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Designerstücke aus der Schmiede

Der Kunst- und Bauschmied Thomas Lampert aus Guarda fertigt Messer an, die es sonst nirgends gibt. Noch bis Ende Monat sind seine Designerstücke in der Schlossereiwerkstatt in St. Moritz zu sehen.

Südostschweiz
25.02.13 - 01:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann (Text und Bilder)

Guarda. – Am Dorfeingang von Guarda sticht eine Schmiede ins Auge, die 1836 gebaut wurde und heute noch aktiv genutzt wird. Die zwei kleinen Räumen sind voller Werkzeuge und Maschinen, es gibt eine grosse Feuerstelle und an den russgeschwärzten Wänden stehen von Hand geschriebene philosophische Sprüche. Hier ist das Reich von Thomas Lampert und seinen zwei Lehrlingen. Hier werden vorwiegend klassische Schlosserarbeiten gemacht, aber auch Ausstellungsgegenstände, Friedhofskreuze, Fenstergitter – und Messer.

Immer mehr Messertypen

Lamperts Küchenmesser haben dem Kunst- und Bauschmied in den letzten sieben Jahren eine treue Kundschaft eingebracht. So gehört der Scuoler Fleischproduzent Ludwig Hatecke zu Lamperts Kunden, und der Luzerner Spitzenkoch Stefan Wiesner hat im vergangenen Jahr sogar eine ganze Messerserie aus Guarda bestellt. Auch im Schweizerischen Alpinen Museum in Bern kann man Lamperts Messer kaufen. Jetzt interessiert sich die Kunstszene für seine Werke. In der Schlossereiwerkstatt in St. Moritz werden die besonderen Messer noch bis Ende Monat ausgestellt. Die dort präsentierten Stücke sind Teil der Gruppenausstellung «Neu/vertraut – Alpenwerke und Design im Dialog» von Happen Projects.

Die Geschichte mit den Messern aus Guarda hat mit dem Wirt eines edlen Restaurants angefangen, der ein spezielles Alpen-Sbrinz-Messer haben wollte. Lampert konnte den Wunsch des Wirts erfüllen und diese Käsemesser mit einem unerwarteten Erfolg verkaufen. Schnell reifte die Idee, auch Salsiz- und andere Küchenmesser zu gestalten. So sind immer mehr Messertypen hinzugekommen. Heute produzieren Lampert und der Lehrling, der im vierten Lehrjahr ist, die Messer in Serie. Das sind rund 300 Stück im Jahr. Das Erfolgsrezept des Schmieds ist die Kombination aus originellem Design und einem uralten Handwerk.

«Heutzutage gibts fast keine geschmiedeten Messer mehr», erzählt Lampert zwischen Amboss und Hammer. Die meisten Messer sind heute gestanzt und geschliffen. Das Besondere an seinen Messern ist die Oberfläche. Hier ist noch das Handwerk zu sehen, in Form von Schmiedespuren, wie winzige Kerben oder Dellen. «Schmiedearbeiten leben immer», sagt Lampert. 13 Prozent Chrom sind im Werkzeugstahl enthalten. Dies macht das Messer rostfrei.

Ein kreativer Handwerker

Beim Design hat der gelernte Metallbauer und Schmiedemeister zwei Ansprüche: Die Messer müssen schön aussehen und gleichzeitig funktionell sein. Ausserdem muss der Preis stimmen. So gut wie alle Messer kosten weniger als 100 Franken. Schliesslich handelt es sich dabei nicht um Einzelanfertigungen, sondern um Kleinserien. Aus diesem Grund bevorzugt Lampert das Wort «Manufaktur», wenn er von seiner Messerschmiede spricht. Die Messer ermöglichen dem Schmied seine Arbeitsphilosophie auszuleben. «Die Leute wollen dieses Produkt und auf diese Weise können wir das uralte Schmiedehandwerk erhalten», erklärt er.

Lampert sieht sich selber nicht als Künstler, sondern als kreativer Handwerker. Der Schmied aus Pratteln (BL) hat in seinem Leben schon bei Swisscoy im Kosovo mitgewirkt, hat die Matura nachgeholt und ein Physik- und Philosophiestudium angefangen – und abgebrochen. Er sagt von sich selber, dass er immer wieder etwas Neues machen müsse.

Seit elf Jahren lebt der gebürtige Basler bereits im Engadin, mittlerweile mit Frau und drei Kindern in Giarsun. Hier möchte er nun sein neustes Projekt realisieren, nämlich eine Werkstatt mit Messerschmiede direkt an der Kantonsstrasse. Lampert hat sich zudem zum Ziel gesetzt, mit geschmiedeten Arbeiten in die Gastrobranche einzusteigen. Ob für Besteck die Nachfrage besteht, kann Lampert noch nicht abschätzen. Hingegen werde er immer wieder nach Pfannen gefragt. Momentan feilt der Schmied noch an einem Prototyp – mit einer umgebauten Profilschneidepresse als Pfannenpresse. Die ersten Resultate sehen vielversprechend aus.

Die Ausstellung «Neu/vertraut – Alpenwerke und Design im Dialog» wird noch bis zum 31. März jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr in der Schlossereiwerkstatt gezeigt.

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