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Andrea Jost und ihre Männer

«Scha-haatz, findest du mich eigentlich schön?» fragt sie ihren Mann, der in seiner Zeitung blättert. Er reagiert mit einem knappen: «Hmm?» Sie erneut:

Südostschweiz
20.01.13 - 01:00 Uhr

Von Hanspeter Hänni

«Findest du mich schön?» Er: «Hmm?» Sie: «Was?» Er: «Was?» Sie: «Ob du mich schön findest. Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?» Er: «Ja.» Sie: «Was ja?» Er: «Ja, ich höre dir zu.» Sie: «Ach, und wie war meine Frage?» Er: «Ob ich dir zuhöre.» Sie: «Nein, die davor.» Er: «Hmm?» Sie: «Ob du mich schön findest!» Er: «Ach so.» Sie: «Und?» Er: «Was?»

Erfahreneren Ehepaaren dürfte diese Art von «Kommunikation» ebenso vertraut vorkommen wie deren Folgen. Ein gefundenes Fressen bilden derartige Lebenssituationen für Andrea Jost vom Ensemble Satie’s Fraktion, das am Freitagabend in der Klibühni in Chur gastiert hat.

Satie’s Fraktion, das sind die umtriebige Sprecherin Jost und die vier Jazzmusiker Dani Baschnagel (Trompete und Flügelhorn), Daniel Frei (Sopran- und Tenorsax), Egon Rietmann (Baritonsax) und Curdin Janett (Akkordeon). In Chur haben sie das aktuelle Programm «Liebe, Lust und Lebertran» vorgestellt, in dem es gemäss Ankündigung um «musikalisch und wortreich vergiftete Liebeleien» geht, «zuckersüss und bitterbös».

Begleitet von einem satten Bläsersatz und Janetts mitunter filigranen Orgelklängen hangelt sich Theaterfrau Andrea Jost durch das Dickicht menschlicher Beziehungen. Ihre wortreichen, vertrackten und nicht selten sich reimenden Betrachtungen kennen kaum Tabus. Egal, ob die Zuneigung durch die Blume kundgetan wurde, die Liebe durch den Magen geführt hat oder letztlich zum bitteren Drama verkommen ist, Jost lässt keine Zweifel darüber offen, bei Bedarf auch zur perfekten «Mordsidee» zu greifen. Untermalt von Augenzwinkern und einem schaurig-schönen und schrägen Trauermarsch.

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