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«Kulturzentrum Nairs hat enormes Zukunftspotenzial»

Das Kulturzentrum Nairs muss dringend saniert werden, damit künftig ein Ganzjahresbetrieb garantiert werden kann. Rund ein Drittel der insgesamt 3,6 Millionen Franken Sanierungskosten fehlen noch.

Südostschweiz
14.08.13 - 02:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann

Scuol. – Genau hundert Jahre alt ist das ehemalige Badehaus in Nairs. Ein grosses Jubiläumsfest gibt es dieses Jahr aber nicht. Die Stiftung Fundaziun Nairs betreibt hier ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und kämpft momentan mit allen Mitteln für die Erhaltung des Gebäudes. Das als «Baudenkmal von nationaler Bedeutung» eingestufte neuklassizistische Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Die extreme Lage tief unten im Tal nahe am Inn hat dem Bau arg zugesetzt. Der Hangdruck von Norden, Schmelzwasser und eine undichte Terrasse beschleunigten die Zerfallserscheinungen.

Das Sanierungskonzept beinhaltet substanzerhaltende Notmassnahmen, die komplette thermische Sanierung, eine Innenrenovation, betriebstechnische Erneuerungen und kleinere Umbauten. Die Architekten Urs Padrun und Christof Rösch rechnen für dieses Projekt mit Kosten von 3,6 Millionen Franken. Zwei Drittel der benötigten Gelder konnten bereits sichergestellt werden.

Ziel ist der Ganzjahresbetrieb

Die grössten Kulturstiftungen der Schweiz, wie Göhner, Artefila oder Binding sowie die Innovationsstiftung Graubünden, unterstützen das Sanierungskonzept des Kulturzentrums Nairs mit beträchtlichen Summen. Die regionale Unterstützung ist gemessen an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden ebenfalls beachtlich. «Unsere Förderer sehen, dass Nairs ein enormes Zukunftspotenzial hat», meint Architekt und Kurator Rösch. Auch hundert Jahre nach der Eröffnung des Badehauses hat das Gebäude keine Heizung und die Stiftung war bisher auf einen Sommerbetrieb von höchstens fünfeinhalb Monaten eingeschränkt. Die Renovation inklusive Einbau einer Heizanlage würde endlich einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen. Visionen sind unter anderem ein Kunsthallenbetrieb, ein multifunktionaler Raum für den Betrieb als Kulturzentrum und eine klare Trennung von Künstlerhaus und Kunsthalle.

In einem ersten Schritt geht es nun darum, die Substanz des ehemaligen Badehauses zu erhalten. Erste Notmassnahmen wurden mit der Stabilisierung der nördlichen Stützmauer bereits im vergangenen Herbst und in diesem Frühling ergriffen. Im kommenden Herbst sollen die undichte Terrasse sowie die bröckelnden Natursteinstützen im Eingangsbereich in Angriff genommen werden. Der eigentliche Baubeginn ist für frühestens Februar 2014 vorgesehen.

Ein Sanierungsprojekt in Etappen

Auch wenn noch mehr als eine Million Franken der Gesamtkosten fehlen, fährt die Fundaziun mit den Sanierungsarbeiten fort. «Wir haben das Projekt etappiert, damit wir so bald wie möglich mit dem Ganzjahresbetrieb starten können», erklärt Rösch. Mit den bereits gesicherten 2,2 Millionen Franken wird die Gesamt- sanierung des Gebäudes durchgezogen. Die zweite Etappe betrifft die Verbesserungen im Innenausbau und beginnt im besten Fall im Anschluss an die erste Etappe. «Wir gehen davon aus, dass wir die fehlenden 1,2 Millionen Franken bis im Sommer 2014 beisammenhaben», erklärt der Architekt.

Eine neue Pionierzeit einläuten

Das Fundraising läuft auf Hochtouren weiter. Rösch hofft, die zuständigen Stellen des Kantons ebenfalls begeistern zu können, da von dieser Seite bisher wider Erwarten «noch zu wenig Unterstützung» gekommen sei. Immerhin sei das Kulturzentrum Nairs auch Wirtschaftsförderer der Region, schaffe Arbeitsplätze, vernetze das Tal mit der Welt und ziehe Gäste an, argumentiert Rösch. «Das Kulturzentrum ist ein Motor für das ganze Ensemble Nairs und die Sanierung bietet eine Möglichkeit für eine Neuinterpretation des Ortes», zeigt er sich überzeugt. Es gehe nun darum, «eine neue Pionierzeit» einzuläuten. «Wir müssen die Inselqualität von Nairs als intensiven Ort für Begegnungen, für kulturelle Auseinandersetzungen in besonderer Atmosphäre nutzen», meint er.

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