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Fahrende verärgern in Zernez die Campingplatz-Gäste

In Zernez haben am Wochen-ende Roma für Unmut auf dem Campingplatz gesorgt. Der Campingbetreiber ärgert sich über die Gemeinde, welche die «ungebetenen Gäste» neben dem Platz rasten lässt.

Südostschweiz
14.08.13 - 02:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann

Zernez. – Andris Filli ist sauer. Grund dafür sind Roma, die sich seit Montag in unmittelbarer Nähe zu seinem Campingplatz aufhalten. In der Nacht von Sonntag ist die Gruppe angekommen, hat zuerst mitten in Zernez vor dem Schlosshof campiert und wurde dann von der Gemeinde vom Platz gewiesen. Als Alternative bot Gemeindepräsident René Hohenegger ihnen eine Rastmöglichkeit auf dem Gemeindeindustriegebiet an. Und damit begann das Problem. «Am Montag haben sich ein Dutzend Gäste vom Zeltplatz beschwert, Kinder seien über den Zaun gestiegen, haben Kabelrollen ausgelegt und bei ihnen Strom angezapft», schreibt Filli in einem Leserbrief an die «Südostschweiz» (siehe Seite 2).

Die Empörung der Gäste sei «riesengross» gewesen, führt der Campingbetreiber weiter aus. Nicht nur hätten sie sich belästigt gefühlt, auch seien sie empört darüber, dass die Behörden der Gruppe einen Stellplatz zugewiesen haben, ohne die nötigen sanitären Anlagen zur Verfügung zu stellen. Zudem seien sie entsetzt, dass die Verantwortlichen in Kauf nehmen würden, dass die Roma in der Nacht über die Zäune steigen und die Duschen und Toiletten des Zeltplatzes benützen.

Roma wurden selber aktiv

Hohenegger lässt die Kritik nicht auf sich sitzen. «Als wir bemerkt haben, dass sich Roma unerlaubt mitten im Dorf niedergelassen hatten, musste eine andere Lösung her», erklärte er gestern auf Anfrage. Da die Gruppe mit Wohnwagen unterwegs sei, hätte sich eigentlich der Campingplatz Cul als Alternative angeboten, doch der Betreiber habe die Anfrage von der Gemeinde abgewiesen. Weil ein Wohnwagen kaputt gewesen sei, sei an eine sofortige Weiterfahrt nicht zu denken gewesen, erklärte Hohenegger. Darum sei nur noch das kommunale Industriegebiet, welches an den Campingplatz angrenzt, infrage gekommen.

Der Werkhof des Gemeindepräsidenten liegt ebenfalls neben dem Stellplatz der Fahrenden. «Seine Menschlichkeit ist nicht so weit gegangen, dass die Roma von ihm Strom und Wasser und Zugang zu den Toiletten erhalten hätten», kritisiert Filli in seinem Brief. Darauf angesprochen, wehrte Hohenegger ab. «Noch bevor wir die Angelegenheit mit Wasser und Strom klären konnten, waren die Roma bereits selber aktiv geworden», erklärte er. Mittlerweile erhalten die Roma Strom und Wasser von der Gemeinde. Heute Mittwoch soll die Gruppe gemäss Hohenegger weiterziehen.

Wildcampierer nicht erwünscht

Filli war für eine persönliche Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. In seinem Schreiben macht er aber deutlich, dass mit dieser Geschichte nicht nur der Ruf seines Campingplatzes gelitten habe, sondern auch das Image der Gemeinde Zernez. Seine Gäste würden eine Kurtaxe von 27 Prozent für die Übernachtung zahlen. «Uns aber Wildcampierer vor die Nase stellen, ist doch des Guten zu viel», echauffiert sich der Campingbetreiber. Die Gemeindebehörden hätten wohl nicht begriffen, «dass man nicht in die Hand beissen soll, die einen füttert».

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