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Nichts von einer Kehrtwendung der FDP

Leider hat Grossrat Jürg Kappeler von den Grünliberalen (GLP) die Haltung der Bündner FDP, die auch im Grossen Rat so geäussert wurde und Eingang ins Protokoll gefunden hat, nicht verstanden.

Südostschweiz
22.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Zum Leserbrief «Die Kehrtwendung der FDP-Fraktion» in der Ausgabe vom 20. September.

Er verkennt die Gründe, warum die FDP klar für eine Totalrevision des Wirtschaftsförderungsgesetzes einsteht.Zur Sache: Der Grosse Rat hat einen Vorstoss überwiesen, welcher primär eine Totalrevision des Wirtschaftsentwicklungsgesetzes verlangt. Zu diesem Zweck, und zu nichts anderem, hat die FDP eine Auslegeordnung verlangt. Kappeler unterschlägt, bewusst oder in Unkenntnis der Faktenlage, den Wortlaut der Forderung, nämlich, dass die FDP «flächendeckende finanzielle Förderung von KMU strikte ablehnt», nichts anderes. Ein solches Ansinnen ist wirtschafts- und ordnungspolitischer Unsinn. Ein Beitragssystem nach Giesskannenprinzip ist zutiefst unsinnig und wird abgelehnt. Eine solche Lösung wäre auch nicht liberal.Hingegen setzt sich die FDP nach wie vor und seit langem dafür ein, dass für kleine und mittlere Unternehmen günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Darunter ist etwa ein gutes Steuerklima und die Entlastung der KMU vor Bürokratie und Reglementierung zu verstehen.Abschliessend noch eine Zusatzbemerkung: Die Bündner FDP ist, im Gegensatz zur GLP, gegen eine Tourismussteuer, welche die KMU belasten würde.In diesem Sinne hofft die FDP auf eine rasche Vorlegung einer Auslegeordnung bezüglich Wirtschaftsförderungssystem in Graubünden.

Silvio Zuccolini, FDP-Pressechef, Scharans

Die von einem Veranstalter mit dem wohl etwas spassig zu verstehenden Etikett «Bündner Bündnis gegen Depression» (als hätte das in einer Art «Jurassic Park» lauernde Ungeheuer der Depression nur darauf gewartet, dass es gegen eine Streitmacht aus Graubünden auferstehe, wie einst in Alt Fry Rätien ...) projektierten derzeitigen kantonalen «Aktionswochen zum Thema Depression» setzen ebendiesen Begriff als etwas Selbstverständliches voraus und anerkennen Depression ausdrücklich als eine Krankheit wie etwa Grippe oder Rheuma.Was so übersehen wird, ist, dass damit die Depression in das Reich der Medizin, das heisst der Herrschaft der Bio-Logie eingemeindet wird. Was heute aber als Depression bezeichnet wird, hiess einmal Schwermut, Schwere des Gemüts und/oder noch früher Melancholie, damals, als es noch eine Seele, ein Gemüt gab. Begriffe, welche die gegenwärtige Psychiatrie meidet wie der Teufel das Weihwasser und denen sie nur mit Mühe und Verlegenheit (da sie ihm ja selbst den Namen verdankt) noch den Begriff der Psyche entgegenhält, der aber nach seiner griechischen mythologischen Herkunft eigentlich «Atem-Hauch» meint. Noch 1935 erinnerte der Theologe und Philosoph Romano Guardini in seinem Aufsatz «Vom Sinn der Schwermut»: «Die Schwermut ist etwas zu Schmerzliches, und sie reicht zu tief in die Wurzeln unseres menschlichen Daseins hinab, als dass wir sie den Psychiatern überlassen dürften.»Weder Freud noch Jung, die Begründer der modernen (Tiefen-)Psychologie (die als Urväter in einem von Freud ja selbst als grundlegend beschriebenen Prozess des Vatermordes längst ausgespielt haben), kennen den Begriff, die Krankheit Depression; Gegenstand ihrer Untersuchungen (und ebenso jener von Jacques Lacan, Guattari, Laplanche, den bedeutendsten Denkern einer Psycho-Logie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Mitarbeitern zum Beispiel der Psychiatrischen Dienste Graubünden so gut wie allesamt unbekannt) sind und blieben die Neurosen und Psychosen, von welchen zumindest die Ersteren heute scheinbar nicht mehr existieren ... Diese signifikante Verschiebung der Termini würde einen eigenen Exkurs erfordern; was sie so jedenfalls aufhebt, ist das alte Denken, Gefüge von Körper, Seele und Geist (der ganz und ohne Ersatz weggefallen ist, sodass wir also tatsächlich geistlos leben ...), indem sie alles in die Bio-Logisierung hinein aufhebt. Was also als vermeintlicher Fortschritt erscheint, die Anerkennung der «Depression» als Krankheit, ist de facto deren Animalisierung; nur folgerichtig und unabwendbar ist so auch, dass sich die ganze psychiatrische Diskussion, Intention nur an der chemisch-bio-logischen Medikamention dieser «Krankheit» abarbeitet (Serotoninspiegel Transporter, Transmitteraktivität, etc.).Was in dieser physio-bio-logischen Reduzierung verfällt und zerfällt, ist das Bild und Wesen des Menschen selbst.

Wolfram Frank, Scharans

Tausende fahren jeden Tag mit Zug, Auto oder Motorrad zur Arbeit. Wie viele Tonnen Abgas da produziert werden, ist schockierend. Wenn man das Fahrrad benutzte oder zu Fuss ginge, würde man nicht nur weniger Abgas produzieren, sondern auch das Geld für das Fitnesscenter sparen. So kann man den Körper fit halten, ohne die Umwelt zu zerstören und spart auch noch viel Geld. Viele Leute kaufen teure Autos, die schnell fahren können – dabei darf man gar nicht so schnell fahren. Geld ausgeben für gar nichts! Nur um anzugeben. Anscheinend haben sie alle noch genügend Geld für das Benzin, das auch nicht billig ist.Mit dem Geld könnte man Energiesparlampen kaufen, die Energie sparen. Oder im Garten ein paar Sträucher und Bäume pflanzen, die klare Luft produzieren. Schützen Sie die Natur, denn ohne sie würde es uns nicht geben! Sie können nicht immer sagen, der andere soll es tun. So erreichen wir gar nichts. Auch wir jungen Leute machen uns sehr wohl Gedanken zum Umweltschutz. Auch wenn man uns nachsagt, wir würden in den Tag hinein leben und uns um nichts kümmern.Ich möchte damit sagen: «Machen Sie sich auch Gedanken, wie es weitergehen soll! Wir Jungen möchten auch leben und nicht nur Probleme lösen, die heute verursacht werden.»

Luca Gabathuler (12 Jahre), Chur

EU-Justizkommissarin Viviane Reding empörte sich über Frankreichs Roma-Abschiebungen: «Menschen werden eines Landes nur verwiesen, weil sie eine ethnische Minderheit sind – ich dachte nicht, dass wir das noch einmal erleben müssen nach dem Zweiten Weltkrieg.»Hat sie vergessen oder verschweigt sie wissentlich, dass wir das nach Kriegsende schon einmal erleben mussten? Vom 1. Juni 1945 bis Ende 1946 wurden über 2,5 Millionen Sudetendeutsche wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit aus dem heutigen Tschechien vertrieben, wobei etwa eine viertel Million (zehn Prozent) starben. Diese Vertriebenen bekamen aber nicht etwa ein Flugticket und Abschiedsgeld wie die nun aus Frankreich abgeschobenen ausländischen Roma, sondern sie wurden enteignet und mussten unter Todesdrohungen zu Fuss ihre Heimat verlassen – zum Beispiel 50 Kilometer laufen in zwölf Stunden, mit Kindern. Wer nach der Enteignung von Haus, Feldern und Fahrzeugen nicht auch noch seine Uhr und Schmuck abgab, den erschoss die Soldateska auf der Stelle.Grundlage dieser ethnischen Säuberung waren die Benesch-Dekrete. Obwohl diese gegen Völkerrecht und EU-Recht verstossen, blieben sie auch nach dem EU-Beitritt Tschechiens bis heute in Kraft. Der tschechische Präsident Vaclav Klaus erpresste die EU sogar damit, er unterschreibe den Lissabon-Vertrag (die EU-Verfassung) nur mit einer Benesch-Ausnahmeklausel von der EU-Grundrechtecharta. Brüssel gab dieser Erpressung nach! Damit verkommt die EU-Verfassung und -Empörung zur scheinheiligen Farce.

Christoph Reuss, Chur

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