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Glarner Alpen akribisch dokumentiert

Seine Karte der Geologie des Glarnerlandes hat bis heute Bestand. Das Naturmuseum Engi widmet dem Glarner Lehrer und Geologen Jakob Oberholzer nun eine Sonderausstellung. Oberholzer wurde vor 150 Jahren geboren.

Südostschweiz
05.08.12 - 02:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti

Engi. – Auf einem Monitor kann man im Museum ein von Jakob Oberholzer (1862 bis 1939) gezeichnetes, farbiges Profil der Glärnischkette bestaunen. Die Bergkette leuchtet zugleich auf dem Relief des Glarnerlandes auf. Interessant zu wissen: Das Relief, das heute auch im Rathaus-Foyer in Glarus multimedial bespielt wird sowie in vielen Glarner Schulhäusern steht, wurde ebenfalls von Jakob Oberholzer in den Jahren 1900 bis 1911 geschaffen. Die Glarner Regierung erteilte dem Lehrer der Höheren Stadtschule Glarus und Naturforscher den Auftrag dazu.

Herzstück der Sonderausstellung sind indes noch nie gezeigte digitalisierte Schwarz-Weiss-Fotografien, die Oberholzer 1913 bis 1938 machte.

Über 600 Aufnahmen digitalisiert

«667 Glasplatten-Negative sind es insgesamt», freut sich Rolf Stöckli, einer der beiden Ausstellungsmacher. «Zugleich haben wir über 50 Feldtagebücher, unzählige Skizzen, Zeichnungen und Gesteinsproben des Glarner Geologen gesichtet und für die Ausstellung ausgewählt», ergänzt Roland Müller, Kurator der Naturwissenschaftlichen Sammlungen.

Gegen 3000 Objekte aus dem Oberholzer Nachlass befinden sich im Archiv des Naturmuseums in Engi. Rechtzeitig zum 150. Geburtstag könne nun das Lebenswerk von Oberholzer mit vielen Originalen, aber auch mit moderner Technik präsentiert werden. «Oberholzer war extrem fleissig und jede Minute seiner Freizeit in den Bergen unterwegs», sagt Müller. Seine Beobachtungen habe dieser auf jeglichem Papier hinterlassen. Es gebe Zeichnungen und Notizen auf Quittungen aus Restaurants oder auf der Rückseite von Prüfungsbögen aus der Schule. «Leider sind die Notizen in einem heute nicht mehr entzifferbaren Stenografiesystem geschrieben», bedauert Müller.

Lehrer, Zeichner, Fotograf und Autor

«Oberholzer hat keine Theorien aufgestellt, sondern den Aufbau der Glarner Alpen akribisch dokumentiert», erklärt Müller weiter. Er war nicht im damaligen Geologenstreit um die Glarner Hauptüberschiebung involviert. Der daran beteiligte Zürcher Geologieprofessor Albert Heim, den Oberholzer 1893 kennenlernte, war indes sein Lehrmeister und Freund.

Zusammen mit Albert Heim begann Oberholzer 1900 mit der geologischen Kartierung des Blattes Linthal 1:50 000, aus welcher 1910 sein erste «Geologische Karte der Glarneralpen» hervorging.

1933 erschien Oberholzers Lebenswerk «Die Geologie der Glarneralpen», ein fast 1000-seitiges Werk, bestehend aus einem Text und einem Tafelband. Oberholzers neue und letzte «Geologische Karte des Kantons Glarus» erschien drei Jahre nach seinem Tod im Jahr 1942.

Spannende Landschaftsdokumente

Die digitalisierten Fotografien zeigen, dass Oberholzer ein begeisterter Fotograf gewesen sein muss. «Er suchte nicht die ästhetische Ansicht, sondern machte Aufnahmen für die geologische Feldarbeit», erklärt Stöckli. Zuerst zog Oberholzer das Thema Bergstürze in den Bann, später war es der Deckenaufbau der Glarner Alpen.

Die Berge haben sich seit Oberholzer zwar nicht verändert. Seine Aufnahmen sind trotzdem spannende Landschaftsdokumente.

Nicht nur Geologen werden sich über den Fundus freuen, der in Engi zeitgemäss auf dem Touchscreen nach Themen und Geografie geordnet abgerufen werden kann.

Das Naturmuseum Engi ist Mittwoch bis Freitag und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr offen.

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