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«María de Buenos Aires» weckt Emotionen

Eine stimmungsvolle Inszenierung der Astor-Piazzolla-Operita «María de Buenos Aires» hat am Mittwoch im Theater Chur das Premieren- publikum begeistert.

Südostschweiz
01.06.12 - 02:00 Uhr

Von Cornelius Raeber

Es ist eine seltsame Geschichte mit vielen rätselhaften Textpassagen und mystischen Begebenheiten, die der uruguayanische Journalist und Poet Horacio Ferrer erzählt – genau der richtige Stoff für Ferrers Freund, den Tango-revolutionären Astor Piazzolla, welcher diese Geschichte als Vorlage für seine Operita «María de Buenos Aires» auswählte.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei die Hauptfigur María, welche durch die nebelverhangenen, nächtlichen Strassen der südamerikanischen Metropole geistert und mit zerstörerischer Leidenschaft und grenzenloser Liebe zur Musik ihrer Heimatstadt dem Verderben entgegengeht.

Es ist aber nicht nur Marías Geschichte, sondern ebenso die des Tangos, der sich Ende des 19. Jahrhunderts in den Armen- und Elendsvierteln von Buenos Aires aus älteren Musikstilen wie Milonga und Canyengue entwickelte – eine verwinkelte und nicht leicht zu verstehende Geschichte, irgendwo im Grenzbereich des Fassbaren.

Auch die Dramaturgin des Theaters Chur, Ann-Marie Arioli, sprach in ihrer Werkeinführung anlässlich der Premiere von einer Geschichte, die nicht leicht zu verstehen sei und meinte, «vielleicht muss man auch nicht alle Texte verstehen» – vielmehr empfahl sie dem Publikum, sich einfach den Emotionen des Stückes hinzugeben.

Grosse musikalische Bandbreite

Für ebendiese Emotionen sorgte zuerst einmal das spielfreudige und routinierte 676 Nuevo Tango Ensemble aus Bern mit dem preisgekrönten Bandoneonspieler Michael Zismann als Orchesterleiter. Mit sicherer Hand führte der schweizerisch-argentinische Doppelbürger das 11-köpfige Ensemble durch die vielschichtige, knapp zweistündige Komposition und gab den Solisten und dem Erzähler (Jaap Achterberg) wie auch den Tänzerinnen und Tänzern klare Einsatzzeichen. Piazzolla als Begründer des Tango Nuevo, und Ende der 60er-Jahre auf der Höhe seines Schaffens, bediente sich für «María de Buenos Aires» verschiedenster Stilrichtungen und schuf mit dieser Mischung aus Klassik, Jazz und bestehenden Tango-Elementen einen neuen und markant eigenen Stil, der die Tango-Musik revolutionierte und eine grosse emotionale Bandbreite zwischen Tradition und Moderne eröffnete.

Begeisternde Solisten und Tänzer

Aber nicht nur die vielseitige Instrumentalmusik mit ihren vielen rhythmischen und wunderschönen Elementen vermochte die Theaterbesucher am Mittwochabend zu begeistern und zu berühren. Ebenso waren es die Sängerin (Aida Albert) in der Hauptrolle der María sowie ihr Gegenpart, der Sänger José Manzanero, die für mehrmaligen Szenenapplaus sorgten.

Eine besondere Leistung erbrachten ebenfalls die 14 Laientänzerinnen und -tänzer, alle älter als 50 Jahre, welche der Tango-Operita mit ihrer Lebenserfahrung und ihrem Engagement den Stempel aufdrückten.

Einen grossen Beitrag zum Gelingen der Produktion haben auch das karge, aber stimmungsvolle Bühnenbild sowie die düsteren Videoeinspielungen beigetragen.

Weitere Aufführungen im Theater Chur am 1., 2. und 3. Juni. Beginn der Aufführungen jeweils um 20 Uhr, im Seitenfoyer finden um 19.30 Uhr Einführungen statt.

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