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Ärger um Dorfkerngestaltung bevor es überhaupt los geht

Der Eschenbacher Dorfkern soll umgestaltet werden. Wie er in Zukunft aussehen könnte, verrät der Gemeinderat am Donnerstag. Er hat die Bürger zu einem Informationsabend eingeladen. Absichtlich viel zu spät, sagen einige von ihnen.

Südostschweiz
27.06.12 - 02:00 Uhr

Von Anina Peter

Eschenbach. – Für den Eschenbacher Ivo Kuster ist klar: «Das ist eine Frechheit!» Der angehende Sozialarbeiter meint damit die Einladung zur Informationsveranstaltung «Dorfkerngestaltung», die morgen stattfindet. Gerade mal eine Woche vor dem Termin wurden die Eschenbacher Bürger darüber informiert.

«Viel zu spät», ärgert sich Kuster, «eigentlich müsste die Veranstaltung verschoben werden.» Auch weitere Bürger haben sich bei der «Südostschweiz» über die Informationspolitik der Gemeinde beschwert.

Um teilnehmen zu können, musste Kuster berufliche Termine absagen. Und wie ihm, gehe es bestimmt auch noch anderen. Ein weiteres Ärgernis ist für ihn, dass die Projektstudie oder ein Programm nirgends einsehbar ist. «Es fehlt an Informationen, trotzdem sollen wir am Donnerstag Fragen stellen.» Damit erreiche man nur, was politisch am einfachsten sei: «Keiner traut sich, sich zu äussern.»

Der Vorfall hat Kuster aufgeweckt. In einem Schreiben an die Eschenbacher Bürger und den Gemeinderat macht er seinem Ärger Luft. «Vielleicht ist das Kalkül», schreibt Kuster, «je später man einlädt, desto weniger kommen.» Und: Desto weniger habe die Meinung der Bürger ein Gewicht. Genau das sei das Problem von Eschenbach. «Mitsprache ist hier nur eine Phrase», sagt Kuster, «sollte aber Grundhaltung der Gemeinde sein.»

Keine Gemeinde legt Studien auf

Josef Blöchlinger, Gemeindepräsident von Eschenbach, versteht den Unmut nicht. «Acht Tage Vorlaufzeit sind vollkommen in Ordnung bei einer Informationsveranstaltung», meint er. Fügt aber hinzu: «Vielleicht hätten es auch zehn Tage sein dürfen.» Der Termin sei zwar schon im Mai festgelegt worden. Aber Veranstaltungen zu früh anzukündigen, sei auch nicht immer sinnvoll, da diese oftmals wieder vergessen gehen würden.

Am Donnerstag gehe es um eine abschliessende Information bezüglich der Dorfkerngestaltung. Seit 2009 hätten immer wieder Veranstaltungen für und mit den Bürgern stattgefunden. Auch den direkten Anwohnern habe man das mögliche Projekt vorgestellt.

Kuster ist selbst Anwohner des Dorfkerns und somit von der Umgestaltung direkt betroffen. «Kontakt aufgenommen hat aber nie jemand.» Niemand wisse, was in den zwei Jahren geplant wurde, obwohl das Gespräch mit den Anwohnern in Aussicht gestellt worden sei. Blöchlinger erklärt, dass man im Vorfeld nicht anders informieren könne. Man sei ja erst in der Phase der Projektstudie. «Keine Gemeinde legt Studien auf, das macht man halt einfach nicht», findet Blöchlinger. Den Bürgern werde an der Veranstaltung der mögliche Lösungsvorschlag aufgezeigt. «Sie werden informiert und können Fragen stellen.»

Dass sich Leute über diese Informationspolitik ärgern, stört Blöchlinger nicht. «Das sind freie Bürgermeinungen», sagt er, «Exponenten, die das halt etwas überspitzt sehen.»

Er stehe mit den Vorwürfen nicht alleine da, erklärt Kuster. Von verschiedenen Seiten habe er Unterstützung und Zustimmung erhalten. Nur: «Es traut sich niemand, etwas zu sagen.» Wer länger hier wohne oder arbeite, wisse: «Es ist besser, den Ball flach zu halten.» Trotzdem hat er bisher auf sein Schreiben keine Reaktion von der Gemeinde bekommen. «Ich will auch keine Stellungsnahme, ich fordere Mitsprache», erklärt Kuster. Diese Forderung hat Kuster schon einmal gestellt. Und zwar nach dem Fusionsbeschluss. Er setzte sich mit der IG Jugendmitsprache dafür ein, dass die Jugend in die neue Gemeindeordnung aufgenommen wird.

Trotz Fusion im Alleingang

Auch ein Dorn im Auge, ist Kuster der Ausschluss von St.Gallenkappel und Goldingen von der Veranstaltung. Denn schliesslich werde es in Zukunft ja auch ihr Dorfkern sein.

Blöchlinger lässt sich auch hier keine Vorwürfe machen. «Das Projekt betrifft nur Eschenbach.» Im Rahmen der Fusionsvorbereitungen habe man die «Hausaufgaben» aller drei Gemeinden festgelegt. Dazu gehöre in Eschenbach die Dorfkerngestaltung. Die Kosten seien in die gemeinsame Investitionsplanung eingeflossen. «Ausserdem haben die anderen Gemeinden ebenfalls Bauprojekte, die wir mitbezahlen werden, aber nicht dreinreden.»

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