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Internationale Triumphe für Churer Wasserski-Senioren

Zwei Churer haben kürzlich an der Senioren-Wasserski-EM erfolgreich abgeschnitten. Ernst Sprenger und Ruth Werder fuhren aufs Podest. Es waren nicht die ersten Erfolge für die beiden, deren Karriere sich langsam dem Ende nähert.

Südostschweiz
28.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Jürg Sigel

Wasserski. – Einen See gibt es in Chur nicht. Trotzdem hat diese Stadt gleich zwei Wasserskifahrer, die in den vergangenen Jahren auf internationaler Ebene äusserst erfolgreich waren. Kürzlich fuhren sie an den Senioren-Europameisterschaften im italienischen Segrate in ihrer Paradedisziplin Slalom aufs Podest. Ernst Sprenger schaffte nach dem Gewinn von einmal Gold und zweimal Bronze mit Rang 2 zum vierten Mal in Folge einen Medaillengewinn. Ruth Werder sicherte sich zum dritten Mal in ihrer Karriere eine EM-Medaille – nach zweimal Silber diesmal Bronze.Diese Leistungen verblüffen insofern, als die ausländische Konkurrenz über wesentlich bessere Trainingsmöglichkeiten – sprich eigene Anlagen – verfügt. Der 60-jährige Sprenger und die 64-jährige Werder gehören zwar dem Wasserskiclub Walensee (WSCW) an. «Aber richtig Slalom trainieren lässt sich auf dem Walensee nicht», sagt Werder. «Wir müssen deshalb für die Übungslektionen stets nach Italien ausweichen.» Dies bedeutet für das Duo, dass an fast jedem Wochenende über 600 Autokilometer zurückzulegen sind.Trainingsmöglichkeiten gibt es ebenfalls in Österreich, Deutschland und Frankreich. «Vor allem die Franzosen haben Anlagen, wie wir in der Schweiz Skilifte», sagen Werder und Sprenger, die auch schon oft – jeweils im Frühling – in Florida weilten, dem Mekka des Wasserskisportes.

Ferien für das Hobby geopfert

Vom Wasserski-Virus befallen wurden beide im Alter von etwa 30 Jahren. «Kollegen, die uns einmal nach Italien einluden, machten uns diesen Sport schmackhaft», sagen Werder und Sprenger, der zuvor hobbymässig alpine Skirennen fuhr. 1981 schloss sich das Duo dem neu gegründeten WSCW an. «Es war aber ein langer Weg, bis wir den Slalom beherrschten», erzählt Werder. Viel Geduld und hartes Training waren erforderlich. «Praktisch sämtliche Ferien investierten wir in den Sport. Doch das war nie ein Muss. Wir wollten es ja so», sagt Werder, die sich mit diesem «Problem» allerdings nicht mehr konfrontiert sieht. Als ehemalige Boutique-Besitzerin in Chur ist sie seit eineinhalb Jahren pensioniert. Sprenger hingegen geht weiterhin seiner beruflichen Tätigkeit als Schreiner nach.Sportlich zahlte sich der Aufwand aus. Werder und Sprenger, der fast alle 14 Tage einen Wettkampf bestreitet, gewannen mehrere Schweizer-Meister-Titel. Und zuletzt an der in die WM integrierten EM setzten sie auch die Serie internationaler Triumphe fort – Werder «als die klar älteste Teilnehmerin». In der WM-Wertung reichte es Sprenger auf der 259 Meter langen Wettkampfstrecke zum sechsten Schlussrang, «den ich höher einstufe als die EM-Medaille». Dass vor dem Start zum Finallauf noch die Ski-Bindung brach, vermochte Sprenger nicht aus der Ruhe zu bringen. «Drei Minuten hat man Zeit, einen technischen Defekt zu beheben. Es reichte.» Sechs Schweizer hatten die Selektionskriterien für die EM-Teilnahme erfüllt. Drei Medaillengewinne gab es – zwei davon durch Athleten des WSCW.

«Dieser Sport kostet nur»

Medaillen haben Werder und Sprenger viele gewonnen. Reich wurden sie deshalb aber nicht. Sprenger: «Dieser Sport kostet nur.» Werder ergänzt: «Selbst das Startgeld von umgerechnet rund 370 Franken müssen wir selbst bezahlen, ebenso jedes Jahr 100 Franken für die Lizenz.» Dazu kommt die Ausrüstung: Für einen Ski mit Bindung sind mindestens 1700 Franken hinzublättern.Lange greifen Werder und Sprenger für den Sport aber wohl nicht mehr ins Portemonnaie. Die Karriere neigt sich dem Ende entgegen. Sprenger lässt es zwar noch offen, wann er zurücktritt («Ich entscheide mich später.») Für Werder war die EM in Italien aber der letzte grosse Wettkampf. «Man muss aufhören, bevor man nicht mehr aus dem Wasser kommt», sagt sie lachend.

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