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Romanisch als Sprungbrett

Gewiss gibt es in allen Ländern Personen, die der Sprachen mächtiger sind als andere. Mit Sicherheit – und dies beweisen alle Studien – stehen die Rätoromanen den Deutschsprachigen jedoch in nichts nach, sondern haben neben ihrer Muttersprache den Vorteil, sich auch der deutschen Sprache auf dem gleichen Niveau bedienen zu können wie ihre deutschsprachigen Nachbarn.

Südostschweiz
28.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Zum Artikel «Wenn das Romanische die Berufskarriere gefährdet» in der Ausgabe vom 23. September.

Dass das Romanische die Erfolgschancen minimiere, entpuppt sich daher als allzu simpler und vorschneller Schluss, der sich weder im Alltag zeigt noch wissenschaftlich fundiert ist. Im Gegenteil, nicht nur die Deutschkenntnisse der Romanen sind ebenbürtig, die Romanen profitieren zudem von den vielen Vorteilen der Zweisprachigkeit. In allen Studien zeigt sich, dass zwei- und mehrsprachige Kinder besser kommunizieren, dass sie problemlösungsorientierter sind und einen besseren Zugang zu anderen Sprachen haben.Da auch der englische Wortschatz zu mehr als der Hälfte dem romanischen Sprachzweig entstammt, wird es daher den Romanen leichter fallen, sich das Englische anzueignen. Wohl dem also, der die Zeichen der Zeit erkennt und sich – für sich und für seine Kinder – die romanische Sprache und die damit verbundene Zweisprachigkeit sichert. Er schafft sich somit ohne Aufwand eine wichtige Grundlage für den Erwerb neuer Sprachen und eine optimale Ausgangslage für berufliche Höhenflüge.

Annalisa Cathomas, Gymnasiallehrerin, Ilanz

Zum Artikel «Wenn das Romanische die Berufskarriere gefährdet» in der Ausgabe vom 23. September.

Die Aussagen von Andreas Wieland zementieren wieder einmal alte Ängste. Mit der gleichen Begründung, der Gefährdung der Berufskarriere, wollte man vor 150 Jahren das Romanische aus der Volksschule verbannen und durch Deutsch- oder Italienischunterricht ersetzen. Jetzt wären wir wieder mal so weit: sehr originell.In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität alte Ängste zu schüren und die Schuld auf die (angeblich falschen) Sprachkenntnisse abzuschieben, ist eine Fehlinterpretation und verzerrt die Realität. Realistischer wäre der Spruch: «Wenn das Romanische die Berufskarriere fördert!» Gerade beim Lernen des Englischen, wo viele Wörter aus dem Lateinischen stammen, hilft die (auch in der Schule gepflegte) Muttersprache einem Rätoromanen mehr als einem Deutschsprachigen.

Marga A. Secchi, Chur

Am 18. September haben mehrere hundert Herzen schneller geschlagen. Der Anlass: Diplomfeier der Absolventen der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur.Es war ein festlicher Tag für die Absolventen, für die Angehörigen und Freunde. Ein Tag langer Reden und vieler Zukunftsratschläge. Ein Tag mit vielen Emotionen, Auszeichnungen, Blumen und viel Händeschütteln. Ein Tag, der sowohl einen Abschluss als auch einen Start in einen Lebensabschnitt symbolisierte. Bravo an alle, die die Anforderungen gemeistert haben. Bravo den Angehörigen, die diese Zeit mitgetragen haben.Schade, dass unsere Regierungen, kantonale wie regionale, es nicht für nötig empfunden haben, mindestens mit Anwesenheit diesen Tag zu würdigen. Schade, dass der oberste «Ausbildungsbeauftragte», Claudio Lardi, nur mit seiner Unterschrift auf dem Diplom mit Anwesenheit glänzte. Ich glaube, dass dieses Verhalten das Verhältnis unseres Kantons zu der Zukunft unserer Jugend symbolisiert, zu Wirtschaft und Entwicklung. Es wird der Eindruck erweckt, dass der Kanton keine Ingenieure oder Tourismusspezialisten mehr braucht. In der Tat, unser Kanton leidet an Mangel ... Schade, dass die Presse es auch nicht für nötig befunden hat, diesen Abschluss zu erwähnen. Schade, dass eine bittere Pille mit den Süssigkeiten serviert wird.Ich möchte trotzdem allen Absolventinnen und Absolventen gratulieren. Ich bin stolz auf alle!

Janusz Lichtenberg, Scharans

Erich Kästner schreibt in seinem Gedicht «Altern»: «Ich werde 80, wenn Gott will. Und wer die 80 überlebt, zielsicher nach der 90 strebt. Dort angelangt, zählt er geschwind, nach Menschen, die noch älter sind.»Mit 90 Jahren auf dem Buckel stöbere ich gerne in Zeitungsausschnitten aus dem letzten Jahrhundert. Eine Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1982 aus dem Dorf Andeer hält fest, dass man anlässlich der Eröffnung des Schamser Heilbades eine Umfrage unter der Bevölkerung des Tales machte, was sie sich von dem neuen Bad in Andeer erhofften. Der damals älteste Schamser der Val Schons wurde befragt. Er war 89-jährig!Heute leben nur in den Dörfern Andeer, Clugin und Pignia 69 Personen, welche die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben. Von diesen leben 54 Personen in Andeer, fünf davon sind zurzeit Heimbewohner des Betagtenheims Glienda. Die älteste Bewohnerin von Andeer wird 99-jährig. Dann folgen ein 93- und ein 91-jähriger Mann. Der Rest ist 80 und mehr Jahre alt.Eine Überalterung in Andeer ist spürbar. Aber die Altersgrenze hat sich auch in anderen Dörfern in Graubünden stark nach oben verschoben. Nach meinem Wissen können nur noch neun über 80-jährige Paare in Andeer in ihrem eigenen Heim schalten und walten, ihren Lebensabend verbringen. Nur rund 20 Personen über 80 Jahre leben allein in ihren eigenen Heim. Wie lange noch? Wie viele Häuser stehen bereits leer?

Alois Crottogini, Andeer

Bald finden in den Oberhalbsteiner Gemeinden Abstimmungen zur Genehmigung des Parkvertrages im Zusammenhang mit dem Naturpark-Kandidaten Parc Ela statt. Fünf Jahre sind seit der Lancierung vergangen, welche wesentlichen Verbesserungen sind seither durch den Parc Ela für unsere Talschaft eingetroffen?Über 80 Prozent der einheimischen Bevölkerung profitieren direkt oder indirekt von der Tourismusbranche. Von Seiten der Parc-Ela-Führung heisst es, man habe seit der Parc-Ela-Lancierung 2005 wesentlich mehr Gästeaufkommen in unserer Ferienregion. Das stimmt, fragt sich nur, ob dies auch tatsächlich wegen dem Parc Ela der Fall ist. Oder doch eher wegen neuen, professionell vermietbaren Betten und einer neuen Marketingstrategie seitens der Tourismusorganisationen? Diese wurden nämlich im gleichen Zeitraum realisiert. Man rühmt sich mit 380 Stellenprozenten (finanziert durch die Steuerzahler) oder mit der Vermarktung bestehender Angebote und Veranstaltungen. Diese bestanden aber grösstenteils bereits vor der Naturpark-Lancierung und werden seither einfach im Parc-Ela-Gewand verkauft. Erkennen Sie hier einen Mehrwert für unsere Region oder doch nur weiteres Schönreden?Meiner Meinung nach flossen zu viele Mittel in Theorie und Naturschutz. Lassen Sie sich also nicht blenden von Falschaussagen und Mogelpackungen, sondern analysieren Sie kritisch die Fakten. Ich empfehle Ihnen aufgrund der aufgeführten Tatsachen, den Parkvertrag abzulehnen. Lassen wir uns nicht weitere, unnötige Gesetze und Auflagen vorschreiben, welche uns aber keinen eindeutigen wirtschaftlichen Vorteil bringen. In unserer Heimat sollten fortschrittliches Denken und gesunder Menschenverstand regieren.

Nicolas Margreth, Tinizong

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