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«Das rechte Holz am rechten Platz zur rechten Zeit»

Am Dienstag hat die Stiftung Bündner Kunsthandwerk in der Klibühni in Chur ihre Anerkennungspreise verliehen. Ausgezeichnet wurden Patrik Stäger und Lucia Netzer- Peduzzi.

Südostschweiz
07.02.13 - 01:00 Uhr

Von Corinne Bachmann

Chur. – «Meine Damen und Herren, tretet ein!» schallte es durch den Innenhof der Klibühni in Chur. Am Dienstagabend galt dieser Satz für einmal nicht einem Theaterpublikum, sondern Verwandten und Bekannten der Träger des diesjährigen Anerkennungspreises der Stiftung Bündner Kunsthandwerk. Namentlich: Dem Schindelmacher Patrik Stäger aus Untervaz sowie dem Atelier Poss rund um Lucia Netzer-Peduzzi aus Savognin, das verschiedene Schafwollprodukte herstellt. Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von Anna Bernhard (Violoncello), Christoph Bohner (Klavier) sowie Cyrill Rüttimann (Violine).

Ein Preis, der jedes Jahr verliehen wird

Nachdem sich die letzten Gäste gesetzt hatten, wurde bereits zum ersten Mal applaudiert: Die drei Musiker betraten den Raum und legten nach kurzem Einstimmen los. «Wie feierlich, wie schön! Und um Schönheit geht es ja auch heute Abend», begrüsste Stiftungsratspräsident Köbi Gantenbein das Publikum, das den kleinen Raum bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. «Dass Sie so zahlreich erschienen sind und die Vielfalt und Stimmigkeit der Arbeiten sind ein gutes Zeichen dafür, dass in diesem Kanton doch nicht alles so zum Schlechten steht», sagte er mit einem Augenzwinkern.

Nicht schlecht ist auch die Preissumme im Wert von 18 000 Franken, die in diesem Jahr an die Gewinner geht. Die Stiftung Bündner Kunsthandwerk zeichnet seit 1999 jedes Jahr Personen mit einem Förder- beziehungsweise Anerkennungspreis aus, die im Kunsthandwerk, Design oder in der Gestaltung tätig sind.

Eine, die für ihre Arbeiten ausgezeichnet wurde, ist Lucia Netzer-Peduzzi. Gemeinsam mit ihren drei Mitarbeiterinnen verarbeitet sie im Atelier Poss in Savognin Schurwolle zu Duvets, Kissen und Decken. «Das Wort Poss stammt aus dem Rätoromanischen und bedeutet Ruhe, Erholung, Ungestörtheit», erklärte Stiftungsrätin Claire Hauer Pult in ihrer Laudatio. Sie wünsche Netzer-Peduzzi mit der Übergabe des Preisgelds alles Gute und dass sie «noch viele tausend Kilometer nähen möge».

Die Preisträger sind stolz

Sichtlich gerührt und mit einer leicht zittrigen Stimme bedankte sich die Preisträgerin und sprach unter anderem über eine zukünftige Weitergabe des Ateliers. «Im Moment habe ich aber selbst noch grosse Freude daran und werde es auch noch selber machen», so Netzer-Peduzzi.

Auch Stäger bedankte sich für seine Auszeichnung. Er nehme den Preis mit Stolz entgegen. In seiner Dankesrede kam er unter anderem auf die Bauherrschaften und Architekten zu sprechen: «Wenn diese nicht bereit wären, einmal einen Umweg zu gehen, wäre ich heute vielleicht nicht hier.» Einen Umweg deshalb, da Schindeldächer wegen der hohen Brennbarkeit nicht überall gleichsam beliebt sind.

«Verprasst das Geld mit Verstand»

Dass Stäger von seinem Handwerk leben könne, sei nicht selbstverständlich, so der Lugnezer Architekt Gion A. Caminada. In seiner Laudatio zitierte er auch den Preisträger selbst: «Schindeln machen ist keine Kunst, sondern ein Handwerk. Die Kunst besteht vielmehr darin, vom Schindelmachen leben zu können.» Stägers Arbeit zeichne sich durch sein geduldiges, gewissenhaftes und genaues Tun aus. «Es ist seine Arbeit und auch die Art, mit diesem Handwerk umzugehen.» Schliesslich kam Caminada auch auf die drei Grundregeln des Schindelnmachens zu sprechen. «Das rechte Holz am rechten Platz zur rechten Zeit.» Diese werden auch von der fünften Generation der Untervazer Schindelmacher befolgt; seine «kleine Notiz» hielt Stäger auf einer Schindel fest.

Mit den Worten «Braucht die Ehre nun freudvoll, verprasst das Geld mit Verstand und erfreut euch und die Welt mit warmen Decken und guten Schindeln» verabschiedete sich Gantenbein und lud die Gäste zu Speis und Trank.

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