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Bündner Urkultur in Festtagstracht

Bei schönstem Herbstwetter fand gestern in Landquart der 37. Bündner Jodlertag statt. Eingeladen hatte der Jodelclub Hochwang Igis-Landquart. Präsentiert wurde ein Stück gelebte Bündner Tradition – musikalisch farbenprächtig und fröhlich.

Südostschweiz
10.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Maya Höneisen (Text) und Rolf Canal (Bilder)

Landquart. – Aus dem ganzen Kanton kamen sie gestern zusammen: In farbenprächtigen Trachten trafen sich Jodlerinnen und Jodler, Alphornbläser und Fahnenschwinger im katholischen Pfarreizentrum in Landquart zum 37. Bündner Jodlertag.Kurz vor elf Uhr wurden bei schönstem Herbstwetter vor dem Zentrum noch die Festtische dekoriert, im Entree das Kuchenbuffet aufgebaut und die ersten Würste auf den Grill gelegt. Es sollte alles bereit sein beim Eintreffen der geladenen Gäste und der teilnehmenden Formationen. Es gehe darum, der Bevölkerung das Volkstum musikalisch näherzubringen, um ungezwungenes Singen ohne Wertung, um Kameradschaft, erklärte OK-Präsident Edwin Büsser, selbst Jodler und aktives Ehrenmitglied des Jodelclub Hochwang Igis-Landquart. Nach einem Jahr Vorbereitungszeit freue er sich nun, dass das Treffen bei schönstem Herbstwetter stattfinde.

Ein «Eidgenössisches» in Davos?

In strahlend guter Laune traf kurz vor zwölf auch die Zentralpräsidentin des Eidgenössischen Jodlerverbandes, Karin Niederberger mit Tochter, ein. Auf das nächste Eidgenössische Jodlerfest im Jahr 2014 angesprochen, meinte sie, der Vorschlag zum Austragungsort Davos würde an der nächsten Delegiertenversammlung des Ostschweizer Jodlerverbandes eingereicht, entscheiden würde dann der eidgenössische Verband. Sicher sei noch nichts, aber vieles auf gutem Weg. «Wäre doch toll, oder nicht?» strahlte sie und verschwand samt Festtagsstimmung und Tochter in den anwesenden Ehrengästen. Dieselben, unter ihnen Standespräsidentin Christina Bucher-Brini, hatten sich bereits zu einem Apéro zusammengefunden.

Feinste Stoffe und Stickereien ...

Draussen an der Sonne trafen indessen nach und nach die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, erwartungsvolle, freudige Gesichter überall, Begrüssungen hier und dort. Die Festbänke füllten sich mit Sängerinnen und Sängern in aufwendig genähten und bestickten Trachten. Die Rheinwaldner Festtagstracht heimste Komplimente ein, tatsächlich war sie ein einziges Kunstwerk: kostbares Leinen und feinste Seide, verziert mit prächtigen, farbigen Stickereien. Neben ihr fiel die sarganserländische Festtagstracht durch ihre mit goldenen Pailletten bestickte grosse Haube auf, ein filigranes Meisterwerk. In einzelnen Regionen würden diese Hauben aus Rosshaar geflochten, erklärte die Trägerin.Während vor dem Zentrum die Stimmung stieg, büffelte Karin Niederbergers Tochter Gina in der Eingangshalle Sätze zur Moderation. Sie helfe ihrer Mutter bei der Ansage der einzelnen Darbietungen, erzählte sie. 30 Formationen mit Lieder-, Jodel- und Alphorn-Beiträgen stünden am Nachmittag auf dem Programm.

... und das «Cappedüsli»

In seiner offiziellen Ansprache begrüsste Luzi Kindschi, Präsident des Bündner Jodlerverbandes, die Teilnehmer aus den Talschaften sowie die Ehrengäste und bedankte sich beim OK und den Helfern für die Organisation des Anlasses. Anschliessend folgte das Eröffnungslied. Unter der Leitung von Karin Niederberger schallte «A geschänkte Tag» aus rund 150 Kehlen über den Platz.Und nach diesem Tag ist der Schreiberin nun auch klar, was ein «Cappedüsli» ist: Nämlich das kecke Häubchen, das im Haar der Trachtenträgerin festgesteckt ist und erstaunlicherweise nie verrutscht.

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