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Dommusikdirektor Jetter will Chur musikalisch aufwerten

«Musik soll in der Churer Kathedrale künftig wieder eine grössere Rolle spielen.» Das sagt der neue Dommusikdirektor Andreas Jetter. Schliesslich müsse Chur als Bischofssitz auch kirchenmusikalisch eine Vorbildfunktion ausüben.

Südostschweiz
13.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Carsten Michels

Chur. – Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, kann für gewöhnlich an das Wirken seiner Vorgänger oder Vorgängerinnen anknüpfen. Zuweilen geben diese sogar noch nützliche Tipps. Andreas Jetter kann auf solche Art Unterstützung nicht zählen – er hat gar keine Vorgänger. Die Stelle des Dommusikdirektors, die der 32-Jährige Anfang Monat in Chur angetreten hat, wurde eigens geschaffen – einvernehmlich von Bischof, Domkapitel und Kirchgemeinde. Es sei dem Hof ein Anliegen gewesen, der Musik mehr Gewicht zu geben als bisher, heisst es von Seiten der Dompfarrei. In der Tat lag, was die Kirchenmusik im Churer Mariendom betrifft, bislang einiges über Kreuz (siehe Kasten).Jetter ist sich der Tragweite seiner neuen Aufgabe bewusst. «Die Kathedrale muss kirchenmusikalisch künftig wieder eine Vorbildfunktion erlangen», sagt er. «Vor allem, was die Liturgie betrifft.»

Gefragter Organist und Pianist

Wie ernst zu nehmend die Pläne des Hofes sind, nach der mehrjährigen Restaurierung der Kathedrale auch die Dommusik gründlich zu «renovieren», zeigt sich in der klugen Wahl. Die Berufungskommission hatte etliche Bewerber zu begutachten. Schliesslich entschied sich das Gremium für Jetter, einen jungen Bewerber mit ausgesprochen weitem musikalischen Horizont.Jetter, 1978 im deutschen Baden-Württemberg geboren, begann schon während seiner Schulzeit mit einer kirchenmusikalischen Ausbildung – als Begabtenstudent an der Hochschule für Kirchenmusik Esslingen/-Neckar. Doch nicht nur Orgelklänge faszinierten ihn, auch das Klavierspiel. Nach der Ausbildung zum Organisten nahm Jetter ein Klavierstudium am Rachmaninow-Institut des Moskauer Konservatoriums auf, das er mit Auszeichnung abschloss. Alsbald wurde er zum gefragten Pianisten mit reger Konzerttätigkeit. CD-Aufnahmen folgten. So spielte er mit der Philharmonia Moldova sämtliche Klavierkonzerte Sergej Rachmaninows ein, auch die Konzerte von Johannes Brahms und Robert Schumann nahm er auf.Parallel zur Pianistenausbildung absolvierte Jetter in Moskau ein Aufbaustudium für Orgel und Kirchenmusik, das er ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. «Irgendwann musste ich mich entscheiden», erzählt der Musiker. Von eher bodenständigem Charakter, habe er dem Pianistenleben Ade gesagt. Als Glücksfall erwies sich die Stelle des Münsterorganisten in Salem am Bodensee, die Jetter 2004 antrat. Er rief die «Internationalen Salemer Orgelwochen» ins Leben, eine Konzertreihe, für die er renommierte Organisten aus ganz Europa gewinnen konnte. In den «Salemer Münsterkonzerten» traten zudem geistliche Chöre auf. Rund 75 dieser Konzerte hat Jetter von 2005 bis Mitte dieses Jahres veranstaltet. Intensiv beschäftigte sich Jetter mit dem gregorianischen Choral der Zisterzienser, daneben publizierte er mehrere Schriften zur Salemer Orgelgeschichte.

Starken Bezug zur Bündner Musik

Nach dem Verkauf des Schlosses Salem an Baden-Württemberg sei es für ihn an der Zeit gewesen, sich einen neuen Wirkungskreis zu suchen, sagt Jetter. Die ausgeschriebene Stelle in Chur habe ihn sofort hellhörig gemacht. «Ich kenne und bewundere seit langem die Musik von Komponist Gion Antoni Derungs, der hier als Domorganist tätig war.» Darum habe ihn auch die persönliche Begegnung mit Derungs nach seiner ersten Messe in der Kathedrale sehr gefreut.Als Dommusikdirektor ist Jetter nun zuständig für alle musikalischen Belange der Kathedrale. Er koordiniert die Orgeldienste, bei denen er sich mit Domorganist Hansjürg Fischer abwechselt, und regelt die Einsätze der verschiedenen Chöre – darunter jene des Domchors.

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