×

Filzbacher Sommerrodelbahn muss zuerst Prüfung bestehen

Kein Sommerbetrieb ohne sicherheitsrelevante Arbeiten an der Sommerrodelbahn. Diese Hürde müssen die Sportbahnen Filzbach sofort überwinden.

Südostschweiz
16.03.11 - 01:00 Uhr

Von Fridolin Rast

Filzbach/Meiringen. – Am Karfreitag, 22. April, oder am Landsgemeindesonntag, 1. Mai, wollen die Sportbahnen Filzbach in die nächste Sommersaison starten. Wenn sie die nötigen gut vier Millionen Franken zusammenbringen und den Konkurs abwenden können.

Doch einfach nur den Sessellift starten und die Sommerrodelbahn aus dem Winterschlaf wecken, das genügt diesmal nicht. Denn die Rodelbahn darf erst wieder fahren, wenn sie dafür fit gemacht ist. Für einen Betrag deutlich jenseits von 100000 Franken. «Der Betreiber hat uns diese Zahl genannt», bestätigt Reto Canale, Direktor des Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und Skilifte (IKSS) in Meiringen auf Anfrage.

Zuerst Auflagen erfüllen

Weil der Kanton Glarus eine Bewilligungspflicht für Rodelbahnen kennt, könnten sich die Filzbacher Sportbahnen nicht auf blosse Eigenverantwortung für die Sicherheit der Rodelbahn berufen. Wegen dieser Bewilligungspflicht können sie sich laut Canale nicht durch eine weitere Saison retten, ohne die dringendsten Arbeiten zu machen.

Denn das IKSS hat Auflagen gemacht, die erfüllt werden müssen, bevor wieder vom Habergschwänd ins Tal gesaust werden darf. Canale vergleicht mit dem Strassenverkehrsamt: «Es ist wie beim Vorführen eines Autos. Entweder besteht es die Kontrolle – oder Sie müssen die Nummernschilder deponieren.» Die Sicherheit sei nicht verhandelbar.

Die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» hatte allerdings schon 2009 berichtet, die Rodelbahn in Filzbach weise Sicherheitsmängel auf. Der «K-Tipp» hatte das IKSS kritisiert, es halte die Prüfberichte unter Verschluss und lasse damit die Konsumenten über die Mängelliste im Ungewissen.

Partner goutierten «Welantia» nicht

Die Versuche, die Sportbahnen mit 2,1 Millionen Franken an Forderungsverzichten und weiteren 2,2 Millionen an Neukapital zu retten, kommen langsamer voran, als vom Verwaltungsrat erhofft. Eine Ende Februar selbst gesetzte Frist ist schon vergangene Woche abgelaufen.

Das Erlebniswelt-Projekt «Welantia» sei von der Tourismusregion Heidiland, von Tourismus Schweiz und der Hochschule für Technik und Wissenschaft HTW in Chur sehr positiv aufgenommen worden, schreibt zwar Verwaltungsratspräsident Jakob Kamm in einem E-Mail mit Kopie an die «Südostschweiz». Kamm beklagt aber, dass der Support bei den als «wichtige Partner» bezeichneten zwei Banken, den Kantonen Zürich und Glarus sowie der Gemeinde Glarus Nord fehle: «Leider ist es so, dass all unsere Partner dies nicht als positiv und unterstützungswürdig beurteilen.» Besonders der Beirat zum kantonalen Tourismusfonds sei «Welantia» gegenüber «skeptisch und ablehnend», so Kamm.

Verwaltungsrat «ändert Strategie»

Weil nun auch die Politik negativ reagiere, geht es laut Kamm darum, das kurzfristige Überleben zu sichern. Nur zu diesem Zweck und nicht längerfristig plane man, mit der Lintharena zusammenzuarbeiten.

Man sei für die Übergangszeit und insbesondere für einen allfällig reduzierten Sommerbetrieb auf eine Partnerschaft angewiesen: «Damit wir weiter Zeit gewinnen können, um an der nun geänderten Strategie zu arbeiten.» Sowie «eine allfällige Neumittelbeschaffung umzusetzen» und die Kosten im Griff zu behalten, so Kamm weiter.

Filzbach/Bern. – Eine um rund fünf Jahre längere Gnadenfrist als die Sommerrodelbahn hat die Sesselbahn Filzbach–Habergschwänd, die nach Angaben der Sportbahnen Filzbach 1994 total erneuert wurde. Anders als bei der Rodelbahn ist bei dieser Anlage der Bund für die Konzession und die Betriebsbewilligung zuständig. Und beide laufen bis Oktober 2015, wie die Nachfrage bei Andreas Windlinger, Mediensprecher des Bundesamts für Verkehr, ergibt. Ob die Sesselbahn allerdings kostendeckend betrieben werden kann, wenn die Rodelbahn als Haupt-Umsatzbringer fehlt, ist zu bezweifeln. (fra)

Filzbach/Glarus. – Der Kanton Glarus ist an der Sportbahnen Filzbach AG mit einem Nennwert von 99240 Franken beteiligt. Er hält so 7,2 Prozent des Aktienkapitals von 1,37 Millionen, das angesichts des drohenden Konkurses wohl wertlos geworden ist. Die Zahlen nennt ein Beteiligungsspiegel der Kantone, den die Denkfabrik Avenir suisse 2009 vorstellte. Bei den Sportbahnen Elm hält der Kanton 0,9 Prozent von 5,6 Millionen Gesamt-Aktienkapital, beim Skilift Schilt zehn Prozent von nur 230000 Franken. An den Sportbahnen Braunwald, die heute mehrheitlich in privater Hand sind, ist der Kanton demnach nicht beteiligt. (fra)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR