×

Chur motiviert bosnische Polizisten

Gestern haben Polizisten aus Sarajevo bei der Stadtpolizei Chur eine Weiterbildung besucht. Gelernt wurde, was in Bosnien-Herzegowina seit Längerem angestrebt wird: eine bürgernahe Polizei aufzubauen.

Südostschweiz
21.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Stefanie Studer

Chur. – Dort, wo sich normalerweise Churerinnen und Churer das Ja-Wort geben, drückten gestern 15 bosnische Polizisten die Schulbank. In der Pfisterzunftstube am Churer Kornplatz lernten die Polizisten die letzten beiden Tage an einer Weiterbildung Wesentliches über den Aufbau einer bürgernahen Polizei. «Und das, obwohl die Stadtpolizei Chur nicht primär nach dem Prinzip des sogenannten Community Policing aufgebaut ist», sagte Christian Weidkuhn, Ausbildner im Bereich des Community Policing und nebenamtlich Psychologe bei der Kantonspolizei Graubünden. Die früheren Kampagnen «Wo drückt der Schuh?» und «Jetzt aber Klartext» der Stadtpolizei seien aber klare Elemente von Community Policing und deshalb als Beispiele sehr gut geeignet.Das Projekt wurde von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) im Jahr 2004 lanciert und dauert noch bis Ende Jahr. Ziel des Projekts ist es, die präventive bürgernahe Polizeiarbeit zu fördern und das Community Policing schrittweise in Bosnien-Herzegowina einzuführen.

Das Wissen wird weitergegeben

«Unsere Kollegen aus Chur bilden hier Community-Polizisten und Chefs aus Sarajevo in Bosnien-Herzegowina aus, welche das erlangte Wissen zu Hause weitergeben», erklärte Jasmin Idrizovic, Leiter der Bürgernahen Polizei im Kanton Sarajevo. Nach einer Stadtführung besuchten die Polizisten aus Sarajevo gestern mehrere Vorträge bei der Churer Stadtpolizei. Da die Teilnehmer aber kein Deutsch sprechen, musste Satz für Satz von einer Dolmetscherin übersetzt werden.«Vor allem den Verkehrsunterricht in den Schulen und dass die Kinder mit Kindergartenstreifen geschützt werden, finde ich sehr interessant», meinte Idrizovic. Auf diesem Gebiet gäbe es in Bosnien-Herzegowina noch viel zu tun.Der Quartierpolizist Daenan Fejzic war beeindruckt von der hohen Verkehrssicherheit in Chur. «Vor Fussgängerstreifen wird meistens angehalten. Und nur vereinzelt sahen wir jemanden am Steuer telefonieren. Das ist bei uns ein sehr grosses Problem.»Bevor die Polizisten wieder nach Hause fliegen, besuchen sie in den nächsten zwei Tagen die Stadtpolizei und die Stiftung Suchthilfe von St. Gallen.

Der Besuch soll motivieren

«Die Teilnehmer gehen immer sehr beeindruckt wieder zurück», sagte Christian Weidkuhn, der bereits zweimal in diesem Jahr eine Gruppe von Polizisten aus Bosnien in Chur begrüsst hatte. «Der Besuch in der Schweiz soll sie motivieren.» Zwar werden in Bosnien-Herzegowina bereits Kampagnen gestartet und die Bevölkerung mittels Flugblätter informiert. «Entscheidend ist aber nicht die Quantität der Arbeit im Community Policing, sondern deren Qualität.» Grundsätzlich ist man in Bosnien-Herzegowina im Gebiet der Community Policing auf einem guten Weg.Ein grosser Wunsch von Polizist Daenan Fejzic ist, die Zusammenarbeit mit den Schulen zu vertiefen. Zurück in Bosnien-Herzegowina werden sich die beiden Gruppen aber zuerst treffen und zusammen besprechen, was sie in Sarajevo verbessern möchten und können.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR