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«Kannibalen-Droge» überschwemmt Ibiza

In Spanien ist eine Designerdroge aufgetaucht, die Konsumenten zu Beissern werden lässt. Es wird vermutet, die Drogenmafia könnte die Finger im Spiel haben und vor allem Ibiza damit infizieren.

Südostschweiz
04.07.14 - 02:00 Uhr

Von Ralph Schulze

Palma de Mallorca. – Erst verfolgte er Touristen am Strand und versuchte, sie zu beissen. Dann griff er Sanitäter und Polizisten an, die ihn überwältigen wollten. Am Ende waren zehn Beamte notwendig, um den 28-jährigen Engländer am Strand des mallorquinischen Ferienortes Magaluf zu bändigen. Er hatte offenbar eine neue Droge ausprobiert, welche auf den spanischen Urlaubsinseln Mallorca und Ibiza in Umlauf ist und die Konsumenten in beisswütige Monster verwandelt. Deswegen wird dieses Rauschgift auch «Kannibalen-Droge» genannt.

Nachdem innerhalb kurzer Zeit mehrere Fälle solcher Beiss-Attacken auf den beiden balearischen Ferieninseln bekannt wurden, fürchtet die spanische Antidrogenpolizei, dass dies erst der Anfang sein könnte. Möglicherweise versuche die Drogenmafia, das neue gefährliche Rauschmittel auf den Inseln einzuführen. Vor allem Ibiza gilt als europäische Partyinsel, wo die Drogenszene sehr aktiv ist. Rauschgifte wie Ecstasy, Kokain und Marihuana sind dort unter jenen jungen Menschen aus ganz Europa, welche die ganze Nacht durchfeiern wollen, weit verbreitet.

Aus den USA herübergeschwappt

Erst vor kurzem beklagte der Chef der Gesundheitsbehörden auf den Balearen, Raúl Izquierdo, dass Ibiza der europäischen Drogenmafia als eine Art Versuchslabor diene. Die meisten neuen Drogen würden zuerst auf Ibiza ausprobiert, bevor sie auch auf Mallorca und in ganz Spanien angeboten werden. Es sei zudem höchst Besorgnis erregend, dass der Drogenkonsum auf den Ferieninseln «unaufhaltsam steigt».

Die jetzt in Spanien aufgetauchte «Kannibalen-Droge», die von den Wissenschaftlern auf den Namen Methylendioxypyrovaleron (MDPV) getauft wurde, ist eine Designerdroge, die erstmals vor zwei Jahren in den USA Schlagzeilen machte. Sie ist in der Szene auch unter den Namen Cloud Nine, Monkey Dust oder Magic bekannt. Im Jahr 2012 ereigneten sich in den USA mehrere Attacken, die ebenfalls mit dieser zerstörerischen Psychodroge in Verbindung gebracht wurden. Weltweites Aufsehen erregte damals vor allem der Fall eines Mannes, der in Miami einen Obdachlosen angefallen und ihn wie ein tollwütiger Hund immer wieder ins Gesicht gebissen hatte.

Brutale Nebeneffekte

Die spanischen Drogenfahnder beschreiben MDPV als ein Rauschgift, das wie Kokain geschnupft, geraucht oder injiziert werden kann. Die Nebeneffekte seien unter Umständen brutal: Der Stoff könne extreme Gewalttätigkeit, Wahnvorstellungen, Suizidabsichten oder eben auch kannibalische Anfälle provozieren.

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