa Enzo Ferrari wurde nicht beschädigt und ist der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich», bestätigt Pressesprecherin Paola Masera. «Das neue Gebäude wurde nach neuesten Richtlinien zur Erdbensicherheit gebaut, und Enzo Ferraris Geburtshaus, welche gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand, wurde während der Restaurierung verstärkt, um ausgewählte Ausstellungsstücke beherbergen zu können.»

Aber die Verbundenheit mit der Region ist natürlich eng, und dies kommt nun in Zeiten der Not speziell zum Tragen. «Sowohl das Museum als auch Ferrari sind dabei, Geld für von den Erdbeben betroffenen Familien und für den Wiederaufbau von öffentlichen Gebäuden zu sammeln», sagt Masera. Das Museum bereitet dieser Tage ein Wohltätigkeitsdinner vor, bei welchem die Spitzenköche Massimo Bottura, Luca Marchini und Vinicio Sighinolfi aufkochen werden. Und Ferrari hält eine Online-Auktion ab, in welcher ein rares Fahrzeug – ein Ferrari 599XX Evo (Mindestgebot: 1 350 000 Euro) – sowie seltene Erinnerungsstücke ersteigert werden können.

Mehr Informationen über «Motor Valley» unter www.motorvalley.it (italienisch) oder www.motorvalley.com (englisch).

Museo Casa Enzo Ferrari, täglich geöffnet ausser 25. Dezember und 1. Januar. Öffnungszeiten: 9.30 bis 19 Uhr (1. Mai bis 30. September); 9.30 bis 18 Uhr (1. Oktober bis 30. April). Eintrittspreise: 13 Euro (Erwachsene), 9 Euro (Kinder). Bis Oktober 2012: Sonderausstellung «Storia e glorie dell’automobilismo Modenese», www.museocasaenzoferrari.it

Online-Auktion «Ferrari per l’Emilia», http://store.ferrari.com (bis 20. Juni 2012).

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