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«Top Bergell» unter den «Top drei»

Der Projektwettbewerb «Top Wald» des Amtes für Wald Graubünden hatte zum Ziel, optimale Betriebsstrukturen der Forstbetriebe im Kanton zu fördern. Einer der drei Hauptgewinner war der Forst- und Werkbetrieb Bergell.

Südostschweiz
10.10.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Regina Weber

Vicosoprano. – Die Gesamtheit der Schweizer Forstbetriebe schreibt trotz gestiegener Nachfrage und Preise auf dem Holzmarkt nach wie vor Verluste. Diese werden bisher von den Waldeigentümern getragen. In zwei von drei Fällen ist dies die öffentliche Hand. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Forstbetriebe Verluste erwirtschaftet, lässt sich durch Strukturprobleme weitgehend erklären. Problematisch sind vor allem die kleinen Betriebsgrössen. Diese betragen im öffentlichen Wald durchschnittlich 238 Hektaren und im Privatwald 1,44 Hektaren. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Betriebsgrösse und Bewirtschaftungskosten. Zusätzlich ist es für die Betriebe oft schwierig, den geringen Holzanfall professionell zu vermarkten. Um der kleinräumigen Struktur in der Schweizer Waldwirtschaft zu begegnen, bieten sich verschiedene Formen intensiverer überbetrieblicher Zusammenarbeit sowohl in der Waldbewirtschaftung als auch beim Holzverkauf als Erfolg versprechende Massnahmen an.

20 000 Franken Preisgeld

Der Bund unterstützt Zusammenschlüsse von Forstbetrieben zu optimalen Bewirtschaftungseinheiten. Die Aufteilung der Mittel auf sinnvolle Projekte obliegt den Kantonen. Im Jahr 2009 hat das Amt für Wald deshalb einen Projektwettbewerb zur Förderung optimaler Betriebsstrukturen bei der Waldbewirtschaftung im Kanton lanciert. Die Forstbetriebe sollten ihre Organisation und ihre Betriebsabläufe überdenken sowie Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Auch andere Betriebe sollten anschliessend von den Ergebnissen profitieren können. Im vergangenen Mai wurden drei Preisträger mit einem Betrag von je 20 000 Franken honoriert. Es handelte sich um die Gemeindebetriebe Crest Ault (zusammengesetzt aus den ehemaligen Forst- und Werkbetrieben der Gemeinden Bonaduz und Rhäzüns), den Forst- und Werkbetrieb Bergell und die Forstmaschinengemeinschaft Foppa. Einen speziellen Förderpreis der Jury erhielt das Projekt «Lehrverbund untere Surselva».

Gemeindefusion gab Ausschlag

Ausschlaggebend für die Reorganisation des Forst- und Werkbetriebs Bergell war der Fusionsbeschluss der fünf Gemeinden Bondo, Castasegna, Soglio, Stampa und Vicosoprano zu einer Gemeinde im Jahr 2009. Die Gemeinde Bregaglia ist seit Anfang 2010 in Kraft gesetzt. Bislang bestanden für die fünf öffentlichen Waldeigentümer drei Forst- und Werkbetriebe. Jeder Betrieb bildete gleichzeitig ein Forstrevier und wurde von einem Förster geleitet. In den vergangenen Jahren betrug die durchschnittliche Holznutzung 5656 Kubikmeter pro Jahr, was deutlich unter der potenziell nutzbaren Holzmenge von bisher 7130 Kubikmetern lag. Denn die aktuellen Daten der Waldinventur zeigen, dass Letztere voraussichtlich sogar auf 9000 bis 10 000 Kubikmeter erhöht werden kann. Die Holzbringung erfolgte mit einem Landwirtschaftstraktor mit einfacher Forstausrüstung respektive mit einem Langstreckenseilkran oder per Helikopter.

Projekt «Top Bergell»

Durch die Gemeindefusion gibt es nun nur noch einen öffentlichen Waldeigentümer. Die bisherigen drei Forstreviere werden nach Abschluss einer Leistungsvereinbarung mit dem Amt für Wald zu einem einzigen Revier zusammengefasst. Die Försteradministration, die nur noch einfach statt dreifach geführt wird, übernimmt die Gemeindekanzlei. So lässt sich mindestens ein halbes Försterpensum einsparen. In Vicosoprano entsteht durch die Ergänzung des Gemeindemagazins mit einem Neubau ein zentraler Werkhof. Das ermöglicht die Stilllegung von 16 der aktuell 31 Magazine und Depots in einer ersten Phase. Des Weiteren soll ein moderner Forstschlepper angeschafft werden. Damit lässt sich die vorgesehene Ausschöpfung der potenziell nutzbaren Holzmenge effizient realisieren, wie ein Testeinsatz im vergangenen Winter gezeigt hat. Laut Projektbericht sind durch die Reorganisation mittelfristig Einsparungen bis zu 250 000 Franken möglich.Curdin Mengelt, Regionalforstingenieur vom Amt für Wald, betont, das Projekt befinde sich in der Phase der Umsetzung. Diese werde wohl etwas mehr Zeit beanspruchen als geplant, aber die Richtung stimme.

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