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Das Ende des letzten Ledischiffs

Mit dem MLS «Brisi» verschwindet das letzte Ledischiff auf dem Walensee, das noch für Transporte aus den Steinbrüchen eingesetzt wurde. Sämtliche Steinbrüche sind jetzt stillgelegt.

Südostschweiz
14.09.14 - 02:00 Uhr

Die Steinbrüche am Walensee sind stillgelegt – jetzt brauchts auch keine Ledischiffe mehr für den Steintransport

Von Guido städler

Der letzte Steinbruch am Walensee zwischen Quinten und Betlis gegenüber von Mühlehorn wurde 2011 stillgelegt. Die Abbruchbewilligung für den Quintner Steinbruch Schnür (Gemeindegebiet Amden) war abgelaufen. Besitzerin des MLS «Brisi» war das Hartschotterwerk Mühlehorn-Quinten beziehungsweise die Kamm AG in Mühlehorn.

<strong>Thomas Hösli von</strong> der Kamm AG begründete den nun erfolgten Abbruch des Ledischiffes folgendermassen: Mehr als zwei Jahre habe er vergeblich versucht, das Schiff zu verkaufen. Aus technischen Gründen war dies nicht möglich. Die Schifffahrtsbehörde machte ihm die Auflage, das Schiff bis zum 30. September aus dem See zu nehmen. Das Gesetz erlaubt es nicht, ein Schiff ohne eingelöste Nummer im Wasser liegen zu lassen. Um sich ein Strafverfahren zu ersparen, blieb nur der Abbruch.

Während drei Jahren lag das Schiff unbenutzt im werkseigenen Hafen gegenüber des Bahnhofs Mühlehorn vor Anker. Die Verladeeinrichtungen vom Schiff auf die Bahn und Lastwagen wurden bereits 2011 abgebrochen. Mit diesen Abbrucharbeiten wurde jeweils die Spezialfirma Giger Montagen aus Oberterzen beauftragt.

<strong>Das MLS «Brisi»</strong> kam 1972 als Nachfolger eines hölzernen Schiffes auf den Walensee. Es wies folgende Masse aus: 31,30 Meter Länge, 7,10 Meter Breite und 7,50 Meter Höhe inklusive Steuerhaus. Die Ladekapazität betrug 120 Kubikmeter oder 180 Tonnen. Leer wog das Schiff 80 Tonnen. Es wurde von einem 214 PS starken Motor angetrieben. Erbauerin war die Werft in Deggendorf/DE. Es erhielt auf dem Walensee die Immatrikulationsnummer GL 2000.

Schlagzeilen machte dieses Schiff 2006, als es beladen infolge eines Fahrfehlers in der Nähe der Verladestelle vor dem Steinbruch sank. In einer spektakulären Aktion wurde es aus einer Tiefe von 120 Metern geborgen und zum damals noch brachliegenden und heute mit dem Resort Walensee belegten Areal gehoben. Nach einer umfassenden Reparatur kam es bis 2011 nochmals für Transporte von Schnür über den See nach Mühlehorn zum Einsatz.

<strong>Ein Blick um</strong> Jahrzehnte zurück zeigt, dass am Walensee an verschiedenen Orten Stein gebrochen und mit Ledischiffen abtransportiert wurde. Nach Auskünften von Dr. Peter Fricker, Weesen, wurden vom Steinbruch Sitten an der Strasse Weesen-Amden temporär Anfang der 1950er-Jahre Steine über den See transportiert. 1952 kenterte und sank das Schiff mit dem Schiffsführer. Bis zur Betriebsschliessung wegen des Bergsturzes 1974 standen Lastwagen im Einsatz.

Vom Steinbruch Lochezen bei Walenstadt erfolgte der Transport jahrzehntelang zum ehemaligen Zement- und Kalkwerk Unterterzen beziehungsweise Umschlagsplatz der See Kies AG. Kurzzeitig standen dort in der Schlussphase sogar zwei Ledischiffe im Einsatz. Die letzten Stein- und Kiestransporte sind ab dem Steinbruch Schnür-Quinten nach Mühlehorn ausgeführt worden.

<strong>Ledischiffe waren</strong> vor 1950 aus Holz gebaut. Bekannt sind Kapitäne wie Hans Walser aus Unterterzen, August und Julius Walser aus Quinten, Johann («Krämer Hans») Janser aus Quinten oder Ferdi Scherrer aus Quinten. Die Holzschiffe wurden durch metallene Schiffe abgelöst. Zwei hölzerne Ledischiffe von Hans Walser sind im See vor dem Bommerstein in rund 30 Metern beliebte Tauchziele.

Die einzigen Ledischiffe wird auch in Zukunft der Schiffsbetrieb Walensee betreiben. Das MLS «Schwan» kommt hauptsächlich für Ramm- und Baggerarbeiten zum Einsatz. Das grössere MLS «Gonzen» dient schwerpunktmässig der Versorgung von Quinten mit Gütern alIler Art.

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