×

Paul Dubach nach grossen Verdiensten abgetreten

Am Kantonsspital Graubünden in Chur ist mit Professor Paul Dubach ein ausgewiesener Herzspezialist in den Ruhestand getreten.

Südostschweiz
10.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Professor W. Reinhart*

Mit Prof. Dr. med. Paul Dubach ist Ende Juli ein verdienstvoller Arzt des Kantonsspitals Graubünden altershalber zurückgetreten. Dass der waschechte Berner so viele Jahre in Chur tätig wurde, ist nicht selbstverständlich. Nach dem Abschluss des Medizinstudiums in Bern verliess er seine engere Heimat und lernte die Medizin dieser Welt auf verschiedensten Kontinenten kennen. Zwischen 1972 und 1988 war er tätig in Universitätsspitälern in Pretoria und Johannesburg (Südafrika) und in einem Entwicklungshilfeprojekt im Urwald von Peru, dann als Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik des Kantonsspitals Chur (Chefarzt Prof. G. Hartmann). Die Weiterbildung zum Kardiologen begann er 1982 am Universitätsspital Basel und setzte diese am Mexikanischen Nationalen Institut für Kardiologie in Mexico City und als Wissenschafter auf der Kardiologie der Irvine Universität in Kalifornien USA fort. Im Jahr 1988 wurde er neben Dr. Reto Ratti zum Leitenden Arzt für Kardiologie am Kantonsspital Chur. Prof. Dubach hat die Kardiologie am Kantonsspital und damit das Spital als Gesamtes vielfältig geprägt. Es sollen zwei Tätigkeiten ganz speziell erwähnt werden.

Grosse Aufbauarbeit geleistet

Das eine ist die invasive Kardiologie, die von Prof. Dubach in Chur und damit im Kanton Graubünden eingeführt wurde. Nachdem er sich am Universitätsspital Zürich in der Herzkathetertechnik und der Darstellung der Herzkranzgefässe (Koronarangiografie) ausgebildet hatte, war er 1992 massgeblich am Aufbau und der Inbetriebnahme des ersten Herzkatheterlabors in Chur beteiligt und führte in den Anfangszeiten diese invasiven Untersuchungen alleine durch. Mit dem dabei angefertigten Filmmaterial fuhr er jeweils am Abend nach getaner Arbeit nach Zürich und stellte seine Fälle dort einem erlauchten Gremium von Professoren vor, um das weitere Vorgehen und die Therapie zu besprechen. Später kam die Behandlung von Gefässverengungen mit Ballondilatation und Stentimplantation dazu. Damit war er der Begründer der invasiven Kardiologie, die seither zur Blüte gelangt ist. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, dass ein Patient mit einem akuten Herzinfarkt irgendwo in Graubünden umgehend ins Herzkatheterlabor des Kantonsspitals nach Chur geflogen wird, wo das verschlossene Herzkranzgefäss sofort eröffnet wird.

Internationale Anerkennung

Die zweite grosse Leistung von Prof. Paul Dubach ist seine wissenschaftliche Tätigkeit. Er war diesbezüglich ein Spätberufener, da er bereits 40 Jahre alt war, als er seine erste Arbeit publizierte. Er beschäftigte sich vor allem mit der Herzleistung und der Frage, ob ein erkranktes Herz in erster Linie Ruhe brauchte – was der damaligen Lehrmeinung entsprach – oder ob man den Herzmuskel wieder auftrainieren könne, ohne dabei Schaden anzurichten. Prof. Paul Dubach war einer der ersten, der zu diesen Fragen wissenschaftlich einwandfreie und saubere Studien durchführte. Dabei kam er zum Schluss, dass das Herz nicht Ruhe braucht, sondern von einem sinnvollen Training sogar profitieren kann. Diese Untersuchungsresultate, die allesamt am Kantonsspital in Chur entstanden und in Zusammenarbeit mit seinen amerikanischen Wissenschaftskollegen sorgfältig ausgewertet wurden, fanden auch international eine grosse Anerkennung und wurden in den besten Fachzeitschriften der Welt publiziert. So ergab es sich fast von selbst, dass Paul Dubach von Chur aus 1998 an der Universität Zürich habilitierte und im Jahr 2005 Titularprofessor dieser Universität wurde.

Stephan Schneiter wird Nachfolger

Durch die bevorstehende Pensionierung von Prof. Paul Dubach entsteht eine grosse Lücke. Aus diesem Grund war seine Nachfolge vor geraumer Zeit in die Wege geleitet worden. Mit Dr. Stephan Schneiter konnte ein gut ausgewiesener Kardiologe gewonnen werden, der seine Ausbildung in Basel absolvierte, dann als Oberarzt auf der Kardiologie des Kantonsspitals Aarau war und sich vor seinem Amtsantritt in Chur zuletzt in Australien in moderner MRI-Diagnostik bei Herzerkrankungen weiterbildete. Damit kann Dr. Schneiter die Behandlung von Patienten mit Herzerkrankungen ein weiteres Stück vorantreiben und so die Funktion des Kantonsspitals Graubünden als kardiologisches Zentrum der Südostschweiz festigen.

*Professor Walter Reinhart ist Chefarzt am Kantonsspital Chur.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR