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Der ewige Traum vom Tunnel nach Trun

Mit einem Tunnel zwischen Linthal und Trun soll die Surselva besser erschlossen werden, fordert CVP-Grossrat Maurus Tomaschett. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tunnel durch den Tödi in den Bündner Köpfen herumgeistert.

Südostschweiz
21.10.13 - 02:00 Uhr

Von Lukas Bertschi

Linthal/Trun. – «Welches Gewicht und welchen Stellenwert gibt die Regierung der Studie ‘Zu(g)kunft Graubünden’ mit der Variante ‘Tödi-Tunnel’?» Diese Frage stellte im August der Brigelser CVP-Grossrat Maurus Tomaschett der Regierung. Zusammen mit 14 Zweitunterzeichnern wollte er wissen, welche Chance eine Realisierung des Tunnels habe.

Tomaschett bezog sich auf die in der Studie enthaltene Variante eines 14 Kilometer langen Tunnels zwischen Linthal (Glarus) und Trun. Diese sei für die Unterzeichner eine Perspektive, die der Surselva neue Impulse und ideale Rahmenbedingungen geben könnte, um die Herausforderungen eines Randgebietes zu meistern.

Das Projekt der Tödi-Linie – ein Eisenbahntunnel von Linthal (14 Kilometer) oder Schwanden (20 Kilometer nach Trun) – sei nicht nur als Personen- und Gütertransportbahn ideal, sondern auch als rollende Strasse. «Die Surselva würde sich der Metropole Zürich und dem Flughafen annähern und wäre innerhalb von 75 Minuten erreichbar», heisst es dort. Und nebst des «enormen touristischen Potenzials» der Grossagglomeration sei auch das Arbeitsplatzangebot im Wirtschaftsraum zwischen Zürich und Bern als weitere Chance zu betrachten.

Lösung für Landesverteidigung

Die aktuelle Idee von Tomaschett ist allerdings alles andere als neu. Schon seit einem Jahrhundert geistert eine schweizerische Ostalpenbahn in den Köpfen herum. Auf der Karte «Projekte zur Überschreitung der Alpen östlich des Gotthards», die aus dem Jahr 1925 stammt und sich in den Archiven der ETH-Bibliothek befindet, ist auch die Greina-Bahn eingezeichnet: eine Bahnstrecke von Linthal nach Biasca (Tessin).

Etwas konkreter wurde es in den Sechzigerjahren im Schlussbericht «Eisenbahntunnel durch die Alpen» der Kommission des Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartementes. Sechs Tunnelvarianten wurden dort geprüft. Und es hiess etwa: «Vom Standpunkt der Landesverteidigung aus betrachtet, stellt sich der Planungsfall Tödi-Greina am günstigsten.» Denn eine Tödi-Greina-Bahn würde eine neue wintersichere Direktverbindung Glarus–Graubünden–Tessin schaffen.

Entlastung der Gotthardstrecke

Allerdings weise der Tunnel über längere Strecken eine sehr grosse Neigung auf. Und: «Die theoretischen Fahrzeiten sind länger als bei den anderen Projekten.» Zudem sei es ein Nachteil, dass eine Tödi-Greina-Bahn mit dem Zürcher Vorortsverkehr in Konflikt gerate.

Wiederum positiv seien die grossen, wirtschaftlich hochentwickelten Einzugsgebiete sowie das in Basel und Chiasso ansässige leistungsfähige Speditionsgewerbe. Ebenfalls positiv: die gute Einfügung in das europäische Verkehrsnetz sowie die starke Entlastung der heutigen Gotthardstrecke.

Ein anderes Projekt realisiert …

Am Ende – so zeigte es die Geschichte – hatte der Tunnel durch den Tödi aber keine Chance. Eine der insgesamt sechs untersuchten Tunnelvarianten im Bericht ist aber inzwischen umgesetzt, und zwar der Lötschberg-Basistunnel. Und eine weitere ist in der Umsetzung: Der Gotthard-Basistunnel. Nach aktueller Planung sollte er im Dezember 2016 fertig sein.

Die Bündner Regierung hat die Anfrage von Tomaschett noch nicht beantwortet. Sie dürfte in einer der nächsten Sessionen traktandiert werden.

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