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Ein erster Schritt Richtung Owetschkin und Niederreiter

Der Churer Nando Eggenberger reist morgen mit dem Team Swiss Eastern Selects nach Kanada. In Quebec kann sich der Zwölfjährige vom 8. bis 21. Februar mit einigen der weltbesten Nachwuchs- Eishockeyanern messen.

Südostschweiz
07.02.12 - 01:00 Uhr

Von René Weber

Eishockey. – Bereits zum 53. Mal findet vom 8. bis 21. Februar in Quebec das International Pee-Wee Hockey Tournament statt. Das internationale Nachwuchsturnier gilt als U13-Weltmeisterschaft. Mit Nando Eggenberger wird unter den insgesamt 2000 teilnehmenden Spielern im Moskito-Alter ein Bündner mit dabei sein. «Im Oktober, November und Dezember fand je ein Probetraining in Kloten statt. Danach wurde den 100 Kandidaten aus der ganzen Schweiz mitgeteilt, ob sie den Sprung ins Team geschafft haben», erzählt der Zwölfjährige. Die Frage, was in dem Ende Dezember an der Felsenaustrasse 23B in Chur eingetroffenen Brief stand, muss Eggenberger nicht beantworten. Er strahlt einfach übers ganze Gesicht. Das sagt mehr als alle Worte.

Der Koffer ist längst gepackt

Morgen gehts los. Nando Eggenbergers Vorfreude auf die Reise nach Nordamerika ist gross. Der Koffer mit den bereits ausgehändigten zwei Nationalmannschaftstrikots ist längst gepackt. Genauso steht seine Ausrüstung inklusive den Stöcken parat. «Ein wenig nervös bin ich schon», sagt er. Genauso geht es Marlies Eggenberger. «Ich kann leider nicht dabei sein. Ich drücke Nando zu Hause aber die Daumen.» Die Mutter ist «glücklich und stolz», dass sich ihr Sohn gegen starke Konkurrenten für Quebec qualifizieren konnte. Dass sie für die Reise ihres Sohnes einige tausend Franken aufbringen muss, verschweigt sie nicht. Viel Geld für eine allein erziehende Mutter. Deshalb ist sie dankbar, dass ihr einige eishockeyinteressierte Personen unter die Arme griffen und als Sponsor Nando Eggenberger unterstützen. «Erwähnenswert ist vor allem die Spende aus der Mannschaftskasse der 1.-Liga-Mannschaft des EHC Arosa», sagt sie. Vom EHC Chur, dem Stammklub ihres Sohnes, gab es dagegen nichts. Marlies Eggenberger mag sich dazu nicht äussern. Genauso wenig wollen sich Marlies und Nando Eggenberger über die klubinternen Regeln im Bündner Stadtklub ärgern. Diese verunmöglichen es dem talentierten Junior nämlich seit Jahren, in einer höheren und seinem Talent entsprechenden Altersstufe zu spielen. Die Eggenbergers sind einfach nur froh, dass diese Diskussionen bald ein Ende nehmen. Der junge Stürmer wird den EHC Chur Ende Saison nämlich verlassen und künftig beim HC Davos unter Vjeran Ivankovic trainieren und spielen.

Klubwechsel und Umzug nach Davos

Seit Nando Eggenberger den Sprung ins Team Swiss Eastern Selects geschafft hat, haben sich mehrere Klubs bei ihm gemeldet – auch Vereine aus der Nationalliga A. «Wir haben uns den Entscheid nicht einfach gemacht. Nun steht aber fest, dass Nando und ich im Frühling nach Davos umziehen», sagt Marlies Eggenberger. Der ehemaligen Schweizer Spitzenlangläuferin ist es egal, dass man ihren Entscheid nicht überall versteht. «Ich möchte einfach, dass Nando Freude am Sport hat und bestmöglich gefördert wird. Dies wäre in Chur auch in Zukunft nicht möglich. Schafft Nando den Durchbruch nicht oder hat plötzlich keine Lust mehr auf Eishockey, sind wir schnell wieder zurück in Chur.» Nando Eggenberger ist froh, dass er auf die Unterstützung seiner Mutter zählen kann. Danken will er es ihr mit Leistung – auf, aber auch neben dem Eis. «Mein Traum ist es, irgendwann in der National Hockey League zu spielen.» Allein deshalb, weil sein Vorbild Alexander Owetschkin genauso dort engagiert ist wie Nino Niederreiter. Den NHL-Stürmer aus Chur kennt Eggenberger persönlich, und er ist bemüht, Niederreiter nachzueifern.

Der am 7. Oktober 1999 geborene Primarschüler ist aber nicht blauäugig. Er weiss, dass Talent allein keine Garantie ist, mit Eishockey später Geld verdienen zu können. Umso mehr ist er bemüht, auch in der Schule gute Prüfungen zu schreiben. «Ich versuche, ein guter Schüler zu sein. Mir ist bewusst, dass mir im Sommer, wenn ich in die Sekundarschule übertreten werde, neben dem Eishockey nicht mehr viel Freizeit bleiben wird.»

Dank gehört der Lehrerin

Die nächsten zwei Wochen ist die Schule für Nando Eggenberger nur zweitrangig. Sein Stuhl im Klassenzimmer des Primarschulhauses Lachen wird leer bleiben. «Frau Reinhard hat sich dafür eingesetzt, dass ich für das Turnier in Kanada von der Schule dispensiert werde.» Dafür ist er seiner Lehrerin dankbar. Genauso wie seinem Vater Markus Eggenberger, der ihn beim EHC Chur zusammen mit den Trainern Renato Tosio und Marco Capaul fördert und ihn nach Quebec begleiten und ihm dort zur Seite stehen wird.

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