×

Ein guter Tropfen gegen die Sesselbahn-Blamage

Genfer Winzer glaubten erst an einen schlechten Witz. Als Bundespräsidentin Doris Leuthard an der Weltausstellung in Schanghai den Pavillon von Genf, Basel und Zürich besuchte, wurde den Gästen spanischer Wein aufgetischt.

Südostschweiz
10.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Tobias Gafafer

«Wir hätten gerne ein paar Flaschen zur Verfügung gestellt», sagte ein Winzer in der Westschweizer Presse. In Schanghai war das keine Ausnahme: Auch bei anderen offiziellen Schweizer Anlässen wurden offenbar spanische oder italienische Weine serviert.Jetzt blasen Bundesparlamentarier zum Kampf für den Schweizer Wein. Christophe Darbellay, Walliser Nationalrat und Präsident der CVP, fordert in einem unlängst eingereichten Vorstoss den Bundesrat zum Handeln auf. Dieser solle klare Regeln erlassen, damit in Schweizer Botschaften oder bei offiziellen Schweizer Anlässen im Ausland exklusiv Schweizer Wein serviert wird. Aus Knausrigkeit oder Snobismus würde heute regelmässig ausländischer Wein aufgetischt, schreibt Darbellay. «Stellen sie sich vor, dass eine italienische oder französische Botschaft dasselbe machen würde. Undenkbar!» Die besten Schweizer Weine rivalisierten mit den grössten Weinbaugebieten von Frankreich oder Italien und seien preislich sehr wettbewerbsfähig.Zweifellos: Einheimische Weine werden im Ausland unterschätzt und belegen bei Wettbewerben Spitzenplätze. Damit hätte die Schweiz im Ausland punkten können. Zumal sie sich in Schanghai mit einem Prestigeprojekt blamierte: Die Expo-Sesselbahn hatte mit technischen Problemen zu kämpfen. Sogar beim Besuch von Verkehrsminister Moritz Leuenberger war sie kaputt. Ein guter Tropfen aus der Bündner Herrschaft oder der Romandie hätte bei enttäuschten Gästen bestimmt Wunder bewirkt. Solange nicht gerade der erstbeste Chasselas «Non filtré» aufgetischt worden wäre.

Tobias Gafafer ist Bundeshausredaktor der «Südostschweiz».

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR