×

Samih Sawiris will den Bau der Porta Alpina bezahlen

Südostschweiz
24.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Tobias Gafafer

Bern/Sedrun. – Totgesagte leben länger: Samih Sawiris will die auf Eis gelegten Pläne zum Bau der Porta Alpina in Sedrun aus der Schublade holen. Der ägyptische Investor ist bereit, den Bau mitzufinanzieren. Das sagte er am Rande des Schweizer Verlegerkongresses in Pontresina, wie Tele Südostschweiz gestern berichtete. «Das Projekt ist keine grosse Geschichte», so Sawiris. Die Kosten seien nicht einmal auf 50 Millionen Franken veranschlagt worden. Das Projekt sei früher schlecht vermarktet worden.Von der Realisierung erhofft sich der Unternehmer Impulse für das Ferienresort, das er in Andermatt (Uri) baut. Mit einer Haltestelle im Gotthard-Basistunnel würde dieses besser an die Ballungsräume Mailand und Zürich mit ihren Flughäfen angeschlossen. Die Anfahrt über die bestehende Gotthardstrecke und durch die Schöllenenschlucht ist zwar landschaftlich attraktiv, aber umständlich.Sawiris knüpft seine grosszügige Offerte allerdings an eine Bedingung: Er will keine Lobbyarbeit für die Porta Alpina machen. Politik und Bevölkerung müssten sich einig sein, ob sie das Projekt umsetzen wollen oder nicht.

Bündner Regierung interveniert

Die Promotoren des Projekts, darunter der Verein Visiun Porta Alpina, sind hocherfreut über die prominente Unterstützung. Die Bündner Regierung und Politiker müssten sofort aktiv werden, meinen sie.Der Bündner Verkehrsdirektor Stefan Engler reagiert überrascht. Trotz mehrerer Versuche habe sich beim Kanton bis heute niemand für eine private Finanzierung gemeldet. Diese sei ohnehin nur eine der offenen Fragen. Der Kanton wolle aber demnächst beim Bund intervenieren und diesen an sein Versprechen erinnern, sich zur Porta Alpina zu äussern (siehe Kasten). «Es macht keinen Sinn, das bis 2012 hinauszuschieben.»Für den Bund seinerseits liegt der Ball beim Kanton. Dieser müsse die Notwendigkeit und Machbarkeit der Porta Alpina darlegen. «Wenn Graubünden das Projekt nicht mehr will, hat der Bund keine grosse Veranlassung, nochmals darauf zurückzukommen», sagt Gregor Saladin, Sektionschef Information des Bundesamts für Verkehr. Dass ein Privater an der Verkehrsinfrastruktur zahle, sei zwar neu, aber prüfenswert.

Hämmerle weist Offerte zurück

Begeisterung löst Sawiris' Offerte bei Bündner Bundesparlamentariern aus. Der Oberländer CVP-Nationalrat Sep Cathomas reicht in diesen Tagen einen parlamentarischen Vorstoss ein, in dem er vom Bundesrat wissen will, was bezüglich der Porta Alpina Stand der Dinge ist. Denn eine Realisierung nach der Eröffnung des Basistunnels 2017 käme teurer zu stehen. Auch FDP-Nationalrat Tarzisius Caviezel zeigt sich offen.Kritisch äussert sich einzig SP-Verkehrspolitiker Andrea Hämmerle. «Damit streut man den Leuten Sand in die Augen.» Das Problem seien die betrieblichen Abläufe im Basistunnel. Es gebe keine Möglichkeit, die Porta Alpina gegen den Willen der SBB und der Politik zu realisieren.In der Tat stösst das Projekt bei Verkehrspolitikern auch nach Sawiris' Offerte auf Kritik. «Es geht nicht nur um die Kosten. Den Gotthard-Basistunnel bauen wir nicht für Regionalzüge, sondern für den Transitverkehr», sagt der Zürcher SVP-Nationalrat Max Binder, Präsident der Verkehrskommission. Ein Halt für die Lokalerschliessung führe zu Verzögerungen. Das befürchten auch die SBB. Die Kapazität des Basistunnels dürfe nicht verringert werden, sagt Sprecher Daniele Pallecchi. Zudem haben die Bundesbahnen Bedenken wegen der Folgekosten und der Sicherheitsaspekte. Grundsätzlich sei die Idee aber auch für die SBB «faszinierend».

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR