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Auktionshaus Rapp in Wil: Wo Gold zu Geld wird

Mit seltenen Briefmarken und ganzen Sammlungen ist das Auktionshaus Rapp gross geworden. Eine immer grössere Rolle spielt jedoch die Versteigerung von Münzen.

Südostschweiz
25.05.13 - 02:00 Uhr

Von Thomas Griesser Kym

Wil. – Alle 18 Monate wird das sankt-gallische Wil zum Mekka für Briefmarken- und Münzensammler aus aller Welt. Kommende Woche ist es wieder so weit: Das Auktionshaus Rapp lädt ein zu einer der weltweit bedeutendsten Versteigerungen auf dem Gebiet der Philatelie und der Numismatik. Im Schnitt kamen in den letzten Jahren Raritäten unter den Hammer, die für zehn bis 18 Millionen Franken den Besitzer wechselten.

Mit der Auktion von Briefmarken, von Einzelstücken bis zu ganzen Sammlungen, ist Rapp im 43. Jahr. Dagegen wird das Feld der Numismatik erst seit ein paar Jahren beackert. «Mitte des letzten Jahrzehnts haben wir erstmals eine Münze versteigert», erinnert sich Geschäftsleiterin Marianne Rapp Ohmann – obwohl ihr schon früher wiederholt Münzen angeboten worden waren. Ihr Zuwarten erklärt Rapp damit, dass «wir in der Numismatik keine Fachleute sind». Erst ein Hamburger Markenexperte, der für Rapp arbeitet und sich auch mit Münzen auskennt, bewog Rapp zum Umdenken. Zumal die Chefin Synergien erkannte: «Viele Sammler sammeln Marken und Münzen.»

Zwei Arten von Münzen

An der bevorstehenden Versteigerung ist der erste Tag für Münzen reserviert: Am Montag sind allein 1500 Goldmünzen und -medaillen im Angebot. Rapp Ohmann unterscheidet dabei zwischen Anlagemünzen und numismatischen Stücken. Anlagemünzen sind Geldstücke, die man etwa am Bankschalter zum Tageskurs kaufen kann. Beispiele sind das Goldvreneli, der südafrikanische Krügerrand, der kanadische Maple Leaf oder der Wiener Philharmoniker. Ihr Preis richtet sich in erster Linie nach dem Goldpreis. Ergo haben Anlagemünzen im April, als der Goldpreis innert zweier Tage um 15 Prozent auf 1322 Dollar je Unze fiel, an Wert verloren. Aktuell hat der Goldpreis wieder auf gegen 1400 Dollar zugelegt.

Der Wert numismatischer Stücke dagegen bestimmt sich nach dem, was Sammler bereit sind zu bezahlen. Wie bei Marken gilt: «Wertvoll ist, was rar ist und gut erhalten», sagt Rapp Ohmann. Ein Beispiel ist der Portugaleser, ein anderes das 20-Mark-Stück aus Deutsch-Neuguinea. Während ein solches vor zehn Jahren für 9000 Franken zu haben war, zahlte an Rapps Auktion 2011 ein Sammler 33 600 Franken. Bei den Goldvreneli gibt es sowohl Anlagemünzen wie numismatische Stücke. Echte Sammlerstücke sind etwa die 100-Franken-Vreneli oder, noch viel rarer, das 20-Franken-Vreneli von 1897. Dieses wurde mit Tessiner Gold aus Gondo in einer Auflage von lediglich 29 Stück geprägt und ist im unzirkulierten, also neuwertigen Zustand um die 100 000 Franken wert. Sämtliche 20-Franken-Vreneli dagegen, die von 1898 bis 1949 geprägt wurden, kosten um die 300 Franken.

Was rät Rapp Ohmann Menschen, die mit dem Sammeln von Münzen beginnen wollen? «Ich würde mit Anlagemünzen anfangen. Sie sind schön, und man weiss, was man für sein Geld bekommt.» Numismatische Stücke dagegen «erfordern Sachkenntnis oder einen guten Berater.» Kein Thema sind für sie Numisbriefe – Ersttagsbriefe mit eingefasster Münze: «Für echte Sammler ist das Tand.»

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