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Auf der Spielwiese zurück in den professionellen Fussball

Yusuf Akyer hat am Mittwoch mit einem Tor im Dress von Chur 97 debütiert. Der Effekt fürs Team blieb angesichts einer 1:5-Klatsche beim SV Schaffhausen indes gering. «Jetzt müssen wir halt zu Hause drei Punkte einfahren», sagt Akyer.

Südostschweiz
25.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Johannes Kaufmann

Fussball. – Chur 97 ist definitiv nicht die Wunschdestination des Fussballspielers Yusuf Akyer. Dafür ist das altehrwürdige, oder wie böse Zungen sagen baufällige Stadion an der Ringstrasse ein Ort mit viel zu wenig Glamour. Und nach dem sofortigen Fall zurück in die 2. Liga interregional sowie einer noch rigoroseren «Regionalisierung» bietet der Hausherr längst keine finanziell lukrative Spielwiese mehr für auswärtiges Personal. Akyer, der sich als professioneller Fussballspieler bezeichnet, ist trotzdem gekommen. Vor zwei Wochen unterzeichnete der schweizerisch-türkische Doppelbürger aus Trübbach einen Kontrakt bis zur Winterpause.Dies ist ein Rückschritt in der Karriere des 23-jährigen Fussballprofis, der in der letzten Saison noch beim FC Vaduz in der Challenge League gekickt hatte. Doch der Durchbruch blieb aus. «Ich kam mit Trainer Pierre Littbarski nicht zurecht», sagt Akyer. Er habe kaum gespielt. Dann habe sich nach dem Trainerwechsel seine Lage zwar verbessert. «Der neue Vorstand plante jedoch nicht mehr mit mir.» Es war dies auch das vorzeitige Ende eines Traums. Der Rheintaler hatte den Grossteil seiner fussballerischen Ausbilung in den Auswahlteams des Liechtensteiner Verbandes absolviert und war danach mit 17 Jahren früh ins Fanionteam des FC Balzers aufgerückt. «Klar, ist da ein Profivertrag in Vaduz das grosse Ziel.»

Zarns Hartnäckigkeit

Akyers Ausmusterung blieb Churs neuem Spielertrainer Marius Zarn, einem langjährigen Vaduzer Spieler, nicht verborgen. Als sich vor der Saison mit Mahmoud Abdulla der kreativste Offensivspieler aus Chur via Kurz-Zwischenstation Freienbach nach Ems verabschiedet hatte, machte sich Zarn auf die Suche nach valablem Ersatz. Ayker, ein ebenso technisch versierter Offensivakteur wie Abdulla, nahm früh einen Top-Platz auf der Wunschliste ein. Akyer bestritt Probetrainings und absolvierte auch zwei vorsaisonale Testspiele. Zu einem Bekenntnis pro Chur 97 konnte er sich aber nicht durchringen. «Ich wollte im profesionellen Fussball bleiben», sagt er.Akyers Reise ging weiter. Selbst in der zweiten Heimat Türkei spielte er vor – bei einem Verein der zweithöchsten Division. Ein Engagement ergab sich nicht. Aus der Challenge League waren es Chiasso und Stade Nyonnais, die sich laut Ayker für seine Dienste interessiert hätten. «Beide Vereine boten mir bloss einen Vertrag bis zur Winterpause an. Ich wollte aber eine gewisse Planungssicherheit.»Diese Konstellation hat Chur 97 temporär einen für diese Spielklasse aussergewöhnlich begabten Fussballer beschert. Weshalb ausgerechnet Chur? «Marius Zarn hat sich über Wochen intensiv um meine Dienste bemüht», erklärt Akyer. Diese Hartnäckigkeit habe ihm imponiert. Trotzdem: Im Winter will er seine Koffer wieder packen. Zusammen mit seinem Berater soll der zweite, diesmal erfolgreiche Anlauf zurück ins Profimetier orchestriert werden.

Viel Frust in Schaffhausen

Zum Einstand im Churer Dress schoss Akyer am Mittwoch beim Nachtragsspiel beim SV Schaffhausen sogleich ein Tor. Die Freude darüber fiel verhalten aus, denn die Partie ging gleich mit 1:5 verloren. «Wir blieben unter unseren Möglichkeiten», ist Akyer überzeugt. Wo liegen Churs Probleme? «Die Defensivleistung muss besser werden. 15 Gegentreffer in sechs Partien sind viel zu viel.» Akyer agierte rechts im Mittelfeld, versteht sich aber eher als Mann für die Sturmspitze. Nach dem verpatzten Debüt steigt der Druck für sein erstes Heimspiel heute gegen den Aufsteiger aus Seuzach (17 Uhr). «Drei Punkte sind Pflicht», mahnt er.Akyers Leistungen in der 2. Liga interregional werden nicht darüber richten, ob er sich wieder für höhere Weihen aufdrängen kann. Dafür steht die 2. Liga interregional zu wenig im Fokus. «Ich muss mich fit halten und benötige Wettkampfpraxis», sagt er. Die neue Spielklasse bescherte ihm immerhin einst auch die persönliche Sternstunde als Fussballer. «Mit 18 Jahren habe ich in dieser Liga mit Balzers gegen Sementina fünf Tore erzielt», sagt er mit einem Strahlen im Gesicht. Die mässig in die Gänge gekommenen «97er» hätten nichts gegen die Wiederholung dieses Husarenstücks einzuwenden.

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