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Atelierleben statt Schulbänke

Eine Woche lang arbeitet die 6. Klasse des Schulhauses Masans in der Lithografie- und Radierwerkstatt im Schloss Haldenstein. Mit ihrer Lehrerin Angela Rüegg und der Künstlerin Nubia Landell bereiten sie eine Vernissage vor.

Südostschweiz
03.04.14 - 02:00 Uhr

Kerstin Hasse

In dem sonnigen Innenhof des Schlosses Haldenstein herrscht an diesem sonnigen Nachmittag Trubel. Die Sechstklässer des Schulhauses Masans sind eine Woche lang jeden Nachmittag Atelierhelfer von Nubia Landell in ihrer Lithografie- und Radierwerkstatt. Zusammen mit ihrer Lehrerin Angela Rüegg widmen sie sich der Radiertechnik. Die Kinder sonnen im Innenhof, während sie an ihren Entwürfen arbeiten, sie laufen lachend mit ihren schwarzen Händen durch den Hof, sie schrubben hoch konzentriert ihre Zinkplatten und tragen ihre Werke stolz in ein Hinterzimmer des Ateliers. Die Projektwoche ist durch die Initiative von Rüegg und Landell entstanden. «Unser Ziel war es, den Schülern für einmal eine komplett andere Art von Arbeit näher zu bringen. Sie lernen den Alltag im Atelier kennen, sie begegnen komplett neuen Gerüchen, arbeiten mit neuen Materialen und das Erlebnis, in den Schlossmauern zu sein, ist auch beeindruckend», sagt Rüegg.

Volles Atelier

Wie Landell erklärt, wurde das Radierverfahren für die Kinder angepasst. Es können keine toxischen Dämpfe entstehen, da die Säuren durch Kupfersulfat ersetzt wurden. «So können die Kinder problemlos mit dieser Technik arbeiten», sagt die Künstlerin. Auf Zinkplatten ritzen die Kinder Muster, Zeichnungen oder Wörter ein. Und wie ein Besuch in der Werkstatt zeigt, ist das gar nicht so einfach. «Man muss darauf achten, dass alle Schriften spiegelverkehrt sind», sagt die Schülerin Jessica Nay. Bei ihrem ersten Versuch sei das nicht immer geglückt, aber inzwischen habe sie dazugelernt. Ihre Platte mit der sich immer wiederholenden Aufschrift «Love» und einigen Herzen ist diesmal gelungen. «Ich habe es mit einem Entwurf geübt», so die Schülerin.

Die Platten werden nach dem Einritzen geätzt, dann gereinigt, übermalt und anschliessend auf ein angefeuchtetes Tiefdruckpapier gedruckt. Die Druckfarbe aus den Vertiefungen zeichnet sich somit auf dem Papier ab. Mit grosser Konzentration übermalt Nay ihre Platte, Landell steht ihr dabei zur Seite. «Die Arbeit mit den Kindern ist grossartig – auch wenn dauernd irgendwo irgendein Kind wartet oder etwas fragt, oder um etwas bittet», sagt die Künstlerin und lacht. «Aber es ist einfach toll, dass die Werkstatt so voll von Kindern ist – ich habe das noch nie so erlebt.»

Vorbereitung auf die Vernissage

Landell zeigt Nay, wie sie sich vor die Presse hinstellen muss. Angestrengt dreht Nay dann die Hebel der Druckerpresse um. «Sehr gut, immer weiter drehen», ermutigt sie Landell. Nay dreht und dreht und dreht und hält dann ihren persönlichen Druck in den Händen.

Teil der Projektwoche ist nicht nur das Herstellen der Drucke, sondern auch eine Vernissage der Werke am Freitag im Schloss Haldenstein. «Teil des Projektes war auch die Vorbereitung auf diese Vernissage. Im Unterricht haben wir uns überlegt, was es für so eine Ausstellung braucht, wir haben ein Konzept ausgearbeitet», sagt Rüegg. Die Einladungen für die Vernissage sind ebenfalls Drucke, die innerhalb der Woche hergestellt wurden. Die Schüler haben teils feine Muster mit zarten Linien und kleinen Details gedruckt, aber auch mit Symbolen wie Federn oder Herzen gearbeitet.

Heute Nachmittag wird fertig gedruckt, morgen wird die Klasse dann die Ausstellung vorbereiten. Auf den Besuch von Eltern und Freunden freuen sie sich. «Wir haben ja die ganze Woche dafür gearbeitet», sagt Nay.

Die Vernissage der 6. Klasse findet am Freitag, 4. April, um 17 Uhr im Schloss Haldenstein statt.

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