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Als vor 70 Jahren der Calanda brannte

Heute vor 70 Jahren brannte der Calanda. Die Spuren der Feuersbrunst sind bis heute zu sehen.

Südostschweiz
20.08.13 - 02:00 Uhr

Von Kerstin Hasse

Der Sommer 1943 war ein heisser. Eine Trockenperiode zerrte an den Bewohnern des Churer Rheintals, der Krieg sorgte für Unruhen im Land. Dann am 20. August brach am Calanda ein Feuer aus. Drei Tage und drei Nächte lange wüteten die Flammen am Calanda.

Rekruten der Churer «RS für schwere Waffen» hatten auf dem eidgenössischen Schiessplatz Rossboden eine Schiessübung mit Leuchtspurmunition durchgeführt. Ein Geschoss wurde am Fuss der Felswand von Malabiel abgelenkt und landete in ausgedörrtem Gras. Die ersten Flammen konnten zwar wieder gelöscht werden, doch der Föhn sorgte dafür, dass sich in kürzester Zeit auf der gesamten Calandaflanke ein Feuer entfachte. Das «Bündner Tagblatt» berichtete damals am 21. August von den haushohen Feuerstössen, die zum Himmel emporstiegen: «Der unheimlich rasch sich ausdehnende Waldbrand wurde vom grossen Teil der Churer Einwohnerschaft gestern den ganzen Tag in seinen einzelnen Phasen verfolgt. Nach Einbruch der Nacht leuchteten die zahlreichen Brandherde am Calanda wie riesige Augustfeuer über das Tal.»

Die Narben sind noch sichtbar

Noch heute sind die Narben, die der Brand am Calanda hinterliess, sichtbar. Stefan Becker, Revierförster von Haldenstein, kümmerte sich seit seinem Amtsantritt vor 20 Jahren intensiv um die Fläche, die damals vom Feuer heimgesucht wurde. Etwa 50 Hektaren konnten bis heute nicht wieder aufgeforstet werden, der Boden ist bis auf den Felsen erodiert, alte Baumstümpfe erinnern an die Feuersbrunst. Auf etwa 200 Hektaren gelang die Wiederaufforstung jedoch. «Deswegen haben wir heute am Südhang einen so grossen, jungen und stabilen Wald», sagt Becker. Ein Waldstück, das aus lauter gleichaltrigen Bäumen bestehe, sei eine Seltenheit, weil es in der Natur keine solchen grossen Kahlschläge gebe. Intensiv sei der Forst in den letzten 70 Jahren betreut worden. «Nun sind wir so weit, dass wir die Bäume der Natur überlassen können.» Viele Leute hätten den Calandabrand vergessen. «Wer aber genau hinschaut, sieht die Narben von damals noch heute am Berg.»

Der Regen brachte Erlösung

Das Feuer liess sich damals kaum bekämpfen, die Trockenperiode hatte zu einem starken Wassermangel geführt. Als sich die Situation weiter zuspitzte, waren über 3600 Männer im Einsatz, auf Pferden und Motorfahrzeugen, ausgerüstet mit Pickel und Schaufeln und Eisenrechen. «Mit Sprengungen und Aufwerfen von Gräben konnte das Feuer an manchen Stellen eingedämmt werden», schrieb das «Bündner Tagblatt» am 23. August. Doch all die Mühen halfen kaum, die Flammen breiteten sich weiter aus. Es war die Natur, die nach drei Tagen die erlösende Hilfe brachte. Am 23. August brach kurz nach Mitternacht der Föhn zusammen und es setzte Regen ein.

Zurück blieb ein Bild der Verwüstung: Mehrere Hundert Hektaren Wald und Weide wurden von dem Feuer zerstört. Betroffen waren vor allem Föhrenbestände. Die grosse Katastrophe trat dank des Regens nicht ein – die Bewohner kamen mit dem Schrecken davon.

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