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Churer David siegt gegen internationale Goliath-Truppe

Er hat die Gesetze der Wirtschaftswelt auf den Kopf gestellt. Der Churer Kleinunternehmer Christian Bargähr hat diesen Sommer eine grosse deutsch-österreichische Firma übernommen und führt nun 400 Angestellte an.

Südostschweiz
18.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Franco Brunner

Chur. – «Der Grosse frisst den Kleinen.» So zumindest lautete unter Wirtschaftseperten bis anhin die Maxime. Bis anhin. Der Churer Kleinunternehmer Christian Bargähr ist für einmal den anderen Weg gegangen und hat sozusagen als David einen Goliath geschluckt. Mit der Übernahme des deutsch-österreichischen Grossunternehmens Electrovac Hermetic Packages hat der Gründer und Besitzer der Churer BC-TECH AG seinen Mitarbeiterstab mit einem Schlag von 20 auf rund 400 Personen erhöht. «Wir haben wohl einfach im richtigen Moment das Richtige gesagt und dabei einen guten Eindruck hinterlassen», kommentiert Bargähr seinen an sich unmöglichen Coup unaufgeregt.

Aufstieg zur Nummer 5 der Welt

Bargähr hatte die BC-TECH AG im Jahr 1995 gegründet. Das mittlerweile 20 Mitarbeitende zählende Unternehmen beliefert Kunden – vornehmlich in der Schweiz – für Spezial-Glas-Metall-Durchführungen. Zum Beispiel in der Medizinal- oder Flugzeugindustrie. Mit der seit dem 1. Juni dieses Jahres amtlichen Übernahme der kriselnden Electrovac Hermetic Packages mit Sitz im bayerischen Salzweg sowie im niederösterreichischen Klosterneuburg steigt Bargähr zur Nummer 5 der Welt auf – zur Nummer 5 der Branche der Entwicklung und Produktion von Metall-Spezialgehäusen für Hightech-Elektronikteile.

Mit Kundennähe zum Erfolg

«Der mögliche 'Aufstieg' zu einer Top-Grösse unserer Branche hat mich nicht in erster Linie interessiert», sagt Bargähr. Ihm sei es, als das Thema einer möglichen Übernahme auf den Tisch kam, vielmehr darum gegangen zu beweisen, dass seine Philosophie von Teamwork und spezifischer Kundenbetreuung – die er und sein Team in Chur schon seit Jahren betreiben würden – auch in Grossunternehmen funktionieren könne. Denn Bargähr ist sich sicher, dass auch – oder gerade ganz besonders – in der heutigen, hoch technologisierten Zeit Kundennähe zum grossen Teil über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens entscheide.Diese Einstellung sei es auch gewesen, mit der man die (grossen) internationalen Mitbewerber habe ausstechen können, ist sich Bargähr sicher. «Wir konnten zwar finanziell nicht das beste Angebot unterbreiten, vermochten dafür aber die besten Perspektiven abzugeben in Bezug auf Standort- und Arbeitsplatzsicherung.»Er sehe diverse Synergie-Möglichkeiten dank dieser Fusion, sagt Bargähr. Obwohl von einer eigentlichen Fusion nicht gesprochen werden könne. Denn die Übernahme fand nicht durch die BC-TECH AG statt, sondern durch eine neu gegründete Holding (die BC-TECH HOLDING AG mit Sitz in Chur). Dadurch bliebe die BC-TECH AG eine selbst- und eigenständige Firma.

Zweistelliger Millionenbetrag

Wie viel ihn die Übernahme gekostet hat, will Bargähr nicht verraten. «Ich möchte das nicht genau beziffern, es handelt sich aber um einen zweistelligen Millionenbetrag in Franken.»Wo so viel Geld investiert wird, will man natürlich auch den «Output» sehen. «Klar haben wir konkrete Ziele», sagt Bargähr. So möchten wir zum Beispiel in drei bis fünf Jahren in die Branchen-Top-3 der Welt aufsteigen.Zuerst müsse jedoch die Firmenphilosophie nach dem Motto «Einer für alle, alle für einen», die in der BC-TECH AG seit 15 Jahren blendend funktioniere, auch in der grösseren Dimension der Electrovac umgesetzt werden. «Wir müssen also zuerst säen, bevor wir ernten können», sagt Bargähr lachend.Am Säen ist Bargähr derzeit übrigens auch in Japan respektive bei einer japanischen Delegation, die ihn in diesen Tagen in Chur besucht hat. Da sieht der findige Unternehmer auf dem Weg in Richtung angestrebtem Podestplatz nämlich schon weitere Möglichkeiten für sein mittlerweile stark angewachsenes Unternehmen.

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