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«Im Nationalratssaal bräuchte es ein wenig mehr Disziplin!»

Eine Gruppe Sumvitger stattete CVP-Nationalrat Martin Candinas während der Herbstsession einen Besuch ab und konnte dabei hinter die Kulissen des Bundeshausbetriebs blicken. Das BT war mit dabei.

Südostschweiz
26.09.14 - 02:00 Uhr

Flavio Bundi

Mittagszeit im Bundeshaus. Im Bundeshausrestaurant «Galerie des Alpes» herrscht reges Treiben. «Männer in Anzügen sehen einfach schön aus», meint Pia Flepp aus Cumpadials schmunzelnd. Zusammen mit einer kleinen Gruppe aus der Gemeinde Sumvitg sitzt sie an einem langen Tisch, umgeben von Parlamentariern verschiedener Parteicouleur. «Den da hinten kenne ich auch aus dem Fernsehen», meint Flepp. CVP-Nationalrat Martin Candinas, der neben ihr sitzt und lächelt, nickt und erklärt Funktion und Parteizugehörigkeit des erkannten SP-Nationalrats.

Zusammen mit dem Sumvitger Gemeindeschreiber Patrick Schaniel hat Candinas den Besuch der Gruppe organisiert, als Zeichen der Dankbarkeit und Unterstützung an seine Heimatgemeinde, wie er erklärt. «Die Leute sollen auch sehen können, was wir National- und Ständeräte hier in Bern alles tun», so Candinas. Zum Kaffee stösst dann auch CVP-Ständerat Stefan Engler zur Gruppe dazu. Auf romanisch werden die zwei Politiker mit Fragen eingedeckt und erzählen geduldig die eine oder andere Anekdote aus dem Bundeshaus.

Ob die arbeiten?

Nach dem Mittagessen geht es gestärkt in Richtung Ständeratssaal. Candinas erklärt den interessierten Sumvitgern auf der Tribüne etwa den Ablauf einer Session, die Besonderheiten der kleinen Kammer oder architektonische Details. Unten im Saal erkennt Candinas den Walliser CVP-Ständerat René Imoberdorf. Man grüsst sich. «Das ist der mit den Wölfen», meint Candinas zur Gruppe und erklärt: «Er wollte in einer Motion den Wolf als ganzjährig jagdbares Tier einstufen.»

Kurz vor 15 Uhr verabschiedet sich Candinas vorläufig, um pünktlich zum Nachmittagsprogramm im Nationalratssaal präsent zu sein. Die Gruppe zieht weiter Richtung Nationalratstribüne, von wo aus sie die grosse Kammer gut im Blickfeld hat. Im Nationalratssaal herrscht reges Treiben. Die Debatte rund um die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels ist im Gange. Gespannt beobachtet die Gruppe das Geschehen. Nationalrat Geri Müller ist mit seinem Handy beschäftigt, Bundesrätin Doris Leuthard nippt genüsslich an einem Kaffee, andere lesen Zeitung oder füllen gar Kreuzworträtsel aus. «Mir wäre das viel zu laut, da würde ich nichts verstehen», meint einer aus der Gruppe und ergänzt: «Wären wir früher in der Schule so laut gewesen, hätten wir eins auf die Finger bekommen.» «Viele waren gar nicht da», stellt ein anderer fest: «Ob die wirklich arbeiten da unten?»

Um die vielen Fragen zu klären, führt Martin Candinas die Gruppe in ein Sitzungszimmer. «Auf den ersten Blick wirkt es etwas chaotisch und fremd, uns Nationalräte so arbeiten zu sehen», erklärt Candinas und führt aus: «Die Meinungen zu den Geschäften werden jedoch schon in den Kommissionen und Fraktionen gemacht.» So habe man während den verschiedenen Sprechmeldungen Zeit für Besprechungen oder man könne bereits kommende Geschäfte vorbereiten. Zur Abstimmung seien dann jedoch alle Ratsmitglieder rechtzeitig zugegen.

Es folgen Fragen betreffend Lobbyismus und Service public aber auch zu Alltäglichem. Eine ältere Frau will etwa wissen, wann Candinas nebst seinen beruflichen und politischen Aufgaben Zeit für seine Familie habe. «Ich versuche jeweils den Sonntag frei zu halten», antwortet dieser. Oftmals stünden dann Ausflüge und Wanderungen auf dem Programm. Dabei könne er sich am besten erholen und wieder Kraft tanken.

Die Pflicht ruft

Nach einer halben Stunde muss Candinas wieder zurück in den Nationalratssaal. In der Kuppelhalle, im Eingangsbereich des Bundeshauses, werden noch letzte Fragen geklärt, Erinnerungsfotos geschossen und Präsente ausgetauscht. Während sich die besuchenden Bündner Oberländer wiederum Richtung Bündner Berge aufmachen, geht es für Candinas zurück an seinen Platz in der grossen Kammer. Schliesslich möchte er die Schlussabstimmung zur zweiten Röhre nicht verpassen.

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