×

Caviezels Beitrag noch einmal lesen

Der Leserbriefschreiber Fadri Gottschalk aus Strada hat offenbar die politischen Diskussionen der letzten Wochen recht oberflächlich verfolgt. Andernfalls hätte er sich die Zeit und die Mühe für seine Zeilen sicher erspart.

Südostschweiz
25.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Zum Leserbrief «Der Kopf darf wichtige Fragen nicht ausblenden» in der Ausgabe vom 21. September und zum Artikel «Bundesratswahlen 2010: Wer gewinnt – Kopf oder Bauch?» in der Ausgabe vom 17. September.

Seine Erinnerungshilfe, welche Kandidaten die Grünen und die SVP portieren, richtete sich wohl an ihn selbst, denn es war in den letzten Tagen kaum jemand anderes in unserem Land auszumachen, dem dies entgangen wäre.Sollte Gottschalk seine Informationslücken schliessen, wird er wahrnehmen müssen, dass sich die SVP (hier liegt wohl die Motivation zu seinem Leserbrief) aus eigenem Verschulden bis zu den nächsten Erneuerungswahlen gedulden muss, bis sie sich um einen zweiten Sitz im Bundesrat bewerben kann.Ebenfalls nicht realisiert hat Gottschalk, dass sich Nationalrat Tarzisius Caviezel in seinem Beitrag nicht mit Parteipolitik befasst, sondern mit dem Wahlakt an sich. Der Leserbriefschreiber sollte die Gemütsruhe finden, den Artikel von Caviezel noch einmal unbefangen zu lesen. Es lohnt sich.

Margrith Schnyder, Chur

Zum Artikel «Kopftuchverbot ist aufgehoben worden» in der Ausgabe vom 23. September.

Die «Südostschweiz» berichtete, dass die regionale Schulaufsicht Sargans den Rekurs einer 15-jährigen Muslimin aus Bad Ragaz, welche gegen das Kopftuchverbot rekurrierte, gutgeheissen hat. Auch die Regierungen der Kantone Bern und Freiburg sprachen sich gegen ein solches Verbot aus, welches Rechtsungleichheit schafft und Assimilation mit Integration verwechselt. Assimilation bedeutet «Aufgabe der eigenen Integration».Kann sich ein internationaler Kurort wie Bad Ragaz ein Kopftuchverbot überhaupt leisten? Bad Ragaz braucht positive Schlagzeilen, wie über das kürzliche Wohltätigkeits-Golfturnier mit Hollywoodstars und die Fussball-Champions des FC Liverpool. Der Kurort hat mit seinem ausgezeichneten Medizinischen Zentrum, dem grosszügig neu gestalteten Thermalbad, dem Freiluftbad Giessenpark und der periodisch stattfindenden Skulpturenausstellung «Bad Ragartz» viel zu bieten und sollte negative Schlagzeilen unbedingt vermeiden!

Gregor Strasser, Bronschhofen (St. Gallen)

Mit Nationalrat Johann Schneider-Ammann tritt eine Persönlichkeit in den Bundesrat, die weit über die Parteigrenzen hinaus geschätzt wird. Ein breiter Fächer an Fähigkeiten hat die Bundesversammlung überzeugt: Schneider-Ammanns langjährige Erfahrung als Nationalrat, seine ausgewiesenen Führungskompetenzen als Unternehmer, seine Überzeugungskraft sowie das glaubwürdige Bekenntnis zur Kollegialität und Stabilität unseres Landes. Schneider-Ammann ist eine starke Führungsperson mit tiefen liberalen Überzeugungen.Als Nationalrat hat sich Schneider-Ammann profunde Kenntnisse der Dossiers und Abläufe angeeignet und ein breites politisches Kontaktnetz geknüpft. In seiner unternehmerischen Karriere sowie in den leitenden Gremien von Swissmem und Economiesuisse hat er jahrelang seine Führungsverantwortung unter Beweis gestellt und sich für den Wirtschaftsstandort Schweiz und seine Arbeitsplätze eingesetzt. In seinen Unternehmen hat er selber mehrere tausend neue Stellen geschaffen. Die Bündner FDP ist stolz, ihre liberalen Werte und Überzeugungen von ihm im Bundesrat vertreten zu wissen. Die Übernahme dieses Amtes durch einen erfolgreichen Unternehmer ist ein starkes und nötiges Bekenntnis zum Milizsystem. Für seine künftigen Aufgaben wünscht die FDP Graubünden ihrem neuen Bundesrat viel Kraft und Durchsetzungsvermögen.Die Vereinigte Bundesversammlung hat mit der Wahl von Schneider-Ammann ein klares Bekenntnis zu Konkordanz und Stabilität der Schweizer Institutionen abgegeben. Sie anerkannte zudem den ausgewiesenen Anspruch der FDP.Die Liberalen als klar drittstärkste Partei mit 17,7 Prozent Wähleranteil auf zwei Bundesratssitze. Dies zeigt auch, wie wichtig der von der FDP verkörperte liberale Pol für die Schweiz ist – für mehr Arbeitsplätze, für die Sicherung unserer Sozialwerke und für einen schlanken Staat ohne wuchernde Bürokratie.Dank und Anerkennung gebührt auch der zweiten FDP-Kandidatin, Karin Keller-Sutter. Sie hat sich in diesem politischen Duell kompetent und sehr fair verhalten. Die Bündner FDP ist froh, solche Persönlichkeiten in ihren Reihen zu wissen.

Silvio Zuccolini, Pressechef Bündner FDP, Scharans

Jetzt ist es auch im deutschsprachigen Raum amtlich. Nach dem kürzlichen Amoklauf im deutschen Lörrach versuchen Politik und Medien fieberhaft und auch hilflos Erklärungen zu finden zu etwas, was eigentlich gar nicht sein kann. So schreiben beispielsweise die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», der «Spiegel» und das ZDF auf ihren Homepages sinngemäss, dass Frauen weniger häufig zu Amokläuferinnen werden. Ihre innere Widerstandskraft, mit Kränkungen umzugehen, sei wesentlich höher.Selten so ein «Geblubbere» gehört. Es bleibt die Frage offen, welche Gutscheine für Schäferstündchen die zitierten Psychologen und Soziologen bei den ansässigen feministischen und profeministischen Gruppen dafür erhalten.Vielmehr ist es doch so: Vergleicht man die Beziehungsdramen, bei welchen einer der Partner den Kontakt zu seinem Kind verliert, mit der daraus resultierenden Ohnmachtsskala von null bis zehn, sind höchstwahrscheinlich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede auszumachen. Beide Geschlechter liegen bei weit über elf. Überträgt man nun den Schlüssel der anteilsmässigen dramatisch eingeschränkten Kontakte der Väter zu ihren Kindern, so erscheint das Verhältnis der Amokläufe der Männer gegenüber jenen der Frauen plötzlich in einem anderen Licht. Oder gilt dabei wieder, wie gesagt, was nicht sein kann, ist auch nicht?Am Tag zwei danach verstummen die Seelenprofis, und die Waffengegner melden sich zu Wort und mit ihnen die politischen Symptombekämpfer. Gefordert aber wäre die Politik im Bereich der Ursachen, nämlich der neuen Familienmodelle. Familienmodelle, in denen es nicht nur eins oder zehn gibt, sondern eben auch fünf. Die Fünf steht stellvertretend für 50 Prozent Kinderbetreuung und 50 Prozent Imagegewinn am Arbeitsplatz. Das bestehende Familienmodell hat im Gegensatz zur Waffe höchstens eine Lobby, ist also dementsprechend leichter und nachhaltiger zu ändern. Der Indikator für den Nutzen in der Gesellschaft und der Wirtschaft stünde im indirekten Verhältnis von Ohnmacht und Gewalt.

Peter Schleiss, Chur

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR