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Landverbrauch: Bauern stützten sich auf falsche Zahlen

Der Verbrauch von Landwirtschaftsland in Graubünden – insbesondere im Churer Rheintal – sei besorgniserregend, meinten die Bauern. Der Regionalverband Nordbünden hat gestern neue, weniger dramatische Zahlen präsentiert.

Südostschweiz
13.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Landquart. – Im vergangenen Juni waren es der Bündner Bauernverband und der Bauernverein Herrschaft/Fünf Dörfer, die Alarm schlugen. Der Verlust an Kulturland in Graubünden und speziell im Churer Rheintal sei hoch – zu hoch.Die Vertreter der Landwirtschaft hätten sich dabei auf nachweisbar falsche Zahlen gestützt, betonten nun Roland Tremp, Präsident des Regionalverbandes Nordbünden, und Geschäftsführer Reto Nick gestern an einer Medienorientierung in Landquart. «Ich weiss nicht, wie es zu solchen Falschaussagen gekommen ist», meinte Nick und präsentierte die aktuelle Statistik des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Geoinformatik, die den Verlust der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Churer Rheintal zwischen 2004 und 2009 nur auf 89 Hektaren beziffert. Und nicht etwa auf 240 Hektaren, wie vom Bauernverband im Juni vorgerechnet. Die damals als Spitzenreiter genannte Gemeinde Igis weise nur einen Kulturlandverlust von gut sieben, und nicht von 104 Hektaren aus, so Nick. Er sei erstaunt darüber, wie offensichtlich falsche Zahlen ohne Reflexion übernommen worden seien.

Fehlerhafte Auswertung

Aurelio Casanova, Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Geoinformation, bestätigte gestern auf Anfrage die 89 Hektaren Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche im Churer Rheintal. «Leider hat sich bei der statistischen Auswertung der Daten ein Fehler eingeschlichen, der insbesondere in den Gemeinden Chur und Igis zu falschen Resultaten geführt hat.» Unbestritten sei hingegen, dass ein grosser Druck auf die landwirtschaftlichen Nutzungsflächen bestehe, so Casanova. Eine Tatsache, die auch Nick und Tremp anerkennen. Der Regionalverband sei sich der Problematik des Landverbrauchs schon seit Längerem bewusst, allerdings müsse das Problem mit dem richtigen Augenmass betrachtet werden, so Nick. «Wir müssen mit den knappen Ressourcen haushälterisch umgehen, kein ökonomisch denkender Mensch verschleudert seine Ressourcen.»

Verschiedene Interessen

Das Churer Rheintal, das 45 Prozent des kantonalen Bruttoinlandproduktes erarbeite, sei die wirtschaftlich stärkste Region Graubündens und müsse bei der Entwicklung des Gebietes mit kreativen Lösungsansätzen die Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen berücksichtigen, so Tremp und Nick weiter. Um den vorhandenen Boden optimal zu nutzen, habe der Regionalverband in Zusammenarbeit mit dem Kanton vor zwei Jahren das Projekt «Wachstumspotenziale Bündner Rheintal» sowie das Anschlussprojekt «Evaluation strategische Flächen» initiiert. Gesucht werden attraktive Standorte für bereits ansässige, aber auch neue Unternehmen. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden soll dabei die Verfügbarkeit von vorhandenen Landreserven abgeklärt werden. (so)

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