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Das siebte Jahr ist alles andere als verflixt

Das Menhir-Festival in Falera startet heute in seine siebte Saison. Zu hören sind Konzerte mit osteuropäischen und Bündner Musikern – auf dem Programm: Werke von Barock bis Moderne.

Südostschweiz
17.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Carsten Michels

Falera. – Gemeinhin hüten sich Konzertveranstalter, Wolfgang Amadeus Mozarts «Kleine Nachtmusik» aufs Programm zu setzen. Die Streicherserenade steht ja praktisch in jedem noch so schlecht sortierten CD-Regal. Wenn das unverwüstliche Werk dennoch öffentlich erklingt, dann zumeist im Rahmen sogenannter Promenaden- oder Familienkonzerte.Das Menhir-Musikfestival in Falera kennt derlei Berührungsängste nicht und hat sie auch in den vorangegangenen sechs Jahren nicht gekannt. Populäres gehörte immer schon zum Menhir-Programm – neben musikalischen Trouvaillen und Uraufführungen zeitgenössischer Werke wohlgemerkt. Und so alternierten Gioacchino Rossinis «Tell»-Ouvertüre, Georges Bizets «Carmen»-Fantasie oder Felix Mendelssohns «Sommernachtstraum»-Musik mit selten gespielten Werken von Zoltán Kodály, Bohuslav Martinu, Clara Schumann oder Alma Mahler. Nicht zu vergessen, bilden Bündner Komponisten seit jeher einen Schwerpunkt im Menhir-Programm.

Derungs «garniert» Chopin-Scherzi

Das Festival setzt denn auch in seiner siebten Saison auf überraschende Querverbindungen zwischen Vertrautem und Neuem, einheimischen Klängen und Kompositionen aus aller Welt. Im Eröffnungskonzert von heute Abend huldigt der ukrainische Pianist Olekandr Perepelytsya unter dem Motto «Mallorca-Odessa-Graubünden» zwar in erster Linie Frédéric Chopin, dem Klavierkomponisten par excellence, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Aber zwischen Chopins vier Scherzi lässt Perepelytsya zwei zeitgenössische Tonsetzer zu Wort kommen: seine Landsmännin Karmella Tsepkolenko mit «Evening Solitaire» und den Bündner Komponisten Urban Derungs mit «Quintus» aus dem Jahr 2002.Das zweite Konzert bringt am Sonntag erwähnte «Kleine Nachtmusik» Mozarts, bettet sie jedoch in ein cleveres Programm von Barock bis Moderne ein. Zu hören ist unter anderem das Werk «Image d'antiquité» für Violoncello und Streicher des französisch-syrischen Komponisten Dia Succari. Solist Athil Hamdan wird begleitet von der Kammerphilharmonie Graubünden unter der Leitung von José Ferreira Lobo.Am Sonntag, 26. September, ist das mexikanische Orquestra de Cámara de Morelos in Falera zu Gast. Gespielt werden Werke aus Mexiko sowie ein Flötenkonzert von Georg Philipp Telemann und das Konzert für Streichorcherster op. 79 von Gion Antoni Derungs, der unlängst seinen 75. Geburtstag feiern konnte (Ausgabe vom 6. September). Musik für Streicher und Sopran beschliesst am 3. Oktober das vierte Menhir-Konzert.

«Totgesagte leben länger»

Im Gegensatz zur Saison 2009 kehrt das Menhir-Festival zum zeitlich begrenzten Konzertzyklus zurück. Das Experiment mit übers Jahr verteilten Konzerten hat laut Andreas Gabriel nicht gefruchtet. Der Mediensprecher des Festivals bezeichnete Gerüchte, die siebte Menhir-Ausgabe würde die letzte sein, als aus der Luft gegriffen. «Es geht uns nicht schlechter und nicht besser als in den Vorjahren», sagte Gabriel. «Und im Übrigen weiss man ja: Totgesagte leben länger.»

Menhir-Musikfestival. Auftakt: heute Abend, 20 Uhr, sowie Sonntag, 19. September, 17 Uhr, jeweils im Konzertsaal La Fermata, Falera. Das gesamte Festivalprogramm im Internet unter www.menhir-festival.ch.

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