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Kapitulation im Prättigau: Swiss Bike Masters eingestellt

Die 19. Auflage des Swiss Bike Masters mit Start und Ziel in Küblis wird als Schlusspunkt in die Geschichte eingehen. Massiver Teilnehmerrückgang und ein Loch in der Kasse zwingen die Organisatoren um Andy Vetsch zur Aufgabe.

Südostschweiz
13.11.12 - 01:00 Uhr

Von Johannes Kaufmann

Moutainbike. – Eigentlich wollte Andy Vetsch, seines Zeichens Initiator und Organisationschef des Swiss Bike Masters im Prättigau mit seinem Anlass nochmals durchstarten. Auf die 20. Jubiläumsausgabe im Juli 2013 kündigte er nach der letzten Austragung eine neue Strecke und die Dislozierung des Start- und Zielbereichs von Küblis nach Grüsch an. Dazu kommt es nicht mehr. Via Homepage (www.sbm-events.ch) wurde gestern das Ende der Veranstaltung mitgeteilt. Das Swiss Bike Masters wird ersatzlos aus dem Kalender gestrichen. «Die angedachte Umzugsaktion nach Grüsch konnte den Anlass nicht mehr retten», sagt Stig Kummer von der Organisation auf Anfrage. OK-Präsident Andy Vetsch war gestern für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar. In der Mitteilung erklärt er die Aufgabe des Masters als «emotional belastenden Schritt», der ihm nicht leichtgefallen sei.

Massiver Teilnehmerschwund

Ganz aus dem Nichts kommt das Ende des Swiss Bike Masters freilich nicht. «Die letzten Ausgaben waren ein Verlustgeschäft», gesteht Kummer. Dem früheren Grossanlass, der in den Neunzigerjahren noch gegen 4000 begeisterte Langstrecken-Mountainbiker ins Prättigau locken konnte, liefen seit Jahren die Teilnehmer in Scharen davon. Dazu die Zahlen: Im Jahr 2000 waren es noch rund 3000 Finisher, 2005 noch deren 2000, 2010 lediglich noch 1050. Und in diesem Jahr trafen gemäss Zeitmesser Datasport bloss noch 572 Wettkämpfer im Ziel ein. Ähnlich verlief die Entwicklung am Streckenrand. In den Boomjahren mobilisierte der Anlass im Juli die Massen. Zuletzt blieb der Prättigauer desinterressiert zu Hause.

Wie ist der massive Teilnehmerschwund zu erklären? Oft ist darüber am Rande des Swiss Bike Masters debattiert worden. Klar scheint, dass es den einen Beweggrund schlichtweg nicht gibt. «Als das Rennen 1994 lanciert wurde, war es etwas Neues, Verrücktes. Ausser dem Grand Raid im Wallis existierte damals schlichtweg kein anderes Langstrecken-Rennen in der Schweiz», sagt Stefan Roffler. Er weiss, wovon er spricht. Als einer der wenigen Bike-Enthusiasten bestritt der 34-jährige Churer sämtliche Masters-Austragungen (Bestresultat Rang 5/2010). Den Effekt des Einzigartigen büsste der Anlass zusehends ein. Mit fatalen Folgen. «Der Ausdauersportler sucht heute stets nach neuen Herausforderungen», erläutert Roffler.

Das Wettkampf-Angebot ist in den letzten Jahren enorm angewachsen. Roffler nennt als Beispiel das polysportive Massenspektakel Gigathlon. Und auch in seinem Kerngeschäft erhielt das Swiss Bike Masters ernst zu nehmende Konkurrenz. Der 2002 iniziierte Nationalpark-Bikemarathon im Engadin avancierte zur Nummer 1 im Kanton.

Das Swiss Bike Masters zählte zur Schweizer Langstrecken-Rennserie IXS-Swiss-Bike-Classic. Mit dem Rennen in Schleitheim musste in diesen Tagen noch ein zweiter Lauf kapitulieren. Die SBM-Events AG fungiert zugleich als Dachorganisation der Rennserie. Dieses Mandat hofft Vetsch zu behalten.

Brentjens, Frischknecht, Sauser

Was bleibt haften vom Swiss Bike Masters? Das Ende der Veranstaltung ist ein herber Verlust fürs Prättigau, eine Wüste in Sachen Sportveranstaltungen. Das Rennen genoss bei den Spitzenfahrern einen guten Ruf. Die Siegerliste umfasst prominente Namen: Bart Brentjens, Thomas Frischknecht, Christoph Sauser, allesamt Olympia-Medaillengewinner. Ein Bündner konnte nie reüssieren über die «Königsdistanz» im Prättigau. Gleich viermal belegte Lukas Buchli Rang 2. Er wolle nicht als ewiger Zweiter des Bike Masters in die Annalen eingehen, sagte der 33-Jährige im Juli. Jetzt muss er diese Bürde tragen.

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