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Blüüs und Ballada in reinstem Khurertütsch

Einen künstlerischen Leckerbissen gab es am Freitag in Pontresina zu geniessen: Unter dem Titel «Öppadia» zogen die Bündner Hans Peter Gansner und Mario Giovanoli das Publikum in ihren Bann.

Südostschweiz
14.04.14 - 02:00 Uhr

Von Marina U. Fuchs

Pontresina. – Die Kulturkommission der Gemeinde Pontresina hat der Nachsaison mit dem Engagement von «Öppadia» ein Glanzlicht gesetzt. Viele Gäste kamen zwar nicht – aber wer dabei war, war begeistert. Künstler inbegriffen. Wer den Abend versäumt hat, kann übrigens die meisten der Khurertütsch geschriebenen Balladen und den begeisternden Blues dazu auf CD hören und die Texte auch gleich im Buch «Öppadia» nachlesen.

Mario Giovanoli und Hans Peter Gansner kennen sich bereits seit ihrer Schulzeit in Chur, sie sind im selben Jahr geboren. «Gemeinsam mit Hans Danuser waren wir ein infernalisches Trio», erzählte Giovanoli. Für «Öppadia» kam es zu einer Zusammenarbeit der drei Freunde.

Ausgezeichnete Künstler

Von Fotokünstler Danuser stammt das Titelbild des Buches «Öppadia». Gansners Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, Theater und Theatertexte sowie Übersetzungen. Der Künstler, der heute in Genf lebt, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter – gemeinsam mit Giovanoli – 2009 mit dem Preis für professionelles Kulturschaffen in Graubünden.

Die musikalische Bandbreite des Komponisten, Multiinstrumentalisten und Texters Giovanoli reicht von Kammermusik bis Hardrock. Er studierte Querflöte, arbeitete als Theatermusiker und Singlehrer und gibt Konzerte mit den unterschiedlichsten Formationen. Giovanoli komponiert Kammer- und Orchestermusik ebenso wie Stücke für Animationsfilme, Internet und Werbung und wurde mit verschiedenen Auszeichnungen bedacht.

Blues, Ballade und der Dialekt

«Bei den khuurertütscha Blüüs interessierte mich die Übertragung der typischen Blues-Befindlichkeiten des Happy Blues und des Sad Blues in eine regionale Schweizer Mundart», schreibt Gansner im Vorwort des Buches. Ihm war es wichtig, dem Churerdialekt die deutsche Balladenform zu öffnen und so den Bruch mit der Klassik zu vollziehen, nicht aber ohne die Qualität der Form weiter zu pflegen.

Gansner steht nach eigener Aussage in seinen Texten Friedrich Nietzsche nahe, bei den Reimen seinen Vorbildern Heinrich Heine und Kurt Tucholsky. In seinen Texten voller Sprachwitz, Sarkasmus, Melancholie und Selbstironie geht es um Bündner Sagen und Legenden, ohne jedoch aktuelle Themen auszusparen.

Die Kombination von Gansners Lyrik und Giovanolis Kompositionen und Instrumentalkünsten auf Gitarre, Flöten, Saxofon, Bongos, Maultrommel und Schellenring schafft eine spezielle, intensive Stimmung. «Dr Alpa-Bluus», der zu Beginn des Konzertabends gespielt wurde, überraschte mit Sprechgesang, Gelesenem und Saxofonklängen. «D Ballada vur Senna-Poppa» wurde von der Maultrommel eindrücklich illustriert, während bei «D Ballada vu da Wilda Mannli» Giovanolis Stimme ins Spiel kam.

Die Verschmelzung von Gesang, Text und Tönen führte zu einer eindrücklichen Symbiose. Giovanoli gelang es, Stimmungen zu verstärken, ins Gegenteil zu verkehren und die Texte perfekt zu ergänzen. Die vom Publikum geforderten Zugaben drehten sich um den Hund – «Dr Hunde- pföötli-Bluus» und «Postkacktum» schlossen den vergnüglichen und auch nachdenklich machenden Abend ab.

«Öppadia – Khuurertütschi Blüüs und Ballada»: Buch mit Audio-CD, H. P. Gansner (Texte) und Mario Giovanoli (Musik), Edition Signathur, 74 Seiten, 23. 90 Franken.

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