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«Für ä tüüfä, gsundä Schlaf» – Bico will immer noch Bico sein

Seit 2001 ist Bico Matratzen ein Teil der Hilding Anders Unternehmung aus Malmö. In Schänis (SG) produziert heute somit ein in Europa führender Betten- und Matratzenhersteller, der viele Marken auf sich vereint. Aber Bico bleibt Bico.

Südostschweiz
07.01.15 - 01:00 Uhr

Von Sabine Tschudi

Schänis. – «Dass Hilding Anders damals Bico übernommen hat, erweist sich bis heute als Glücksfall, denn das Vertrauen, das der Marke Bico noch heute entgegengebracht wird, ist enorm», sagt Thomas Hengartner. Er hat 2013 als Verkaufsleiter der Schweizer Niederlassung der Firma in Schänis angefangen und ist seit Anfang 2014 deren Geschäftsführer.

Das Vertrauen der Kundschaft in Bico sei eng mit seiner 150-jährigen Vergangenheit und der Gründerfamilie Birchler verknüpft, welche die meiste Zeit die Geschicke der Firma geleitet hat, ist sich Hengartner sicher. Bevor Bico zu Hilding Anders kommt, ist sie kurze Zeit im Besitz der Valoragruppe. Unter dem Dach von Hilding Anders, der weltweit Marken aufgekauft hat, vereinen sich heute neben Bico, Happy, Carpe Diem Beds, Jensen, Curem und Eastborn. Hengartner ist für die Marktorganisation und -aufteilung in der Schweiz zuständig; das heisst – bei 40 Standorten weltweit – für alle Schweizer Marken und solche, die in die Schweiz fliessen.

Ottmar Hitzfeld hilft bei der Entwicklung

«Früher musste ein Sack, gefüllt mit Stroh, als Bettstatt genügen», sagt Hengartner. Doch die Schlafkultur habe sich radikal verändert. Heute genüge nicht einmal mehr der Begriff «Bett». Man spreche bereits von Schlafsystemen, welche Einlegerahmen, Untermatratze, Matratze, Kissen, Duvet und Bettrahmen umfassen. Schlafen sei längst nicht mehr gleich schlafen, so Hengartner.

In Schänis werden die neuen Matratzen von drei spezialisierten Entwicklern immer in Zusammenarbeit mit einem Ergonomie-Zentrum entwickelt. «Letztes Jahr konnten wir sogar Ottmar Hitzfeld für die Entwicklungszusammenarbeit für noch bessere Matratzen gewinnen», erzählt Hengartner stolz. Die Erkenntnisse der Arbeitsmedizin sowie verschiedene Hygieneaspekte würden ebenfalls einbezogen. Im Oktober 2014 sei in Schänis zudem ein neues Testcenter eingeweiht worden. In diesem werden die Matratzen auf Komfort, Durabilität (Dauerhaftigkeit), Hygiene, Ergonomie und Klima getestet.

So eine Matratze sei heute ein hochtechnisches System mit Plastikfedern, verschiedenen Schaumstoffpartien und Obermaterialien, die alle höchsten Ansprüchen genügen müssten.

«Die Schaumstoffe beziehen wir zum grössten Teil aus Wolfshausen, alles zertifiziert und giftstofffrei», so Hengartner weiter. Die Wolle sei selbstverständlich milbengeschützt. Sie sei zum Teil ins Obermaterial einer Matratze eingearbeitet und komme aus dem Zentrallager in Kaltbrunn. Dort werde geschoren, die gekardete Wolle werde dann in Deutschland auf Rollen gezogen, wieder in die Schweiz gebracht und endverarbeitet.

«Jede Matratze verlangt vier bis fünf Tage Arbeitseinsatz und ist zu 70 Prozent Handarbeit. Denn die Kundenwünsche differieren mittlerweile enorm», sagt Hengartner. Gegen 8000 Standardmodelle gebe es inzwischen, von weich über mittel bis hart in verschiedenen Grössen.

Aus dem Lager, in dem durchschnittlich 9000 Kerne lagern, geht es weiter in die Produktionshalle. An verschiedenen Maschinen werden Obermatratzen und Überzüge genäht, an anderer Stelle atmungsaktive Seitenteile eingenäht, die Obermatratze mit dem Kern verschraubt, die Aufhängungen für die Querlatten montiert, die Querlatten in die Bettgestelle gelegt. Jeder der 60 bis 70 Produktionsmitarbeiter ist zugleich auch Qualitätskontrolleur, denn er sieht, wenn etwas nicht rund läuft, und kann reagieren. Sieben Lastwagen sind für feste Touren eingesetzt, um die jährlich 120 000 Matratzen und 30 000 Einlegerahmen an den jeweiligen Bestimmungsort zu bringen. Wobei Bico und Happy einen Anteil von 90 Prozent ausmachen.

Persönliches Schlaf-Rezept für Kunden

«Inzwischen sind wir bestens vernetzt. Von den grossen Möbelhäusern wie Märki, Pfister, Schubiger, die unsere Hauptkunden sind, bis zu verschiedenen Hotelketten und alle Arten von Heimen», so Hengartner.

Die grossen Messen in Bern, Basel, Zürich und St. Gallen gehören zur Kundenakquise. Insgesamt 30 Mitarbeiter sind im Aussendienst und Verkauf tätig, ein Drittel davon auf Springerbasis. Weitere 30 Mitarbeiter sind mit der Administration und dem Finanzwesen beschäftigt.

Nach Schänis kommen aber auch viele Kunden, um sich im neuen Kompetenzcenter beraten zu lassen. Hier trifft das direkte Ausprobieren aller Produkte auf kompetente Beratung. «Oft verlässt uns der Kunde mit seinem persönlichen ‘Rezept’, das er im Möbelhaus seiner Wahl in Bestellung gibt.» Dies sei eine kostenlose Dienstleistung des Unternehmens, die grossen Anklang finde.

Diese Leidenschaft, sich ganz für besten Schlaf einzusetzen, möchte Hengartner mit seinen Trainings, die acht bis zehn Tage pro Jahr in Anspruch nehmen, seinen zehn Aussendienstarbeitern mitgeben, die wiederum in Möbelgeschäften Schulungen abhalten. Denn wer schlecht schlafe, sei nicht auf der Höhe der Zeit.

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